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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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bedankte sich für die Auskunft, lief zu den uniformierten Kollegen, fragte nach dem Besitzer des Campingbusses.
    »Dort vorne«, erklärte der Beamte, in die Richtung der Weinberge deutend, »der ist total aufgewühlt. Der rennt wie ein Verrückter hin und her.«
    Sie folgte seinem Fingerzeig, hatte Schwierigkeiten etwas zu erkennen, weil das Gelände vor ihr außerhalb des künstlich erhellten Bereiches lag. Sie trat ein paar Schritte zur Seite, sah die Umrisse einer unablässig zwischen den Reben auf und ab marschierenden Gestalt, lief direkt auf sie zu. »Hallo, kann ich Sie einen Moment sprechen?«
    Der Mann blieb erst in dem Moment stehen, als sie direkt bei ihm angelangt war, sah dann erschrocken zu ihr her. »Ja?«
    »Mein Name ist Neundorf. Ich bin die ermittelnde Kommissarin. Können wir uns einen Moment unterhalten?«
    »Ach so, ja, selbstverständlich.« Der Mann schien an Fassung zu gewinnen. Er trat auf sie zu, reichte ihr die Hand. »Grabner. Sie müssen entschuldigen, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.«
    Neundorf spürte, dass er zitterte, sah, dass es fast seinen ganzen Leib erfasst hatte. »Ihnen gehört dieser Campingbus?« Sie deutete zum Rand der nahen Straße, die in grellem Licht vor ihnen lag, steuerte mit behutsamen Schritten darauf zu, um das Gesicht ihres Gesprächspartners besser beobachten zu können.
    »Der Campingbus?« Grabner benötigte einen Moment zu verstehen. »Den habe ich gemietet, übers Wochenende.«
    »Allein?«
    »Allein? Ach so, ja. Freunde haben von ihrem Urlaub geschwärmt, wie wunderbar das war mit so einem Mobil, und da wollte ich das jetzt auch mal versuchen.« Er begann kräftig zu husten, wandte sich von ihr ab, kam erst langsam wieder zur Ruhe. »Nur für zwei Tage, zur Probe.«
    »Und hier am Straßenrand wollten Sie jetzt übernachten.« Sie musterte ihn aufmerksam, konnte seine Gesichtszüge jetzt deutlich erkennen, weil sie den Bereich des künstlich ausgeleuchteten Areals erreicht hatten. Er hatte kurze, dunkle Haare, war schlank und nicht allzu groß, trug eine dünne, grüne Jacke. Sie schätzte ihn auf Anfang bis Mitte vierzig, merkte an seiner ganzen Körperhaltung, wie sehr ihn das Geschehen mitgenommen hatte.
    »Übernachten? Hier?« Grabner hob seine rechte Hand, winkte ab. »Nein, ich war nur müde und wollte mich kurz ausruhen. Dabei bin ich dann aber eingeschlafen.«
    »Am Steuer des Busses?«
    »Anfangs, ja. Dann aber, äh …« Ihr Gesprächspartner suchte nach Worten. »Also, ich wollte hier nicht übernachten. Weil ich mich aber so müde fühlte, legte ich mich für ein paar Minuten hin. Auf das Bett.« Er deutete auf den Bus.
    »Sie waren allein?«
    »Allein?« Grabner schaute erschrocken auf. »Natürlich. Wer soll denn noch da gewesen sein?«
    »Na ja, ich meine, so ein großer Bus.«
    »Ich sagte Ihnen doch, ich wollte ihn nur übers Wochenende ausprobieren.«
    »Und wo hielten Sie sich auf, als der Mann angefahren wurde?«
    »Ich lag auf dem Bett. Ich war eingeschlafen, ich sagte es doch. Und dann wachte ich plötzlich auf. Von einem grauenvollen Schlag.«
    »Ein grauenvoller Schlag?«
    »Äh, ja, wie soll ich das sonst ausdrücken? Ein lautes Geräusch, das mich aus dem Schlaf riss. Irgendwie bedrohend. Es hörte sich an, als ob jemand mit irrsinniger Gewalt auf die Seitenwand des Busses eingeschlagen hätte.«
    »Und dann?«
    »Ja, ich raffte mich auf und stolperte ins Freie. Zuerst sah ich überhaupt nichts, es war ja dunkel und ich … Na ja, ich war noch halb benommen vom Schlaf und musste erst mal zu mir kommen. Aber dann …« Grabner legte eine kurze Pause ein. »Ich lief um den Bus und da sah ich plötzlich diese seltsam verrenkte Gestalt und all das Blut und so, die total verschmierte Seitenwand, Sie verstehen?«
    »Der Mann lebte noch, als sie ihn entdeckten?«
    »Ob der noch lebte?« Ihr Gesprächspartner starrte entgeistert zu ihr her. »Um Gottes willen, nach dem, was da passiert war?«
    »Sie haben ihn nicht näher angeschaut oder versucht, ihm zu helfen?«
    Grabner schüttelte den Kopf. »Der war tot, der bewegte sich überhaupt nicht mehr. Da gab es nichts mehr zu helfen. Wie stellen Sie sich das denn vor?«
    »Überhaupt nicht. Ich frage ja nur.«
    »Ich rannte jedenfalls sofort in den Bus und alarmierte den Notarzt und die Polizei. Und die kamen dann auch ziemlich schnell.«
    »Sie kennen den Mann?«
    »Welchen Mann?«
    »Den Toten«, sagte Neundorf.
    Grabner schien kurz davor, in die Luft zu gehen. »Den Toten?«,

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