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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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getan?«
    Gabriele Krauter legte den Kopf zurück, atmete tief durch. »Grandel grub sich sein eigenes Grab. Mira überraschte ihn kurz nach dem Ende unseres Festes mitten in der Nacht. Ich war bei Fritz, du hast es gehört. Sie stellte ihn zur Rede, als er Altmaiers Leiche bei uns gerade aufs Feld gelegt hatte, hörte nichts als höhnisches Gelächter, dann fuhr er einfach davon. Sie rannte zum Haus, verfolgte ihn mit unserem Wagen. Unterwegs, irgendwo im Wald, stellte sie ihn. Wie es ausging, ist dir bekannt. Als ich morgens von Fritz kam, sah ich die Leiche. Mira war gerade zurückgekommen, wollte den Toten noch wegschaffen. Ich verhinderte es. Der Tagesanbruch stand kurz bevor. Wir säuberten den Boden, um die Spuren zu verwischen, schafften den Besen weg. Danach legten wir uns noch für einige Minuten ins Bett.«
    »Und die anderen?«
    »Sie erledigte Hägele allein, hatte wohl viel Glück. Er sah sie nicht, als sie in der Nähe seines Anwesens auf ihn wartete. Sie hatte sich Gummistrümpfe übergezogen, um keine Spuren zu hinterlassen, bedrohte ihn mit einer Pistole und ihrem scharfen Messer, kam so mit ihm ins Haus. Sie machte ihm klar, dass sie ihn genauso behandeln würde wie Grandel und Jahn, ließ keinen Zweifel daran, dass es ihr blutiger Ernst war. Die Berichte über seine Verbrechen in der Krajna seien bereits unterwegs an die verschiedenen Presseorgane, erklärte sie ihm. Er spürte wohl, dass er beruflich wie privat erledigt war, nicht den Hauch einer Chance mehr hatte, schrieb vor ihren Augen den Abschiedsbrief, den sie diktierte, erschoss sich mit seiner eigenen Waffe, ihre Pistole und ihr Messer im Rücken. Das Schreiben Grandels und Jahns hatten wir zu Hause getippt. Sie legte es neben das andere auf den Tisch.«
    Sie schwieg, atmete tief durch.
    »Mira war alles egal, sie hätte ihn auch vor euren Augen erschossen.«
    Draußen röhrte ein lautes Fahrzeug durch die nächtliche Stadt.
    »Was ist mit Jahn? Hast du ihn vergessen?«
    Gabriele Krauter schüttelte den Kopf. »Nein. Es war mein Bruder, den sie töteten. Und das Kind, das er adoptieren wollte, war meine zukünftige Nichte. Marika hatte ihn gern, sehr gern. Sie akzeptierte ihn als ihren Ersatzvater, freute sich darauf, mit nach Deutschland zu gehen.«
    Gabriele hustete, richtete sich kurz auf, suchte sich ein Taschentuch, fuhr sich damit übers Gesicht.
    »Ich durfte nicht alles Mira überlassen.«
    »Was meinst du?«, fragte Braig.
    Sie schob das Taschentuch zur Seite, legte ihren Kopf zurück auf seine geöffnete Hand. Er fuhr ihr sanft über die Haare.
    »Jahn war einfach zu erledigen«, sagte sie, »ich verfolgte ihn den ganzen Sonntag nachmittag, erwischte ihn dann abends auf der Burgsteige. Allein. Ich musste handeln, Grandel hatte uns dazu gezwungen.«

38.
    Zwei Tage hatte sie jetzt vergeblich am Fenster verbracht. Elfriede Buschmann war heute wieder, wie die gesamten letzten Tage, extra früh aufgestanden, kurz vor acht, hatte sich schnell gewaschen und in Eile angekleidet, um das Auftauchen des kriminellen Jungen nicht zu versäumen. Bevor sie ihren Kaffee aufgesetzt hatte, war sie mit dem Telefon quer durch die Küche marschiert und hatte es wieder auf dem Tisch nahe am Fenster postiert. An das in etwa zwanzig Zentimetern Höhe quer durchs Zimmer verlaufende Kabel war sie inzwischen gewöhnt, es machte ihr keine Schwierigkeiten mehr, konnte sie nicht mehr zu Fall bringen. Sie musste den Jungen erwischen, wollte den frühreifen Verbrecher endlich in den Händen der Polizei sehen.
    Dreimal hatte sie die Beamten jetzt informiert, sie zur Untersuchung der gesamten Umgebung veranlasst und am Schluss doch jedesmal nur in die vorwurfsvollen Mienen der Zuspätgekommenen geblickt, in deren Augen immer deutlicher zu lesen war, dass sie sie für eine halbverkalkte alte Oma hielten, die vor Langeweile Gespenster gesehen hatte.
    Sie ließ sich jedoch nicht vom Versagen der Polizisten abhalten, die Umgebung abzusuchen und die Jagd nach den Verbrechern weiter zu verfolgen. Ganz Deutschland war von ausländischen Gangstern besetzt, das wohlverdiente Eigentum anständiger Bürger in Gefahr, und sie, Elfriede Buschmann, sollte davon unberührt in Ruhe ihre Tage verbringen? Zum Glück hatte sie noch die Worte des Ministerpräsidenten im Ohr, das Hab und Gut auch der Nachbarn zu schützen, auf unbekannte Gesichter zu achten und das Treiben Fremder kritisch zu verfolgen. Wachsam musste man sein, misstrauisch und immer bemüht, dem Vordringen der

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