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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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beschwerte? Bedrohte er Herrn Jahn ebenfalls?«
    »Der Gerlacher?« Die Sekretärin lachte bitter. »Das ist kein Ausdruck. Der ist zu allem fähig. Der bringt mich um, wenn ich ihm erzähle, dass Herr Jahn …« Sie verstummte, schaute Neundorf betroffen an. »Ich kann es nicht fassen.«
    »Gerlacher«, erinnerte Neundorf sie an ihre Frage.
    »Der wird es mir nicht glauben. Gerlacher? Der wird toben, weil er meint, das sei eine faule Ausrede, wenn ich damit anfange, dass mein Chef gestorben …« Sie schaute auf die Uhr, pfiff erschrocken. »Oh, meine Welt, der kommt heute mittag um 16 Uhr. Ich weiß nicht, wie ich ihn beruhigen soll.«
    »Er hat Probleme mit seinem Fahrzeug?«
    »Allerdings. Der will das Geld komplett zurück. Herr Jahn wimmelte ihn schon seit Wochen ab. Der Mann sei ein Betrüger, meinte er. Der kommt mit ständig neuen Vorwürfen, irgendwelchen Schäden, die wieder neu aufgetreten seien. Letzte Woche drehte er fast durch. Beinahe hätte er Herrn Jahn vor meinen Augen überfahren.«
    »Aus Versehen?«
    »Sie sind gut! Mit voller Absicht. Wäre Jahn nicht wie ein Wilder zur Seite gesprungen, hätte er ihn voll überfahren. Der machte nicht einmal den Versuch zu bremsen, hatte sich völlig in Rage gesteigert. Ich habe richtig Angst vor dem Kerl, der ist unberechenbar.«
    »Sie haben ihn nicht angezeigt?«
    »Herr Jahn wollte es nicht. Das fehlt gerade noch, meinte er, jetzt, wo er so erpresst werde, den Betrieb zu verkaufen, schlechtes Licht in der Öffentlichkeit zu provozieren. Aber er behauptete, die Schäden, die dieser Gerlacher ständig reklamiert, seien getürkt.«
    »Getürkt?«
    »Von Gerlacher selbst inszeniert. Der zerstöre Teile des Autos, das er bei uns kaufte und reklamiere dann diese Schäden. Herr Jahn sagte, er habe Beweise dafür.«
    »Aber wozu? Ich meine, was wollte der damit…«
    Neundorf wurde vom Läuten des Telefons unterbrochen. Frau Rettenmaier nahm ab, erschrak. Der Anrufer brüllte so laut, dass Neundorf einige Worte verstehen konnte. »… blutige Konsequenzen … Geld zurück … alles zusammenschlagen.« Die Sprache des Mannes war nicht sonderlich vornehm. Britta Rettenmaier betonte mehrfach, dass ihr Chef nicht zu sprechen sei, legte nach mehreren Minuten schließlich entnervt auf.
    »Gerlacher?«, fragte Neundorf.
    Die Sekretärin nickte, lehnte sich erschöpft in ihrem Stuhl zurück.
    »Glaubte Herr Jahn, dass der Mann betrügerische Absichten habe?«
    »Er meinte, Beweise dafür vorlegen zu können, ja.«
    »Aber Sie wissen nicht, wo er sie hat?«
    »Tut mir leid, nein.«
    »Sie haben die Anschrift von Herrn Gerlacher?«
    Britta Rettenmaier reichte sie ihr. Neundorf sah, dass der Mann in Kirchheim/Teck wohnte. Sie musste ihn überprüfen, ebenso wie diesen Heinel, der Jahns Autohaus anscheinend um jeden Preis kaufen wollte. Die Sekretärin half ihr, das Kalendarium ihres Chefs auf verdächtige Namen hin durchzusehen, konnte jedoch nichts entdecken, was ihr ungewöhnlich vorkam. Alle, die sie darin fanden, waren Kunden oder Geschäftspartner, über die ihr nichts Nachteiliges einfiel. Neundorf kündigte an, sich das Buch in den nächsten Tagen auszuleihen, wenn die Frau alle geplanten Termine abgesagt hätte.
    »Was ist mit Grandel. Roger Grandel. Haben Sie den Namen schon einmal gehört?«
    »Grandel? Tut mir leid. Noch nie gehört.«
    Neundorf verabschiedete sich von Britta Rettenmaier, beschloss zu überprüfen, was es mit Heinels und Gerlachers Drohungen auf sich hatte. War einer der beiden Männer so fanatisch, dass er sich zu einem Mord hinreißen lassen würde? Wieso aber gleich ein solch brutales Vorgehen?
    Zudem tauchte die Frage nach dem Zusammenhang mit dem Tod Grandels auf. Dass die beiden Verbrechen isoliert voneinander zu betrachten waren, kam ihr immer unwahrscheinlicher vor, je länger sie darüber nachdachte. Sie musste unbedingt herausfinden, ob eine Verbindung zwischen Jahn und Grandel existierte und wo sie zu finden war.
    Neundorf lief in die Esslinger Innenstadt, kaufte sich Äpfel und Bananen, dazu eine Flasche Mineralwasser, setzte sich auf eine Bank. Die alte Stadt zeigte sich hier von ihrer schönsten Seite. Frisch restaurierte Haus-Fassaden rings um den ganzen Platz, die Sankt-Dionys-Kirche und der Neckarkanal im Hintergrund, das einladende Panorama der Burgmauer mit den Weinreben über den Dächern. Einzelne Touristen bummelten über den Platz, Angestellte aus den umliegenden Geschäften und Praxen genossen die Sonne in ihrer

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