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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Söderhofer ihn heute Morgen nicht wie sonst so oft nach dem Wohlergehen seiner nicht existenten Söhne gefragt.
    Er bat bei der Bereitschaft um die Mitarbeit eines weiteren Kollegen, hatte kurz darauf Stefan Aupperle am Apparat. »Es geht um den Fall Hessler. Lies dich bitte in die Ermittlungen ein. Dolde ist gerade dabei, dessen Handy wiederherzustellen. Ich muss wissen, mit wem der Mann zuletzt telefonierte. Könntest du dich darum kümmern?«
    Er erhielt Aupperles Zusage, gab die Nummer der Agentur Hesslers ein, kündigte der Sekretärin seinen sofortigen Besuch an. Raphaela Groll schien nicht überrascht, eher erleichtert, erwartete ihn dann dreißig Minuten später mit frisch gebrühtem Kaffee.
    »Wissen Sie, ich bin froh, dass Sie kommen«, empfing ihn die junge Frau an der Tür der Agentur, »ich weiß überhaupt nicht, wie es hier jetzt weitergeht.«
    Er reichte ihr die Hand, merkte an ihrer Körperhaltung und dem gegenüber dem Vortag deutlich veränderten Gesichtsausdruck, dass sie den ersten Schock über das Schicksal ihres Chefs überwunden zu haben schien. Sie trug zwar eine dunkle, der Situation angepasste Bluse, hatte ihre Haare zudem zu einem Kranz aufgesteckt, was ihrem Aussehen Reife und Ernsthaftigkeit verlieh, zeigte jedoch keinerlei Spuren mehr von Trauer oder Tränen, sondern wartete ihrem Besucher mit einem freundlichen, völlig unverkrampft wirkenden Lächeln auf.
    Braig ließ sich wie am Vortag in Hesslers Empfangsraum führen, nahm dort wieder in einem der bequemen, samtroten Sessel Platz. Ohne erst nachzufragen, servierte sie ihm eine Tasse Kaffee, ließ sich dann ihm gegenüber nieder.
    »Ich weiß über die genauen Besitzverhältnisse der Agentur leider nicht Bescheid«, sagte er, nachdem er sich für den herrlich aromatisch duftenden Kaffee bedankt hatte, »gehört sie Herrn Hessler allein?«
    Raphaela Groll wog ihren Kopf überlegend hin und her. »Ich wüsste nicht, wer da noch beteiligt sein soll.«
    »Er hat mit Ihnen nicht darüber gesprochen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Weshalb? Von einer anderen Person war nie die Rede.«
    »Ich lasse das abklären«, versprach Braig. »Wenn Herr Hessler der alleinige Besitzer war, dürfte die Agentur jetzt wohl an seine Kinder oder an seine ehemalige Frau übergehen. Es sei denn, er hat sie anderen Personen vermacht.«
    »Und? Was soll ich jetzt tun?«
    »Am besten, Sie führen die Geschäfte vorläufig weiter. Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald ich mich informiert habe.« Er sah ihr dankbares Nicken, trank von dem Kaffee. Raphaela Groll meinte es wahrlich gut mit ihm, der Kaffee war bärenstark. Die doppelte Menge Bohnen, die er sonst nahm, überlegte er.
    »Sie haben mich gebeten, zu überlegen, mit wem es in letzter Zeit Probleme gab«, erklärte sie mit unsicherer Stimme.
    Er behielt einen Rest des Kaffees auf seiner Zunge, genoss den Geschmack. »Und? Ist Ihnen etwas eingefallen?«
    »Ich habe darüber nachgedacht, ja. Aber ich weiß nicht … Natürlich gab es ab und zu mal Probleme, das eine oder andere etwas schärfere Wort ... Aber das kann doch nichts mit dem Tod Herrn Hesslers zu tun haben.«
    Braig sah das Blatt in ihren Händen, nahm es entgegen. »Sie haben recht: Wahrscheinlich ist es absurd, kleinere Auseinandersetzungen mit seinem Tod in Verbindung zu bringen. Aber solange wir nichts anderes in der Hand haben …«
    »Sie wissen noch nicht, wer es war?«, fragte sie.
    »Nein«, antwortete er, »so weit sind wir noch nicht.« Er überflog das Blatt, sah zwei Namen, die sie samt Anschrift und Telefonnummer in gut lesbarer Handschrift untereinander notiert hatte. »Gerd Weissmann«, las er laut. »Der Name kommt mir bekannt vor. Ich weiß nur nicht, woher.«
    Raphaela Groll winkte verlegen ab. »Wahrscheinlich ist es nicht der Rede wert. Herr Weissmann ist …«
    »Einer Ihrer Klienten.«
    Sie lachte laut. »Oh, das wäre schön, ja. Da müssten wir uns um die Nachfrage seitens weiblicher Interessentinnen garantiert keine Sorgen mehr machen.«
    »Wieso?«
    »Wieso? Moment, ich zeige Ihnen den Prospekt.« Sie erhob sich, lief zum Schreibtisch, zog eine Kladde aus einer Schublade, reichte sie ihrem Besucher. »Schauen Sie sich das Bild an. Wie finden Sie ihn?«
    Braig öffnete die Kladde, hielt ein farbiges Blatt in der Hand. Im selben Moment war ihm klar, wovon sie sprach. Ein blendend aussehender Mann um die Vierzig, blond, athletisch, mit einem schmalen, von knochigen Wangen und einem männlich-markanten Kinn geprägten Gesicht

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