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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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nach jedem Strohhalm, der mich zu ihnen führt, und als ich unten, vom Tatort aus, die Kirche sah ...«
    »Okay. Ist schon gut. Verzeihen Sie meine Schärfe. Gestern Abend hatte ich den Jugendclub. Im Nachbardorf. Ich war nicht im Haus«, erklärte die Pfarrerin.
    »Wäre auch nur ein Zufall gewesen. Manchmal helfen gerade solche unbedachten Dinge, die Täter zu finden. Ich möchte die Verbrecher erwischen, bevor sie wieder zuschlagen können. Es war immerhin schon zum zweiten Mal.«
    »Zum zweiten Mal?«
    »Zumindest von der Art des Verbrechens her. Zuerst im Wagenburgtunnel in Stuttgart, dann hier. Und jedes Mal derselbe Terror.«
    »Es handelt sich um dieselben Leute?«
    »Es scheint so. Noch wissen wir es nicht genau. Ich muss erst die Ergebnisse der Untersuchungen abwarten. Ich fürchte nur, wenn wir uns nicht beeilen, werden bald die nächsten Opfer daran glauben. Es handelt sich um skrupellose Verbrecher.«
    »Na ja, es gibt schlimmere Straftaten.«
    »Ich glaube, Sie machen es sich zu einfach. Sie sollten die Sache nicht verharmlosen. Wenn Sie noch nicht direkt unten an der Straße waren, können Sie sich kaum vorstellen, welche Qualen die Opfer die ganze Nacht hindurch ertragen mussten.«
    »Das bezweifle ich nicht. Im Gegenteil. Ich bin oft genug an der Bundesstraße. Auf dem Friedhof zum Beispiel. Bei jeder Beerdigung habe ich das Vergnügen, meine Worte von heulenden Motoren begraben lassen zu müssen. Was glauben Sie, wie amüsant es für die Angehörigen ist, wenn ich am Grab schreie, damit wenigstens ein paar tröstende Sätze verstanden werden. Eine Beerdigung mit einer schreienden Pfarrerin. Ich bin anschließend immer heiser – ich weiß, wovon Sie reden.«
    »Also«, gestand Braig, »wir haben Angst vor einer neuen, grünen Terrorwelle. Zudem scheint einer unserer Landesminister von den Tätern bedroht zu sein. Wenn wir sie nicht bald festnehmen, könnte die Gewalt eskalieren.«
    »Oh je, Terrorwelle. Wir gehen wirklich schlimmen Zeiten entgegen. Jetzt auch noch Grüne.« Der Spott in ihrem Gesicht war nicht zu übersehen. »Darf ich Ihnen etwas anbieten, bevor uns die neue Terrorwelle überrollt?«
    Braig hätte sich selbst ohrfeigen können, wusste er doch, wie geschwollen seine Worte klangen. Güblers bester Schüler, unterwegs im Land.
    »Sie sollten sich wegen mir keine Mühe machen«, entgegnete er.
    »Tue ich aber doch gerne.«
    Frau Sommer verließ den Raum, um kurz darauf mit einem gefüllten Krug, Mineralwasser und einem geflochtenen Korb mit duftenden Backwaren zurückzukehren.
    »Als Pfarrerin auf dem Dorf bin ich versorgt in jeder Beziehung«, erklärte sie. »Das sind selbst gebackene süße und salzige Stücke und Apfelmost, frisch vom Fass. Alles in Handarbeit gefertigt.«
    »Von Ihnen selbst?«
    Sie lachte. »Dazu fehlt mir leider die Zeit und auch das Geschick. Nein, Frau Pfarrerin verbringt ihren Tag mit der genauen Registratur der Ausgaben und Einnahmen der Gemeinde, mit der schriftlichen Ausarbeitung der Antwort auf die Anfrage eines Kirchengemeinderates, der unbedingt alles schwarz auf weiß braucht, mit unzähligen Telefonaten, vielen Besuchen und der Vorbereitung etlicher Veranstaltungen.«
    »Dafür kennen Sie einen großen Teil der Leute hier«, erwiderte Braig.
    »Das ist richtig«, bestätigte Frau Sommer. »Greifen Sie zu. Ich hatte bisher noch keine Zeit zum Mittagessen. Aber Sie sehen selbst, wie gut mich die Leute hier versorgen.«
    Sie reichte ihm ein Glas, schenkte ein und schob ihm den Korb zu. Als Braig den Duft der knusprig braunen Stücke einsog, spürte er, wie sein Magen revoltierte. Allzu viel hatte er ihm heute wahrlich noch nicht geboten. Kriminalmeister Stöhr verwöhnte sein Lieblingsorgan weit mehr.
    »Die Backwaren stammen von Herrn Zeller, hat er heute Morgen erst frisch unten im Backhäusle zubereitet.«
    »Ein Mann?«, fragte Braig überrascht und ungläubig zugleich.
    »Einer meiner Verehrer«, erklärte sie.
    Er verschluckte sich, hustete verlegen.
    »Ein vielseitig begabter, feinfühliger und doch vom Leben gebeutelter Mann.«
    »Sie leben in engerer Verbindung?«
    Die Pfarrerin nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas, lachte. »Mit vielen Leuten aus dem Dorf, wenn Sie so wollen. Herr Zeller ist zweiundsiebzig, ein Nachbar von Herrn Schmidt, den Sie wohl kennen.«
    Eis am Stiel, überlegte Braig, was sie wohl von ihm hielt?
    »Rein beruflich. Herr Schmidt hat eine schlechte Nacht hinter sich«, flachste er.
    »Ist wohl anzunehmen. Ich will

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