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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe
Autoren: Klaus Wanninger
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gucket‹, erklärte mir am nächsten Tag die alte Steible. ›Aber net ausgrechnet so oin. Der isch nix für Sie, des wisset Sie ja selber. A Pfarrerin und so ein Lebemann, noi! Pfui Deifel!‹«
    »Und? Nimmst du dir ihre Empfehlung zu Herzen?«
    »Ja selbstverständlich. Diese vorurteilslosen, abgeklärten Ratschläge muss frau unbedingt befolgen.«
    Sie führte ihn in ihre von bunten Farben dominierte Küche, bat ihn, Platz zu nehmen. Der Tisch war bereits hergerichtet. Eine gläserne Schüssel mit gemischtem Salat, ein großer Teller voller warmer Pfannkuchen, dazu zwei kleine Schalen mit grünen Oliven und fein geschnittenen Tomatenstücken. Sie reichten sich kalte Getränke, ließen es sich schmecken. Braig genoss den Salat und die Pfannkuchen, nahm sich reichlich Oliven und Tomaten. Er mischte sich ein Glas Apfelschorle, trank in großen Schlucken.
    »So, jetzt will ich dir aber zeigen, weshalb ich dich angerufen habe.« Theresa Räuber erhob sich, lief kurz aus der Küche, kam mit einer gefüllten Plastiktüte in den Hand zurück. »Wir haben sie nur mit Handschuhen berührt. Wenn ihr sie auf Fingerabdrücke untersucht, meine ich.«
    Braig hatte keine Ahnung, wovon sie sprach, nahm die Plastiktüte entgegen. »Um was geht es?«, fragte er.
    »Ich denke, du wirst es sehr schnell verstehen. Vielleicht willst du auch Handschuhe?«
    Er musterte sie eindringlich, zog dann Plastiküberzüge aus seiner Jackentasche, stülpte sie sich über beide Hände.
    »Du bist Profi«, meinte sie. »Das hätte ich beinahe vergessen.«
    Er griff ins Innere der Tüte, hatte eine kleine Filmkamera vor sich. »Was hat es mit der Kamera auf sich?«
    »Ihr sucht nach einer Frau. Einer illegal in Deutschland lebenden Frau, richtig?«
    Elektrisiert blickte Braig von der Kamera auf.
    »Sie wurde zufällig Zeugin, wie ein Mann von einem Auto überfahren wurde. Er stand filmend vor dem Eingang der Thermen in Aalen. Als er von dem Auto erfasst wurde, flog ihm die Kamera aus der Hand. Sie landete direkt in den Armen der Frau. Hier«, sie deutete auf die Kamera, »das ist sie.«
    »Theresa, du bist verrückt!« Braig fühlte sich wie gelähmt, wusste nicht, was er sagen sollte. »Wo hast du die her?!«
    »Schau dir den letzten Filmschnipsel an. Vielleicht begreifst du es dann.« Sie zog einen Handschuh aus der Tischschublade, rief im Display eine Übersichtsseite auf, wählte die letzte Filmdatei aus und drückte dann auf
Play
.
    Braig erkannte die Szenerie sofort. Eine ins Dämmerlicht des vergehenden Tages getauchte Hügellandschaft, Tausende von winzigen Lichtern in der Stadt unten im Tal, die sich wie ein gerade gelandetes Raumschiff in leuchtendem Gelb-Grün aus ihrer dämmrigen Umgebung erhebenden Glaspaläste der Aalener Limes-Thermen … Eine traumhaft schöne Szenerie.
    Dann ein unverhoffter Kameraschwenk zur Seite. Ein Parkplatz. Eine dunkle Limousine, zwei Männer im eifrigen Gespräch auf den Vordersitzen, dicke Geldbündel in der Hand des einen, Euro-Scheine. Hunderter, Fünfhunderter. In Großaufnahme war zu sehen, wie der andere das Geld entgegennimmt. Der Mann schien sich zu bedanken, nickt mit dem Kopf, steckt die Scheine in seine Jackentasche, stiert plötzlich voll in die Kamera.
    Braig erkannte ihn auf der Stelle.
    Der Mann reißt seine Hände hoch, versucht sein Gesicht dahinter zu verbergen, taucht nach unten ab. Schließlich das Gesicht des anderen, wie er herüberstarrt zur Kamera, dann nach dem Fahrzeugschlüssel sucht und mit laut aufheulendem Motor davonrast.
    Die Kamera schwenkte erneut zur Seite, richtete ihren Fokus auf ein eng umschlungen daherschlenderndes Paar. Das Gesicht der Frau und des Mannes deutlich zu erkennen, dann plötzlich deren aufgeregte Reaktion. Die Frau hatte das Objektiv des Camcorders offensichtlich bemerkt. Im Augenblick einer Sekunde veränderte sich ihre Körperhaltung vollkommen. Sie löst sich blitzschnell aus der Umarmung ihres Begleiters, starrt krampfhaft von der Kamera weg auf die andere Seite und rennt ins Dunkel des Parkplatzes davon. Braig sah sie irgendwo zwischen den Bäumen verschwinden, hörte plötzlich einen Motor aufheulen. Das Auto war nirgends zu erkennen, nur aus dem Hintergrund zu vernehmen. Es schien mit großer Geschwindigkeit näherzukommen; seine Geräusche wurden erschreckend laut und aggressiv. Plötzlich kam das Bild ins Schwanken, die Kamera wackelte hektisch hin und her. Reifen quietschten ohrenbetäubend, dann tat es einen schrecklichen Schlag. Im gleichen
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