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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe
Autoren: Klaus Wanninger
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antwortete die Frau. »Sie wissen, weshalb. Ich hoffe, dass der Mann sein Wort hält. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Aber er verfügt immer noch über die Fotos. Er hat die Originale nicht aus der Hand gegeben. Der wird niemals zufrieden sein.«
    »Was soll ich tun? Ich will keine Polizei. Er hat mein Geld erhalten. Ich hoffe, dass er es dabei belässt.«
    Neundorf seufzte laut, ließ sich neben ihrer Gesprächspartnerin nieder. Keine zwanzig Meter entfernt schwappte das Wasser des Sees ans Ufer. »Eine ganz andere Frage: Wo waren Sie Samstagabend?«
    »Wie bitte?« Carolin Köhler schnappte lauthals nach Luft, schaute fragend auf.
    »Vorgestern Abend. Was haben Sie da getan?«
    »Was ich da getan habe?«
    »Genau.«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    Neundorf wartete mit ihrer Antwort, weil wieder eine Gruppe junger Männer an ihnen vorbeischlenderte und sie mit neugierigen Blicken bedachte. »Antworten Sie doch einfach auf meine Frage«, erklärte sie dann, als die Passanten außer Reichweite waren.
    »Ich war bei unserem Boot«, sagte die Frau. »Wir wollten gestern raus, da musste ich nach dem Rechten sehen.«
    »Sie waren allein?«
    »Am Samstagabend? Nein«, erklärte Carolin Köhler.
    »Wer war bei Ihnen? So zwischen 18 und 22 Uhr?«
    »Mein Gott, was soll das? Benötige ich ein Alibi? Und wenn ja, wofür?«
    »Das wissen Sie nicht?«
    Carolin Köhler verfiel in ein kräftiges, etwas bemüht anmutendes Lachen. »Nein, das weiß ich nicht. Bei der Angelegenheit, derentwegen Sie mich hier aufsuchen, bin ich das Opfer, nicht der Täter, falls Sie das vergessen haben sollten.«
    »Sagen Sie mir doch einfach, mit wem Sie Samstagabend zusammen waren.«
    Die Frau ließ einen lauten Seufzer hören, zog ihr Handy aus der Tasche, reichte es der Kommissarin. »Hier, die Eins. Fragen Sie ihn selbst.«

27. Kapitel
    Die Kamera mitsamt Hesslers Aufnahmen in seiner Hand. Alle Ereignisse unmittelbar vor dem Tod des Mannes, die er bisher nur von recht vagen Zeugenaussagen her gekannt hatte, jetzt deutlich sichtbar vor Augen. Braig hatte eine Weile gebraucht, die überraschende Entwicklung zu verarbeiten.
    Tagelang hatten sie versucht, an das Material zu gelangen, hatten ihren Fahndungsapparat auf Hochtouren laufen lassen, Häuser überwacht und die Medien zu Hilfe gerufen – und jetzt war es auf so unverhoffte Weise gelungen, an den Film zu kommen. Er hatte keinen Zweifel, dass Theresa Räuber ihm die Wahrheit über die illegal in Deutschland lebende Frau und die Art und Weise, wie diese an die Kamera gekommen war, mitgeteilt hatte. Die Frau hatte mit dem eigentlichen Geschehen nichts zu tun und war nur durch Zufall in den Besitz des Camcorders geraten. Traumatisiert von dem schrecklichen Verbrechen, das sich direkt vor ihren Augen abgespielt hatte, war sie ohne Überlegung vor der Polizei davongerannt, die Kamera immer noch in der Hand. Sie jetzt noch weiter zu verfolgen, brachte die Ermittlungen nicht einen Millimeter weiter. Einzig und allein der Auswertung des Films mussten sie sich zuwenden, wenn sie vorwärts kommen wollten.
    Immerhin stellten die Bilder ein Ergebnis der bisherigen Ermittlungen völlig auf den Kopf: Kulzer, der Hessler nur wenige Wochen vor dessen Tod nachweislich bedroht hatte, war zum Zeitpunkt des Verbrechens in unmittelbarer Nähe des Tatortes. Braig erinnerte sich an das scheinheilige Getue des Politikers, hatte dessen heuchlerische Worte im Ohr, mit denen er sein Verhältnis zu Emilia Widenoff beschrieben hatte. Und dann noch die Lüge mit seinem angeblichen Treffen in Stuttgart. War es möglich, dass der Landrat doch mit dem Geschehen in Aalen zu tun hatte?
    Kurz vor 14 Uhr war Braig wieder im Amt angelangt. Noch von unterwegs hatte er Dolde angerufen und ein Treffen vereinbart. Der Techniker erwartete ihn in seinem Labor.
    »Ich habe den Film«, erklärte er, die fragende Miene des Kollegen vor Augen. »Die Aufnahmen Hesslers unmittelbar vor seinem Tod.«
    Dolde pfiff durch die Zähne. »Glückwunsch. Ihr habt die Illegale gefunden.«
    »Die Sache ist kompliziert. Ich erkläre es dir später. Mir geht es um den Film. Bevor ich ihn der Staatsanwaltschaft übergebe, hätte ich gerne eine oder sagen wir sicherheitshalber mehrere Kopien. Und dann habe ich eine Bitte zu seinem Inhalt: Du siehst zwei Männer in einem Auto bei einer Geldübergabe. Kurz darauf eine Frau in Begleitung ihres Liebhabers. Als sie die Kamera bemerken, ergreifen alle drei sofort die Flucht. Unmittelbar danach hört man
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