Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
die Forderung des Staatsanwalts nach dem Einsatz eines Profilers.
    »Ein Profiler? Wozu denn?«
    »Um die Herkunft der beiden Täterinnen genauer zu definieren, Braig, haben Sie denn überhaupt keine Ahnung von Ihrem Geschäft? Herr Hessler bemühte sich, Menschen zusammenzuführen! Ein Ehestifter in einer Zeit, in der immer mehr Familien auseinanderbrechen und das ganze Land an Kindermangel leidet! Diese Investigation erfordert unsere volle Konzentration!«
    »Aha«, brummte der Kommissar. Er dachte an die Informationen, die er bisher über Hessler erhalten hatte, beschloss, seinem Gesprächspartner den pikantesten Teil zu präsentieren. »Ein Ehestifter, der Nutten vermittelt.«
    Am anderen Ende herrschte für wenige Sekunden absolute Stille. »Was soll das?«, donnerte es dann umso lauter. »Braig, was reden Sie da für einen Unsinn?«
    »Ich spreche von Hessler, von wem sonst?«
    »Was soll das? Was beschmutzen Sie das Renommee des Mannes? Im Gegensatz zu Ihnen hat er ein akademisches Studium absolviert! Herr Hessler ist Jurist!«
    »Ja und? Was sagt mir das?«
    »Herr Hessler hat an der Universität Marburg studiert«, beharrte der Staatsanwalt.
    »Das hinderte den akademischen Juristen meinen Ermittlungen zufolge nicht daran, Prostituierte an zahlungskräftige Kunden zu vermitteln. Nutten in Stuttgarter Halbhöhenlage.«
    Braig erinnerte sich an die Rückfahrt von Ulm am Vorabend. Selten hatte er sich über das Missgeschick eines Mannes so offen gefreut wie in jenen Minuten. Und auch als er Ann-Katrin aus dem Zug angerufen hatte, waren beide in gemeinsames Gelächter über die Probleme Dr. Kranciks verfallen. Seine Partnerin hatte vorgeschlagen, im Internet nach der Aufnahme zu fahnden und sich sofort nach der Beendigung ihres Gesprächs an die Arbeit gemacht.
    Und es war ihr tatsächlich gelungen. Ohne Kommentar hatte sie ihm nach seiner späten Rückkehr den kurzen Spot aus den Landesnachrichten auf dem Monitor des Laptops präsentiert. Krancik, den Kopf verpixelt, aber von der Figur her doch zu erahnen, einer eleganten Villa am Hang über dem Stuttgarter Zentrum entfleuchend.
    Sie hatten über die Reaktion von Kranciks Frau spekuliert und sie als potentielle Täterin ins Auge gefasst; eine Option, die Braig zusätzlich überprüfen musste.
    »Was hat es mit diesen angeblichen, äh, Nutten auf sich? Sie haben das sorgfältig recherchiert?«, hörte er Söderhofers Stimme aus dem Telefon. Die Besorgnis, die Behauptungen des Kommissars könnten zumindest einen Kern Wahrheit enthalten, war nicht zu überhören.
    »Ich bin gerade dabei, es zu überprüfen«, antwortete er.
    »Dann evaluieren Sie das! Aber mit aller gebotenen Diskretion!«, bellte der Staatsanwalt.
    »Selbstverständlich. Herr Hessler war ja akademischer Jurist und noch dazu ein Ehestifter!« Aber geholfen, diesen sarkastischen Gedanken behielt der Kommissar bei sich, hatte dem Mann weder das eine noch das andere. Jedenfalls nicht, was seinen allzu frühen Tod betraf.
    Er ließ Söderhofers Ermahnungsschwall, die hervorragende akademische Bildung des Getöteten bei seinen Ermittlungen vorrangig im Auge zu behalten, über sich ergehen, widmete sich derweil den noch nicht durchgesehenen Mails. Aufsehenerregende Neuigkeiten waren nicht dabei. Die Aalener Spurensicherer hatten aufgrund der Reifenspuren den Verlauf der tödlichen Attacke des Tatfahrzeugs rekonstruiert, dabei detailliert aufgezeigt, wie der Wagen keine acht Meter von Hessler entfernt enorm beschleunigt und zur Seite gerissen worden war, um den Mann frontal anzufahren. Lackspuren des Mordautos hatten sie noch nicht isolieren können; diese Aufgabe war inzwischen an Dr. Dolde weitergereicht worden. Diesem war es noch nicht gelungen, das Handy des Ermordeten wieder funktionstüchtig zu machen; er habe allerdings Hoffnung, dies zu realisieren, wie er eigens betonte.
    Braig widmete sich gerade der letzten, erst vor fünfzehn Minuten eingegangenen Mail, mit der Jacqueline Stührer ihn darüber unterrichtete, dass sie am frühen Morgen einen ersten Anruf bezüglich der Identität der Frau auf dem Phantombild erhalten habe und dieser Sache jetzt persönlich nachgehe, als Söderhofers Stimme zu ungewohnter Lautstärke explodierte. »Volle Konzentration auf die beiden Frauen und die Kamera! Alles andere ist uninteressant!«
    »Die beiden Frauen und die Kamera, jawohl, ich werde mich darum bemühen«, versprach er, um den Mann endlich loszuwerden, beendete dann das Gespräch. Wenigstens hatte

Weitere Kostenlose Bücher