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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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gewöhnlichen Sorte. Natürlich: Amouren, Verhältnisse und Bettgeschichten dienten oft genug als fadenscheiniges Alibi. In diesem Fall aber ...
    »Sie dachten wohl, Sie hätten ihn, wie?«, strahlte Frau Gübler ihn an. »Es spricht nicht für Ihre Intelligenz, ihn zu verdächtigen.«
    »Mir scheint, ich bin in guter Gesellschaft«, erwiderte Braig, »der Mann, den Sie mir gestern als Täter unterjubeln wollten, wurde heute Nacht zum Opfer.«
    »Behauptet er.«
    »Sie wollen doch nicht wirklich ...«
    »Warum nicht? Bofinger ist zu allem fähig. Helfershelfer kann man bezahlen. Oder man ist sich gegenseitig zu gewissen Hilfeleistungen verpflichtet.«
    »Und die Entführungen vorher?«, fragte Braig. »Ebenfalls vorgetäuscht?«
    »Absurd. Bofinger beauftragte seine Leute.«
    »Sie haben viel Fantasie. Was lesen Sie gerade? Einen buddhistischen Krimi?« Braig wies auf das Buch, das sie auf ihrem Schoß liegen hatte.
    »Nietzsche.« Sie streckte es ihm entgegen.
    »Oh«, wunderte er sich, »
Zarathustra
.« Die Frau war wirklich ein Phänomen. Nietzsche, heute, an diesem warmen Sommertag. Der Philosoph der Zerstörung in dieser blühenden Umgebung. »Zur Beruhigung, ja?«, spottete er.
    Maria Gübler war nicht gewillt, seine Provokation hinzunehmen. »Der Übermensch als Spiegelbild unserer Gesellschaft«, dozierte sie.
    »Sie lieben es zu übertreiben.«
    »Sie kennen Nietzsches Übermensch?«
    »Ich habe zwei Philosophie-Kurse vor dem Abitur belegt. Freiwillig«, betonte er, »der Bulle ist nicht ganz so dumm, wie Sie vermuten.«
    »Oh.« Sie war sichtlich überrascht. »Und dann diese Laufbahn.«
    »Da müsste ich viel erzählen. Keine normale Erziehung vielleicht. Es war ein langer Prozess«, erklärte Braig mit ruhiger Stimme.
    »Jederzeit bereit. Ich würde mich freuen«, bot sie an.
    Walter Kahn lachte. »Frau Gübler würde Ihnen beweisen, wie richtig sie mit Nietzsche liegt.«
    »Unser Kommissar weiß, dass der Übermensch regiert. Er hat nur noch nicht darüber nachgedacht«, meinte sie und deutete auf die ferne Straße, »die Schwachen sollen zugrunde gehen. Je skrupelloser ich für mein eigenes Lebensglück kämpfe, je mehr Unterlegene dabei auf der Strecke bleiben, desto größer wird meine Lust. Wer unter die Räder kommt, hat es nicht anders verdient, er taugt nicht zum Leben. Versager wollen unterdrückt werden. Gehen Sie an die Bundesstraße, versuchen Sie, als Fußgänger heil durch die Stadt zu kommen: Nietzsche wird Ihnen überall begegnen. Autofahren ist die brutalste Realisierung seines Übermenschen: Ich bewege mich bequem fort, die anderen atmen meine Abgase ein, leiden unter meinem Lärm, sterben unter meinen Rädern.«
    Braig starrte die Frau an, betrachtete ihr wallendes Haar, ihre dunklen, ausdrucksvollen Augen. Ihr spöttischer Gesichtsausdruck, der ihn sofort an Albert Einstein hatte denken lassen, war verschwunden. Das war keine Spinnerei, kein hohles Gefasel, es war die Lebenserfahrung einer außergewöhnlichen Person.
    »Sie hat recht, leider. Vollkommen. Die meisten Leute sind nur zu einfältig, es zu begreifen ...«
    Walter Kahn unterbrach seine Worte, weil sich ihnen eine Frau näherte. Katrin Neundorf trug ein gelbes T-Shirt, dunkelgrüne Jeans und auf dem Rücken einen kleinen, grellroten Rucksack. Eine dünne Sommerjacke hing lässig über ihrer Schulter.
    »Hallo. Das ganze Dorf weiß Bescheid. Die sind do naufgange zum Waldrand beim Bofinger seinere zerstörte Hütte«, ahmte sie die Sprache der Einheimischen nach.
    »Die Richtung stimmt«, begann Braig ohne Umschweife, seine Kollegin über den Stand der Dinge aufzuklären, »doch leider ohne Erfolg.«
    »Keinerlei Anhaltspunkte?«, fragte Neundorf.
    Braig schüttelte den Kopf. »Wie es scheint, waren wir auf der falschen Spur. Mal wieder.« Er wies auf Kahn, der sich lächelnd entschuldigte. »Tut mir leid, aber ich habe mit der Sache nichts zu tun.«
    Neundorf ließ sich die neuesten Entwicklungen erklären, betrachtete Kahn, nickte mit dem Kopf.
    »Jaja, unser Berufsrisiko.«
    »Vielleicht kann ich Ihnen dafür ein anderes Opfer liefern«, erklärte Walter Kahn. »Ich hoffe es zumindest. Wenn es klappt, erteile ich Ihnen die Exklusivrechte, den Kerl zu schnappen.«
    Steffen Braig sah ihn irritiert an. »Von wem reden Sie?«
    »Otto Schmidt. Sie erinnern sich, was ich gestern angedeutet habe?«
    Braig versuchte, ihr Gespräch vom Vortag zu rekapitulieren. »Sie behaupten, über illegale Geschäfte informiert zu sein, die Herr

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