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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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handelt es sich um Profis.«
    »Profis?«
    »Die Leute wüssten, wovon sie schreiben. Die seien selbst betroffen. Unfallopfer wahrscheinlich.«
    »Also doch«, stellte Steffen Braig fest, »dann hätte Gübler recht.«
    »Der Psychologe meint, dass das Schreiben kein Ablenkungsmanöver ist. Die Ausdrucksweise verrate, dass es den Entführern ernst sei«, fuhr Neundorf fort. »Der Unfall, den sie schilderten, sei garantiert keine Erfindung. Vielleicht nicht unbedingt so abgelaufen, sondern etwas retuschiert, um sich nicht zu verraten, aber real geschehen. Obwohl: Hausmann, der Psychologe, wollte nicht mal ausschließen, dass sich der Unfall genau so ereignet haben könnte, mit all seinen Folgen, wie die Täter es beschreiben. Er traue ihnen zu, alles korrekt wiederzugeben, auch auf das Risiko hin, dadurch entlarvt zu werden. Und dann wies er mich auf einen interessanten Sachverhalt hin.«
    »Ja?«
    »Hausmann legte die verschiedenen Bekennerbriefe nebeneinander. Die beiden aus Lauberg und den aus dem Wagenburgtunnel, den wir bei Breuninger fanden. Ursprünglich sei es reine Spekulation gewesen, erklärte er, aber je länger er sich damit beschäftigt habe ... Sein Urteil sei eindeutig, er sei sich recht sicher. Inwieweit wir diese Argumentation für die weitere Fahndung verwenden wollten, sei natürlich unsere Sache.«
    Neundorf holte tief Luft.
    »Die Bekennerschreiben aus Lauberg seien echt, dafür lege er seine Hand ins Feuer. Aber der Brief aus dem Wagenburgtunnel sei nichts anderes als ein primitives Pamphlet.«
    »Wie kommt er darauf?«, fragte Stöhr.
    »Die gesamte Ausdrucksweise, der komplette Text sei künstlich, gestelzt. Von Leuten, die nichts von der Sache verstünden, zusammengepfuscht. Von wirklicher Betroffenheit, so wie sie in den Lauberger Schreiben zu spüren sei, keine Spur. Der Text sei schlicht und einfach getürkt – von Leuten, die völlig andere Ziele hätten, als sie das Schreiben darlege. Und dann offenbarte er mir eine verblüffende Spekulation.«
    »Nämlich?«
    »Er wollte zuerst nicht mit der Sprache herausrücken. Wenn es nicht um eine Persönlichkeit mit einem solchen Renommee ginge, käme er direkt auf krumme Gedanken. Das Schreiben aus dem Wagenburgtunnel erinnere ihn an die Diktion von Briefen aus Nazi-Archiven: von Nazi-Schergen verfasste, als Originalschreiben von Opfern deklarierte Texte, die Wissenschaftler denunzieren sollten. Oft fielen sie durch eine gestelzte, künstliche Ausdrucksweise oder abnormalen Satzbau auf. Kurz: Breuningers Entführer müssen keine Autohasser gewesen sein, auch wenn sie diesen Anschein zu erwecken suchten.«
    »Warum so kompliziert?«, fragte Steffen Braig. »Vielleicht konnten sich die Leute, die den Text schrieben, nicht so gut ausdrücken?«
    »Hausmann schließt das aus. Mit Unvermögen allein sei das nicht zu erklären.«
    »Aber das würde doch bedeuten ...«
    »Ja, ich weiß, es ist absurd«, bestätigte Neundorf, »er wollte diese Gedanken auch nicht öffentlich äußern. Ich werde diesem Breuninger auf jeden Fall noch mal auf den Zahn fühlen. Heute Abend gehe ich ins
Excelsior
. Privat. Vielleicht weiß der Wirt noch mehr. Ich habe nämlich die Akten durchgesehen. Es gibt kein Kind, das beim
Excelsior
verunglückte, die letzten fünfzehn Jahre nicht. Aber ich fand den Fall eines Mädchens, das an einem Sommerabend vor drei Jahren im oberen Schlossgarten gefunden wurde – als Unfallopfer. Unfallverursacher: unbekannt. Das Kind wohnte zufällig in der Reinsburgstraße. Kennt ihr die?«
    Braig nickte.
    »Mhm, sie läuft parallel zur Rotebühlstraße«, meinte Stöhr.
    »Genau. Ich war dort und habe mir das Haus angesehen. Der Hinterhof, in dem das Kind laut protokollarischer Aussage seiner Eltern oft gespielt hat, und zwar auch am Abend des Unfalls, stößt genau auf ...«
    Vier Augen waren voller Neugier auf Neundorf gerichtet. Braig zuckte mit den Schultern. »Ich muss passen.«
    »... auf einen schmalen Schleichpfad, der in den Parkplatz des
Excelsior
mündet.«
    »Oh mein Gott«, rief Braig, »das darf nicht wahr sein!«
    Stöhr schüttelte aufgeregt den Kopf. »Mhm, es ist so, die Spuren. Gibt es keine Unfallspuren?«
    »Aus den Unterlagen geht nur hervor, dass es schwierig war, Spuren zu finden, weil in besagter Nacht noch vor Mitternacht ein starkes, lang andauerndes Gewitter niederging. Allerdings wies alles darauf hin, dass das Kind nicht in der Nähe des Fundortes der Leiche ums Leben gekommen sein konnte, weil sich nicht der

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