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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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saß sie eine Weile in Untersuchungshaft. Jetzt hat sie es auf die neue Messe abgesehen, die dort geplant ist. Ihre Orgien, Schwarzen Messen oder was immer da läuft, sind anscheinend überall bekannt. Angebliche Lesbentreffs oder Teufelsbeschwörungen, du hast es selbst gehört. Als Gübler mir heute Morgen davon erzählte, dachte ich, na ja, das übliche Gelaber des Alten. Aber seither hörte ich immer das gleiche, egal, mit wem ich sprach. Ein Imbissbudenbesitzer, ihre Nachbarn, jetzt diese Frau Grandel. Und seit die Steimles Stein und Bein schworen, heute Nacht mit eigenen Augen verfolgt zu haben, wie die Frauen einen Menschen ins Feuer warfen …«
    Er schwieg, überlegte.
    »Wenige Stunden später wird einige hundert Meter entfernt eine halb verbrannte Leiche entdeckt«, ergänzte er nach einer Weile. »Ist schon verblüffend. Die bringen ihn während ihrer obskuren Feier um, wahrscheinlich unter Drogen, schlagen ihm im Rausch oder Wahn, den die Nachbarn als satanisch bezeichnen, das Gesicht kaputt, werfen ihn ins Feuer, und später, als die Drogenwirkung verflogen ist, überlegen sie, ihn zu beseitigen. Irgendetwas kommt dazwischen, sie kriegen die Leiche nicht mehr weg, aus welchen Gründen auch immer. Eiskalt, wie die Frau angeblich ist, legt sie den Toten nicht weit vor ihrer Haustür ab, gerade, weil sie darauf spekuliert, damit nicht als Täter infrage zu kommen. Wer ist schon so verrückt, sein Mordopfer vors eigene Haus zu legen? Kaltblütig, bevor Fremde auf die Leiche stoßen, ruft sie am frühen Morgen die Polizei, um ihre Unschuld dadurch zu beweisen: Kein Täter holt selbst den Kommissar. So hat sie sich bequem ihres Opfers entledigt und gleichzeitig jeden Verdacht von sich abgelenkt. Klingt doch logisch, oder?«
    Söhnle starrte auf die Straße, wo sich mehrere Autos hintereinander stauten. »So wie du es jetzt erzählst, schon. Dazu muss die Frau aber wirklich extrem kaltblütig sein, abgebrüht, eiskalt, geradezu teuflisch …«
    »Genau das, was die Leute erzählen«, ergänzte Braig, »das kommt wohl nicht von ungefähr.«
    Beide schwiegen nachdenklich. Es klang phantastisch, spürte Braig, wie in einem maßlos übertriebenen Film, ohne jeden Bezug zur Realität. Jeden, der ihn mit der eben entwickelten Theorie angegangen wäre, hätte er zum Psychiater geschickt. Es sei denn, Gabriele Krauter war wirklich so abgebrüht, wie Gübler es behauptet hatte …
    »Wenn die Frauen den Mann wirklich ermordeten«, unterbrach ihn Söhnle, während er an einer großen Kreuzung nach links abbog, »dann ist der Ort seines Todes für uns erst mal sekundär. Wir können auf jeden Fall aber davon ausgehen, dass er nicht weit von ihrem Feuer mit Benzin übergossen wurde, wie der Arzt erklärte. Wo sonst? Nur dort, wo er anschließend brennen sollte. Wahrscheinlich einige Meter von den Flammen weg, aber wohl nicht allzu weit. Stell dir vor, du gießt Benzin über einen Menschen, wo fließt das Zeug hin …?«
    Braig starrte seinen Kollegen mit großen Augen an. Ihm dämmerte, worauf er hinaus wollte. Das war ihre Chance, in der Tat.
    »Wir brauchen die Spurensicherung«, sagte er, »ja?«
    »Aber ganz schnell«, bestätigte Söhnle und deutete auf den Himmel, »bevor der große Regen kommt.«
    Braig zog sein Handy vor und gab die Anweisungen durch. Die Kollegen würden sich freuen. Kleines Geschenk am Samstagabend.
    Es war ihre einzige Chance.

8.
    Sie trafen fast gleichzeitig auf dem Krauter-Hof ein. Braigs Ermahnung wegen des drohenden Gewitterregens hatte das Erscheinen der Kollegen beschleunigt.
    Das Anwesen selbst lag verlassen da. Der Hof war leer, die mit Korn beladenen Anhänger, die Braig mittags dort entdeckt hatte, waren verschwunden. Sie läuteten an der Tür, riefen über den Hof, ohne Reaktion. Nicht einmal Hundegebell.
    »Die sind auf dem Feld aus Angst vor dem Regen«, meinte Söhnle. »Wahrscheinlich arbeiten sie die halbe Nacht, bis das Gewitter zuschlägt.« Er schaute zum Himmel, betrachtete die dunkle Wolkenwand, die sich im Nordwesten auftürmte. »Ein, zwei Stunden haben sie wohl noch.«
    Braig lief über den asphaltierten Hof am Stall und den beiden Holzschuppen vorbei bis zur Rückfront des Wohnhauses. Der kreisrunde Sandplatz, den er vom Stall der Steimles aus so gut hatte einsehen können, lag vor ihm. Er hatte einen Durchmesser von ungefähr fünfzehn Metern, zeigte unzählige Einkerbungen, die von festen Schritten zu stammen schienen. Als Braig sich niederbückte, konnte er sogar

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