Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
Mittels angeblich satanischer Kräfte ließen sich auch weniger aggressive Teilnehmerinnen ihrer Orgien zu Terrorattacken gegen den Flughafen aufstacheln, als das sonst möglich wäre. Sie nutze die Atmosphäre ihrer nächtlichen Feiern bewusst aus, um andere, bisher Unbeteiligte aufzuhetzen, den Flugbetrieb und neuerdings auch den Neubau der Messe zu bekämpfen. Er hält die Frau für eiskalt.«
    Ein erstes lautes Donnergrollen war zu hören. Die Wolkenwand verdunkelte den gesamten Horizont im Westen. Unten im Tal rasten mehrere Polizeifahrzeuge und Krankenwagen mit Blaulicht und Sirenen über die Bundesstraße. Braig und Söhnle verfolgten sie mit ihren Blicken.
    »So eiskalt, dass sie auch bereit wäre, direkt gegen Ihren Mann vorzugehen?«
    Sabine Grandel schaute ihn mit großen Augen an. »Sie meinen …«
    »Die Diskussion gestern Abend im ›Haus der Wirtschaft‹. Sie wissen, was los war?«
    »Ja. Es ging um die neue Messe, die direkt beim Flughafen gebaut werden soll.«
    »Ihr Mann hatte heftigen Streit mit Frau Krauter.«
    Sabine Grandel zögerte mit einer Antwort.
    »Außergewöhnlich heftigen Streit, wie wir hörten.«
    »Sie glauben …?« Die Angst zeichnete ihre Gesichtszüge. Sie war aus ihrem Sessel hochgeschnellt, starrte Braig mit durchdringenden Blicken an. »Aber …«
    »Ich will Sie nicht unnötig beunruhigen. Aber halten Sie die Frau für fähig, persönlich gegen Ihren Mann vorzugehen?«
    Sabine Grandel zuckte mit der Schulter und fiel kraftlos wieder auf ihren Sitz. »Woher soll ich das wissen? Aber natürlich, so wie Roger die Frau beschrieben hat …«
    »Fühlte sich Ihr Mann von Frau Krauter direkt bedroht?« hakte Söhnle noch einmal nach. »Über das Berufliche hinaus?«
    Nun wusste ihre Gesprächspartnerin offensichtlich nicht mehr ein noch aus.
    Braig versuchte, sie zu beruhigen, schaute auf die Uhr. »Wir sollten uns nicht verrückt machen, Frau Grandel«, sagte er. »Jetzt ist es gerade mal neunzehn Uhr. Ihr Mann wurde gestern Abend gegen dreiundzwanzig Uhr zum letzten Mal gesehen. Er fehlt also noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden. Nach allen Erfahrungen meiner langjährigen Polizeiarbeit kann ich Ihnen versichern, dass das überhaupt nichts zu bedeuten hat. Neunundneunzig Prozent aller so kurzfristig Vermissten sind auf einmal gesund und munter wieder da. Nur ein kleines Missverständnis. Ein beruflicher Termin. Aus Versehen nicht mitgeteilt. Zufällig einen Freund getroffen, den man schon fünfundzwanzig Jahre nicht mehr gesehen hat. Ein Notfall bei einem Bekannten, es geht drunter und drüber, einfach keine Zeit, daheim anzurufen. Man probiert es mehrfach, war schon ein paarmal am Telefon, ständig kommt was dazwischen. Der gute Wille ist da, das Schicksal dagegen. Nichts zu machen. Die unmöglichsten Ereignisse. Sie glauben nicht, was alles passiert. Aber in neunundneunzig Prozent aller Fälle, die erst so kurze Zeit verschwunden waren, klärt sich alles wieder auf. Überhaupt kein Grund zur Besorgnis. Wirklich nicht.«
    Der gewaltige Donnerschlag draußen, der einem grellen Blitz fast unmittelbar folgte, passte nicht so recht zu seinen offensichtlich beschwichtigenden Worten. Braig versuchte, der Frau zuzulächeln, um seine Aussagen zu unterstreichen, hatte seine Schwierigkeiten damit.
    Sabine Grandel stand die Angst im Gesicht. Angst und Besorgnis, dass seine Worte in Wirklichkeit nur Geschwafel waren, das einzig dazu dienen sollte, sie von der Realität abzulenken. Sie hatte ihn offensichtlich voll durchschaut. Wahrscheinlich hatte er seine Beschwichtigung maßlos übertrieben.
    Braig bat um ein aktuelles Foto des Vermissten, notierte sich seine Körpergröße, das Alter, die Haarfarbe, den Anzug, das Hemd und die Schuhe, die er am Freitagabend getragen hatte, brachte seine Lieblingslokale, besten Freunde, Kollegen, Verwandten in Erfahrung. Auch sein Auto fehlte, sein alter Zweitwagen. Er hielt den Typ, die Farbe und das Kennzeichen fest, versprach, alles zu tun, ihren Mann schnellstmöglich zu finden.
    »Wenn er überraschend zurückkommt«, erklärte er beim Weggehen und überreichte ihr seine Visitenkarte, »verständigen Sie mich bitte sofort. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Meine Privatnummer steht dabei.«
    Sabine Grandel versprach es, brachte sie bis zum Tor. Der Himmel hatte sich noch mehr verdunkelt, grauschwarze Wolkenberge türmten sich auf. Sie waren schon draußen auf der Straße, als sie nochmals ihre Stimme hörten.
    »Sie glauben, die Frau hat ihm

Weitere Kostenlose Bücher