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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Schmidt betreibt, richtig?«
    »Genau.«
    »Aber Sie wollten darüber noch nichts sagen, weil Ihr eigener Prozess dadurch beeinflusst werden könnte.«
    »Ich habe es mir anders überlegt, gestern, nach unserem Gespräch. Heute Mittag erhalte ich Bescheid. Wenn Sie im Verlauf des Tages erreichbar sind, könnte ich Ihnen vielleicht konkrete Beweise vorlegen, wie dieser erfolgreiche Herr Schmidt zu so viel Geld kommt. Interessiert?«
    »Ich habe Sie gestern schon darauf hingewiesen, dass Sie verpflichtet sind, der Polizei Mitteilung ...«
    »Natürlich sind wir interessiert«, unterbrach Neundorf ihren Kollegen, »wir melden uns bei Ihnen. Um wie viel Uhr?«
    Braig schaute sie überrascht an.
    »Nicht vor drei.«
    »Okay«, erklärte sie, »hoffentlich legt das Huhn auch Eier, wenn es vorher so laut gackert.« Sie nickte Kahn zu, wandte sich an Braig. »Entschuldige, aber vielleicht kommen wir wenigstens auf diesem Weg dazu, Napoleon Erfolgsmeldungen vorzulegen.« Neundorf sah sich um, betrachtete die Landschaft.
    »Schade, dass die Damen und Herren Fahnder sich nicht einig sind«, spottete Frau Gübler. Sie lehnte mit grinsender Miene an einem Baum, strich sich die Haare aus der Stirn. »Den Machenschaften dieses Schmidt nachzugehen, lohnt sich garantiert mehr, als harmlose Menschen zu jagen, die rücksichtslose Gewalttäter für ein paar Stunden frische Luft schnuppern lassen. Versteifen Sie sich bei Ihrer anstrengenden Suche doch nicht so sehr auf dieses kleine Dorf«, empfahl sie.
    Katrin Neundorf warf ihr einen kurzen Blick zu, stutzte. »Oh, sehe ich recht?« Sie starrte Maria Gübler mit großen Augen an, trat auf sie zu. »Frau Gübler, meine Ärztin?«

26. Kapitel
    Braig, Stöhr und Neundorf hatten sich von Frau Gübler und Kahn verabschiedet und waren ins Dorf gefahren, wo sie Ziegenfuß aufsuchen wollten. Maria Gübler hatte sie für den Abend des nächsten Tages privat zu sich eingeladen.
    »Sie hat dich behandelt?«, fragte Braig.
    Neundorf nickte.
    Es war fast drei Jahre her. Katrin hatte nur schnell einkaufen wollen, in einem kleinen Tante-Emma-Laden, war jedoch beim Überqueren der Straße von einem Auto erfasst und auf den Gehweg geschleudert worden. Der Aufenthalt in der Klinik, die zufällig direkt auf der anderen Straßenseite lag, hatte sich Woche um Woche verlängert, bis Katrin sich wieder einigermaßen bewegen konnte.
    »Frau Gübler war die engagierteste Ärztin auf der Station. Ob ich ohne ihre Bemühungen heute wieder so fit wäre? Keine Ahnung.« Neundorf krempelte ihr rechtes Hosenbein hoch, zeigte auf ihren Oberschenkel. Eine dunkle, fein gezackte Narbe zog sich quer über die Haut. »Ich kann mich bewegen, ohne jeden Schmerz. Fast so reaktionsschnell wie früher.«
    »Sie hat sich viel mit dir beschäftigt?«, wollte Braig wissen.
    »Es klingt altmodisch und übertrieben«, bestätigte sie, »aber sie war so etwas wie die gute Seele der Station. Die Mutter aller Unfallgeschädigten. Sie versteht ihre Aufgabe.«
    »Sie verstand sie«, korrigierte er.
    »Wie bitte?«
    »Frau Gübler praktiziert nicht mehr.«
    »Hm?« Neundorf blickte ihren Kollegen fragend an. »Schon so alt?«
    »Wohl kaum. Dieser Bofinger, der heute Nacht entführt wurde, behauptet, sie habe sich aus reiner Faulheit zurückgezogen.«
    »Absurd«, erwiderte Neundorf, »Frau Gübler war keine Mühe zu viel. Sie tröstete alle, die gerade einen Durchhänger hatten, mit ihrer Bauchrednerei. Das waren eine Menge Leute. Ihre Medizin gegen depressive Anfälle. Kindern gab sie manchmal regelrechte Theatervorstellungen mit ihrem zweiten Ich.«
    »Aber sie selbst liest Nietzsche und philosophiert über den Übermenschen.«
    »Hinter einer heiteren Maske steckt oft ein nachdenklicher Mensch.«
    »Mhm, ich will nicht stören ...«, meldete Kriminalmeister Stöhr sich vorsichtig zu Wort. Braig und Neundorf drehten sich zu ihm um.
    »Es ist so, haben Sie die Untersuchungen schon ausgewertet?«
    »Welche Untersuchungen?«, fragte Neundorf.
    »Ob der Bekennerbrief von heute Nacht, mhm, und die Schnur ...«
    »Sie sind identisch«, erklärte Neundorf, »entschuldigt, das hatte ich völlig vergessen. Dasselbe Papier, Schrifttypen von derselben Maschine, gleiche Schnur wie gestern. Hinter den Lauberger Entführungen stecken dieselben Täter.«
    »War wohl zu erwarten, oder?«
    »Auch die Texte wurden von derselben Person verfasst, meint der Psychologe. Ich gab ihm das Bekennerschreiben und bat ihn um seine Bewertung. Seiner Meinung nach

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