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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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geringste Anhaltspunkt dafür fand.«
    Steffen Braig schüttelte den Kopf. »Hast du wirklich alles genau durchgecheckt?«
    »Wie gut kennen wir uns?«
    »Wenn Breuninger wirklich in irgendeiner Form mit diesem Unfall zu tun hat – ich glaube es nicht, mir ist zu viel Spekulation im Spiel –, wie um alles in der Welt hätte er es dann verheimlichen können?«
    »Das ist die einzige Frage in diesem Zusammenhang, die mir problematisch scheint«, gab Neundorf zu.

27. Kapitel
    Vera Sommer sah genauso bezaubernd aus wie am Tag zuvor. Ihre großen Augen leuchteten, und die dunkelbraunen, im Licht der Sonne rötlich glänzenden Haare vibrierten leicht, als sie ihnen die Hände schüttelte. Sie trug eine weite weiße Bluse zu einem hellen langen Rock und hatte die Schultern mit einer feinen Seidenjacke bedeckt.
    Steffen Braig hätte es vorgezogen, sie allein zu besuchen, den dienstlichen Termin zu einem privaten Rendezvous umzufunktionieren. Neundorfs Anwesenheit allerdings vereitelte diesen Plan. Kriminalmeister Stöhr bewegte sich durchs Dorf, beauftragt, Frau Brüderle zu suchen, um sie über Ziegenfuß, Bofinger und Schmidt auszuhorchen.
    »Wir wollten zu Herrn Ziegenfuß«, erklärte Steffen Braig, »doch leider war er nicht zu erreichen.«
    »Er wird noch arbeiten, um diese Zeit«, entgegnete Frau Sommer.
    »Wie gut kennen Sie ihn? Würden Sie ihm die drei Entführungen zutrauen?«
    Vera Sommer riss die Augen auf. »Sie verdächtigen ihn?«
    »Unser LKA-Psychologe ist fest davon überzeugt, dass es sich um Täter handelt, die einen Autounfall erlitten haben. Herr Ziegenfuß und sein Sohn sind betroffen, wie Sie wissen.«
    »Ich verstehe nicht, warum Sie sich so um unser Dorf bemühen. Wieso muss der Täter unbedingt in Lauberg wohnen?«
    »Die Opfer stammen fast alle aus dem Ort.«
    »Das spricht doch eher gegen Ihre These. Niemand wäre so dumm, dort anzugreifen, wo man ihn kennt.«
    »Verbrecher arbeiten nicht nach rationalen Mustern«, beharrte Braig, »manchmal vielleicht, meistens aber nicht.«
    »Mag sein. Ich wüsste dennoch niemanden, dem ich diese Aktionen zutrauen würde.«
    »Es ist Ihr Recht als Pfarrerin, die Sünder in Schutz zu nehmen.«
    Vera Sommer hatte sie in das Erkerzimmer geführt, das Braig bereits sehr vertraut vorkam. Auf dem Tisch standen Gläser mit Mineralwasser sowie salzige und süße Leckereien, von freundlichen Gemeindemitgliedern gebacken, wie Frau Sommer betonte.
    »Obwohl Sie Herrn Schmidt als reumütigem Sünder gestern nicht gerade große Gnade zuteil werden ließen«, versuchte Braig, sie zu provozieren.
    »Seit wann ist er reumütig?«, konterte Frau Sommer.
    »Er scheint nicht besonders viele Freunde zu haben.«
    »Oh, das sehen Sie falsch.« Sie reichte ihnen den Korb mit Backwerk, wartete, bis sie sich bedient hatten. »Sie bewegen sich in den falschen Kreisen«, behauptete sie dann, »weiter oben, wo man mit größeren Geldbeträgen jongliert, werden Sie nur Gutes über diesen Herrn hören. Sie müssen die Niederungen der Minderwertigen verlassen, wenn Sie ihn von einer anderen Seite kennenlernen wollen.«
    »Können Sie uns erklären, warum auch Herr Ziegenfuß diesen Schmidt so hasst?«
    »Tut er das?«
    »Er hat Kessel und Schmidt als zwei der drei größten Miststücke hier in Lauberg bezeichnet.«
    »Bofinger fehlt noch in der Reihe.« Frau Sommer winkte ab. »Sehen Sie es ihm nach. Auch wenn Sie Polizeibeamter sind, sollten Sie nicht jede Aussage eines Menschen auf die Goldwaage legen.«
    »Dann kann ich meinen Beruf an den Nagel hängen«, meinte Braig.
    »Oder Sie lernen, menschlicher mit Ihren Opfern umzugehen.«
    »Opfer? Meistens haben wir es mit den Tätern zu tun.«
    »Täter sind genauso Opfer, das wissen Sie so gut wie ich. Opfer ihrer eigenen Unbeherrschtheit, Opfer eines unglückseligen Zusammentreffens ungünstiger Faktoren. Wir alle sind Opfer und Täter zugleich.«
    Braig fühlte, wie ihm mulmig wurde, denn das Gespräch drohte einen ungünstigen Verlauf zu nehmen. Alles, nur nicht diese Frau ungnädig stimmen, dachte er.
    »Sie mit Ihrem Beruf müssen so reden, oder?« Neundorf blickte die Pfarrerin fragend an. Bisher hatte sie sich aus dem Gespräch herausgehalten, was Braig nicht einmal so unrecht gewesen war. Jetzt erschien sie ihm wie eine Retterin in höchster Not.
    »Sie täuschen sich. Ich versuche, ehrlich vor meinem Gewissen zu bleiben, nicht zu schmeicheln, nur weil die Pfarrerin immer und überall ausgleichend wirken soll. Was Herrn

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