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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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errichtete Pizzeria mit Bänken und Tischen im Freien. Kein Mensch war zu sehen. Wie auch, überlegte Braig, bei dem Lärm und dem Gestank?
    Sie bogen ins Dorf, wo die beiden Dienstfahrzeuge standen. Der Polizeiobermeister verabschiedete sich, nachdem er Braig erklärt hatte, wo die Opfer wohnten.
    Vor dem Laden des kleinen Ortes stand ein spindeldürrer junger Mann mit schütterem blonden Haar. In seiner Hand hielt er eine prall gefüllte Plastiktüte. Er gaffte mit großen Augen ins Schaufenster, wobei er sich einen Schokoladenriegel in den Mund schob.
    »Guten Appetit«, grüßte Braig, »haben Sie etwas ermitteln können?«
    Kriminalmeister Stöhr zuckte zusammen. Er kaute und schluckte, fuhr sich dann mit seiner Linken durch das schüttere Haar. Wer immer ihn erblickte, spürte zuerst Mitleid mit der dürren Gestalt in sich aufkommen. Er bestand so unübersehbar aus nichts als Haut und Knochen, dass jeder seinen sofortigen Zusammenbruch befürchtete. Die außergewöhnliche Größe des Mannes, der bis auf wenige Zentimeter an die zwei Meter heranreichte, verschärfte diesen Eindruck noch. Braig spürte jedes Mal den Anflug eines schlechten Gewissens, wenn er Stöhr einen Auftrag erteilte, anstatt ihm auf der Stelle ein opulentes Mittagessen zu spendieren.
    »Mhm, es ist so«, erklärte Stöhr und schluckte den Rest des Schokoladenriegels hinunter, »also hier hat niemand eine Ahnung.«
    Ein riesiger Lastwagen samt Anhänger rollte heran und polterte durch die Straße. Sie traten automatisch zur Seite, ließen das gewaltige Gefährt passieren. Staub und Ruß lagen in der Luft.
    »Was heißt das?«
    »Mhm, es ist so, die Leute im Laden haben alle nichts mitbekommen von der Sache heute Nacht.«
    »Behaupten sie.«
    »Behaupten sie, richtig.«
    »Und wer sind die Leute im Laden?«
    Stöhr kramte einen Zettel aus seiner Tasche. »Mhm, es ist so: die Besitzerin, Frau Rosberger, ihre Frau Mutter, die Frau Luithardt und eine Kundin, die nicht weit weg wohnt, die Frau Bäuerle.«
    Es muss einfach seine spindeldürre Gestalt sein, überlegte Braig, die Gübler immer so freundlich gegenüber Stöhr auftreten lässt. Wahrscheinlich erweckt der Anblick der vielen Knochen und Wirbel in Napoleon so etwas wie einen großväterlichen Beschützerinstinkt.
    »Sie haben genau nachgefragt?«
    »Mhm, Herr Kommissar!«
    »Gut, wir werden die Aussagen später noch mal überprüfen. Ich möchte, dass Sie mich jetzt zu den Opfern der Verbrechen heute Nacht begleiten.«
    Kriminalmeister Stöhr kramte in seiner Plastiktüte, nickte ihm zu. »Mhm, es ist so«, meinte er, »der Laden ist zwar klein, verfügt aber, mhm, über eine ausgezeichnete Auswahl. Mehr Sein als Schein.« Er hatte seiner Tüte zwei Tafeln Schokolade entnommen, wovon er Braig eine anbot. »Mhm, welche Sorte bevorzugen Sie?«
    Braig lehnte freundlich dankend ab. Der ausgemergelten knochigen Gestalt neben ihm auch nur einen Bissen wegzunehmen, kam ihm wie ein Verbrechen vor. Er hoffte, die süßen Kalorienbomben würden dazu beitragen, Stöhrs Körperbau doch noch zu vervollkommnen.

10. Kapitel
    Wir können nicht länger untätig zusehen, wie Kriminelle Tag für Tag unser Leben und unsere Gesundheit zerstören. Unsere Städte sind voller Hektik, Lärm und Gestank; Straßen und Plätze, die der Begegnung von Menschen gewidmet waren, dienen nur noch dem Autowahn. Es ist zur Selbstverständlichkeit geworden, krebserregende, klimaverändernde Abgase in die Atemluft zu jagen, die Atmosphäre und das Leben in Städten und Dörfern zu zerstören und unzählige Menschen zu Krüppeln zu fahren, sie zu verletzen und zu töten. Wirtschaftsbosse, Politiker und Autolobbyisten tragen daran besondere Verantwortung. Dennoch kann sich keiner der Mittäter freisprechen von Schuld. Hitler war nicht allein verantwortlich für die Verbrechen der Nazis, sie konnten nur realisiert werden, weil er so viele Helfershelfer fand. Nicht anders läuft es heute: Es sind nicht anonyme Mächte, die allein in unserem Land jeden Tag über zwanzig Menschen auf den Straßen töten und vierhundert schwer verletzen, es sind Menschen wie du und ich, die diesen Wahnsinn mit ihrem egoistischen, rücksichtslosen Autowahn verursachen
.
    So darf es nicht weitergehen. Wir werden nicht länger zulassen, dass diese Welle der Gewalt als unabwendbares Übel hingenommen werden muss. Wer bereit ist, seiner eigenen Bequemlichkeit die Gesundheit und das Leben seiner Mitmenschen zu opfern, kann nicht länger mit unserer

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