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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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jedenfalls, die den Gesetzen der Logik genügte.
    Deine animalischen Triebe, meine liebe Elisabeth, hätte ihre verstorbene Freundin Milly wohl geurteilt, hätte sie sich noch mit ihr austauschen können. Und Milly hätte dann wahrscheinlich auch noch angefügt: Endlich lässt du sie an die Oberfläche kommen und lebst sie aus. Es ist höchste Zeit, dass du begreifst, dass dir dieses Leben nur einmal zur Verfügung steht.
    Ihre animalischen Triebe? Existierten die wirklich?
    Sie hatte keine Ahnung, wusste nur, dass sie sich im Stress der ganzen Woche auf ihr Treffen heute Abend gefreut hatte, weshalb letztendlich auch immer. Hotel, hatte er geschäkert, du willst schon wieder ins Hotel? Ich habe eine viel bessere Idee, Abwechslung belebt die Sinne, lass dich überraschen.
    Obwohl sie seine Kreativität inzwischen kennen gelernt hatte, war sie in der Tat überrascht, ja geradezu perplex, als sie vor dem Monstrum stand. Ein Campingbus – und was für einer! – mitten in den Weinbergen des Stuttgarter Vorortes, mit allem Komfort, den man sich nur träumen konnte. Sie wusste nicht, wo und wie er ihn organisiert hatte, bewunderte nur all den Luxus und die kulinarischen Köstlichkeiten, mit denen er ihn vervollkommnet hatte. Vom Champagner über die von ihr so heiß geliebte dunkle Chili-Schokolade bis zur überraschend geräumigen Duschkabine für die Momente danach.
    »Du bist verrückt!«, hatte sie ihm beim ersten Anblick all der vielen Schätze attestiert, »wie kommst du nur immer auf diese Ideen?«
    »Du regst mich dazu an«, hatte er gegrinst, und dann waren sie Hand in Hand durch die Weinberge geschlendert, die weithin sichtbare Grabkapelle der Königin Katharina auf dem Württemberg vor Augen. König Wilhelm I. hatte sie an der Stelle, wo die alte Stammburg der Württemberger in die Höhe ragte, 1824 errichten lassen. Nur drei Jahre war er mit der Tochter des russischen Zaren verheiratet, als Katharina 1819 an einem Schlaganfall starb. Die beliebte Königin, die mit der Gründung des Königin-Katharina-Stifts, der landwirtschaftlichen Schule in Hohenheim, der ersten Sparkasse, dem Volksfest und dem Katharinenhospital viele sozialpolitische Impulse setzte, wurde hier neben ihrem Gemahl und einer ihrer Töchter in einem Sarkophag aus weißem Carraramarmor bestattet. Bis heute war der Rundbau aus hellem Sandstein mit seiner grünen Kuppel eine der malerischsten Silhouetten der ganzen Region. Die Rebhänge der umliegenden Hügel leuchteten in kräftig grünen, vereinzelt schon gelben Tönen. Auf der Spitze des lang gestreckten Bergrückens präsentierten die Häuser Rotenbergs ihre roten Ziegeldächer.
    Natürlich war es sein Vorschlag gewesen, sich hier in diesem beschaulichen Vorort Stuttgarts wiederzusehen. Ein wunderschönes Stück Erde, eines der schönsten im ganzen Ländle vielleicht, zudem fast genau in der Mitte zwischen ihren Wohnorten gelegen. Von Heilbronn her in etwa der gleichen Zeit zu erreichen wie von Pfullingen.
    Sie hatten sich am späten Samstagnachmittag getroffen, waren von Rotenberg her dem Weinbaulehrpfad zu Fuß nach Uhlbach gefolgt und hatten sich dort ein ausgezeichnetes Abendessen gegönnt. Die Stunden danach in dem geräumigen Bus zu verbringen statt in einem Hotel, hatte in ihr nur zusätzliches prickelndes Verlangen nach dem ausgelöst, was sie sich ohnehin von dem Treffen erwartete.
    Das Kreuz auf der Kuppel der Grabkapelle hob sich hoch über ihnen in den dunklen Abendhimmel, als sie das Gefährt wieder erreichten. Er entkorkte den Champagner, schenkte zwei filigran gearbeitete Gläser voll, reichte ihr eines. Sie prosteten sich verliebt zu, schäkerten miteinander, sanken sich auf dem breiten, weichen Bett in die Arme.
    »Du hast die Tür fest verriegelt?«, flüsterte sie, ihm ein Kleidungsstück nach dem anderen vom Leib reißend.
    Seine im Eifer des Gefechts dahingehauchte Antwort brachte sie noch mehr in Fahrt. »Aber wieso denn? Zuschauer turnen mich an, das weißt du doch.«
    Wann genau es passierte, konnten sie später beim besten Willen nicht mehr sagen. Der hoch konzentrierte Hormoncocktail hatte ihre Hirne zu sehr vernebelt. Mitten in ihrem ausgelassenen Vergnügen, mehr wusste sie nicht zu sagen, tat es einen entsetzlichen Schlag, so heftig jedenfalls, dass beiden im Verlauf der darauf folgenden Sekunden klar wurde, dass ihre Spielereien vorerst unterbrochen werden mussten. Wie lange es dauerte, bis sie vollends zu Bewusstsein gekommen und sich ein oder zwei

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