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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Nachsicht rechnen
.
    Wir lehnen Gewalt in jeder Form prinzipiell ab, sehen aber keinen anderen Weg, Gewalttätern zu zeigen, welche Verbrechen sie täglich begehen. Wir hoffen, dass die Nacht an der Straße zur Besinnung und Änderung ihres Verhaltens führen wird. Sie wissen, weshalb wir sie dazu ausgewählt haben. Garantiert sind sie nicht die Letzten, denen wir diese Chance zu einem Neubeginn geben. Wir werden so lange tätig sein, bis wir alle zu einem rücksichtsvolleren Miteinander im Verkehrsgeschehen gefunden haben.‹
«
    Kommissar Steffen Braig legte das Blatt zur Seite, dessen Text er seinem Gegenüber vorgelesen hatte. »Es lag hinter dem Busch. Wir haben es kopiert. Das Original wird noch untersucht.«
    Gerhard Kessel saß regungslos in seinem Sessel. Er war von dicker, fast feist zu nennender Statur, hatte runde Backen, einen weit nach vorne gewölbten Bauch und dickfleischige Hände und Arme. Bei jeder Bewegung schwabbelte das Fettpolster an seinem Leib hin und her. Sein Gesicht war dunkelrot angelaufen wie bei einem Menschen, der unter extremem Bluthochdruck litt. Genau das Gegenteil von Stöhr, dachte Braig. Was der eine zuviel hat, fehlt beim anderen. Wenn man das Fleisch und das Fett nur besser auf die beiden Körper verteilen könnte – es würde beiden nichts schaden.
    »Haben Sie einen Verdacht?«
    Der Mann reagierte nicht. Er sah an Braig vorbei, irgendwohin an die Wand. Man merkte es ihm beim besten Willen nicht an, dass er erst Ende vierzig war. Braig hätte ihn mindestens zehn Jahre älter geschätzt, wäre das Geburtsdatum nicht aus den Unterlagen zu ersehen gewesen.
    »Herr Kessel, wir suchen die Täter! Ohne Ihre Hilfe haben wir keine Chance.« Er schwieg, blickte sich hilflos um.
    Kriminalmeister Stöhr legte den Stift, mit dem er Braigs Fragen und die Antworten des Opfers protokollierte, auf den Tisch und kramte stattdessen in seiner Plastiktüte. Das Geraschel riss den Mann aus seiner Lethargie.
    »Ich kann Ihnen nicht helfen, leider. Keine Ahnung.«
    »Sie haben keinen Verdacht?«
    Kessel schüttelte den Kopf. »Ich wüsste wirklich nicht.«
    Braig zog das Fahndungsfoto aus der Tasche und hielt es dem Mann hin.
    »Sagt Ihnen dieses Bild etwas?«
    Kessel brauchte einige Sekunden, bis er seinen Blick endlich auf das Foto richtete. Er betrachtete es, zog dabei die Stirn in Falten. »Wer ist das?«
    »Kennen Sie den Mann?«
    »Nein.«
    »Wirklich? Überlegen Sie bitte gut!«
    Kessel schnaufte wie ein Walross, das gerade dem Wasser entstiegen war. Braig entdeckte die feinen dunklen Haare, die aus seiner Nase lugten.
    »Mm, mm.« Die Laute waren kaum menschlich zu nennen.
    »Herr Kessel! Kennen Sie den Mann?«
    »Nie gesehen.«
    »Nie?«
    »Nie. Keine Ahnung.«
    Ein lautes Knacken ließ sie erstaunt aufblicken. Kriminalmeister Stöhr hatte die Verpackung einer Tafel Schokolade entfernt und biss mit viel Schwung mitten in die hellbraune Masse. So viel Elan hatte Braig ihm nicht zugetraut.
    »Mhm, Stollwerck Nuss«, erklärte er schmatzend, »exzellent.«
    Kessel kratzte sich am Hals. Hellblonde Bartstoppeln hoben sich deutlich von seiner Haut ab.
    »Erzählen Sie bitte, wie alles ablief gestern Abend«, forderte Braig ihn auf.
    Der Mann reagierte schwerfällig. »Da gibt es nicht viel zu sagen. Ich kam von der Garage. Es war dunkel, so halb elf. Und plötzlich standen sie hinter mir.«
    »Wie viele?«
    »Zwei.«
    »Sie wissen es genau?«
    »Zwei oder drei.«
    »Sie konnten sie nicht sehen?«
    »Die Stimme. Sie war tief.«
    Die Antworten kamen etwas zusammenhanglos.
    »Von einem der Männer?«
    »Die anderen redeten nicht. Nur der eine. Seltsam tiefe Stimme.«
    Im Fall Breuninger, überlegte Braig, war ebenfalls von einer tiefen Stimme die Rede.
    »Wie kamen Sie von Ihrer Garage zum Tatort?«, setzte er die Befragung fort.
    »Sie waren maskiert, das ganze Gesicht.«
    Mein Gott, der Mann hatte eine Art zu antworten.
    »Sie drückten mich vor sich her bis zu dem Busch.«
    »Den Weg durchs Dorf und an der Bundesstraße entlang? Da müssen Sie doch einigen Leuten hier im Ort und in den Autos aufgefallen sein.«
    Kessel schüttelte den Kopf. »Übers Feld. Am Friedhof vorbei, von der anderen Seite her.«
    »Dort gibt es einen Weg?«
    »Ein Schleichpfad. Mitten über die Äcker. Bei uns im Dorf kennt ihn jeder. Bis auf die vom Neubaugebiet.«
    »Dann kommen also vorrangig Einheimische für den Überfall infrage.«
    »Mhm, vielleicht wollten die Täter den Eindruck erwecken, dass sie von hier

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