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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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unantastbar, allein ihn zu befragen kam schon einem gotteslästerlichen Unterfangen gleich. Wer es so weit nach oben gebracht hatte, musste ein von Fehlern absolut freies, den Engeln ähnliches Wesen sein, gleich welche Affären der Mann bereits zu verantworten hatte.
    Braig war bei Jan Ohmstedt vorstellig geworden, hatte sich nach dem Leumund Kulzers erkundigt. Schon die Mimik des Kollegen bei der Nennung des Namens war deutlich genug ausgefallen. Die Stirn in Falten gelegt hatte Ohmstedt nur danach gefragt, wie weit er ausholen sollte.
    »Kurz, ganz kurz«, hatte Braig gebeten.
    »Zwischen 200.000 und 300.000 Euro in die Parteikasse für den Bau einer völlig unnötigen Brücke im Zusammenhang einer neuen ebenso völlig unnötigen Umgehungsstraße. Ob er sich auch persönlich bereicherte, ist nicht zu belegen. Vor drei Jahren kamen etwa 150.000 in die Parteikasse, mit großer Wahrscheinlichkeit als Honorar für die Errichtung eines Spaßbades. Soll ich weitermachen?«
    Braig hatte dankend abgelehnt, unmittelbar darauf Jacqueline Stührer verständigt.
    »Oh Gott, Sie wollen tatsächlich am Samstagnachmittag mit dem reden?«
    »So ist das nun mal in unserem wunderbaren Beruf. Wie weit sind Sie mit der Überprüfung der Wohnungen in Aalen?«
    »Ich bin gerade auf der Rückfahrt. Wir wissen jetzt, wo die Frau wohnt. Ich wollte Ihnen nachher noch eine Mail senden.«
    »Sie konnten sie nicht festnehmen?«
    »Nein. Sie ist heute den ganzen Tag nicht aufgetaucht. Jedenfalls nicht, seit die Kollegen das Haus überwachen.«
    »Wie heißt die Frau? Wir müssen den Namen für die Fahndung bekanntgeben.«
    »Das geht nicht. Wir haben keinen Namen. Die Frau scheint illegal in Deutschland zu leben.«
    »Illegal? Oh nein, nicht auch das noch. Was sagen die Besitzer der Wohnung dazu?«
    »Es handelt sich um ein winziges Apartment in einem Mehrfamilienhaus. Der Besitzer hält sich nach Aussage der Nachbarn zur Zeit in den USA auf. Wir konnten ihn noch nicht erreichen.«
    »Die Nachbarn wissen nicht, wo sich die Frau versteckt haben könnte?«
    »Tut mir leid. Niemand scheint sie zu kennen. Die Kollegen behalten das Haus weiter im Auge. Vielleicht taucht sie bald wieder dort auf.«
    Bis zum nächsten Mittag hatte die Überwachung jedoch nichts erbracht.
    »Möglicherweise hat die Frau die Beamten in der Nähe des Hauses bemerkt und sucht sich jetzt eine andere Unterkunft. Wenn sie wirklich illegal hier lebt, ist sie gezwungen, ihre Umgebung genau zu beobachten«, spekulierte Braig, als er sich am Samstagmittag mit Jacqueline Stührer im Cannstatter Bahnhof traf. »Dann können wir das Haus überwachen, solange wir wollen.«
    Sich auf der Fahrt nach Ellwangen mit der Kollegin zu unterhalten, war nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Das Handy Jacqueline Stührers signalisierte fast die ganze Zeit Gesprächsbedarf – privater Natur, wie Braig schon beim ersten Wortwechsel im gut besetzten Zug feststellte.
    »Nein, Kevin, heute Abend geht es wirklich nicht. Ich bin dienstlich unterwegs.«
    »Dienstlich«, zischte es aus dem kleinen Gerät. »Dass ich nicht lache! Du liegst doch schon wieder mit einem anderen im Bett, gib es doch zu, du Schlampe! Wie heißt der Kerl?«
    Braig war gezwungen, alles mitzuhören, ob er wollte oder nicht. Sie saßen nebeneinander in einem der schmalen Zweiersitze im oberen Stock eines Doppeldeckers. Die immer noch saftig grünen Wiesen und Wälder des Remstals flogen an ihnen vorbei.
    »Ich liege mit niemand im Bett!«, gab Jacqueline Stührer überraschend lautstark zur Antwort. »Du kannst dir deine Eifersuchtsanfälle sparen!«
    Braig sah, wie sich mehrere Mitreisende zu ihnen umdrehten.
    »Aber hier, ich gebe dir gerne meinen Chef, mit dem ich unterwegs bin. Er sitzt neben mir. Du kannst ihn ja fragen, wenn du mir nicht glaubst.« Sie reichte ihm das Handy. »Bitte, sprechen Sie doch mal mit dem Herrn.«
    Braig nahm das Gerät, hörte das Schimpfen, bevor er es am Ohr hatte.
    »Dann bleib doch bei dem Kerl und lass dich von ihm vögeln, so oft du willst. Aber komm mir nie mehr unter die Augen!«
    Bevor er einen Ton von sich geben konnte, war die Verbindung unterbrochen. »Au weh«, meinte Braig. »Ich fürchte, bei dem Herrn haben Sie es vergeigt.«
    Jacqueline Stührer nahm ihr Mobiltelefon wieder an sich, winkte mit der Rechten ab. »Umso besser, der Typ geht mir sowieso auf den Wecker. Und was das …« Sie wollte den Satz gerade vervollständigen, als ein neuer Gesprächswunsch angekündigt

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