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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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allein der Gewinnvermehrung Bofingers dient, und trat von seinem Amt zurück.«
    »Oh, jetzt verstehe ich«, meinte Steffen Braig, »als Kessel entführt wurde, hielt er Bofinger für den Drahtzieher und zerstörte deshalb dessen Wochenendhaus.«
    »Sie haben begriffen, wie es lief.«
    »Ein interessantes Dorf mit außergewöhnlichen Leuten«, meinte Neundorf. Gähnend zeigte sie auf die Uhr. »Wir könnten die ganze Nacht noch reden, bis wir die Lauberger endlich kennengelernt haben.«
    Dazu waren sie aber viel zu müde. Schließlich hatte sich der alte Tag längst schon verabschiedet.

32. Kapitel
    Der Trick war einfach und alt.
    Man musste nur über die Angewohnheiten des Mannes Bescheid wissen, telefonisch das Ende der Abendveranstaltung erfragen und den Schutz der Dunkelheit nutzen.
    Sie überraschten ihn, als er eine Zigarette rauchend gedankenverloren zwischen den Reben des Weinbergs umherspazierte, keine zweihundert Meter vom Hotel entfernt. Bis er begriff, was sich da abspielte, war es bereits geschehen. Die Pistole im Rücken, marschierte er vor ihnen her, den holprigen Pfad zwischen den Rebstöcken abwärts bis zu dem asphaltierten Weg, wo die Täter Fahrräder stehen hatten. Sie zwangen ihn, sich auf den Sattel zu setzen und vor ihnen her zu fahren.
    Sein Verbannungsort war so raffiniert gewählt, dass er wohl erst nach Tagen entdeckt worden wäre, hätte dem Funkhaus des Südwestdeutschen Rundfunks nicht am frühen Nachmittag des nächsten Tages eine anonyme Stimme seinen Aufenthaltsort bekannt gegeben.

33. Kapitel
    Wo?«, rief Kriminalkommissar Steffen Braig überrascht ins Telefon.
    »Unter dem großen Viadukt der Bundesstraße 14«, antwortete der Beamte des Backnanger Polizeireviers.
    Steffen Braig kannte die Brücke, da er sie auf der Fahrt in den Schwäbischen Wald schon oft passiert hatte. Es handelte sich um eine mächtige, weit gespannte Konstruktion aus Stein, vielleicht vierhundert Meter lang, die sich in kühner Höhe über das Tal der Murr schwang. Unter der Brücke befanden sich Häuser, alte Fabrikanlagen, ein Sportplatz, Gastwirtschaften. Auf der Straße herrschte reger Verkehr – unter ihr zu leben, musste die Hölle sein.
    »Wie lange war der Mann dort?«
    »Seit gestern Abend, etwa 22.30 Uhr, meint er. Nackt, vollkommen entkleidet wie der andere am ›Wohnland‹. Und dann noch gebrandmarkt.«
    »Gebrandmarkt? Was verstehen Sie darunter?«
    »Die prägten ihm ein Zeichen auf die Stirn. Eine ...«
    »Ein Zeichen?« Steffen Braig klammerte sich an seinem Schreibtisch fest.
    »Eine Art Tätowierung«, fuhr der Backnanger Kollege am Telefon fort, »mit einem speziellen, wie soll ich sagen, Stempel. Mit Messerspitzen oder Nadeln oder so ähnlich. Der Arzt konnte im ersten Moment nicht sagen, ob es sich wieder entfernen lässt.«
    »Mein Gott«, murmelte Braig, »was ist es für ein Zeichen?«
    »Ein Mercedesstern«, erklärte der Polizist.
    »Ein Mercedesstern? Mitten auf der Stirn?«
    »Genau.«
    »Und wer ist der Mann?«
    »Standfest. Er ist Inhaber mehrerer Autohäuser, steinreich, außerdem politisch aktiv. Im Kreistag, Gemeinderat, seiner Partei, der Industrie- und Handels...«
    »Nein!«
    »Sie brachten ihn mit dem Fahrrad zum Tatort«, erklärte der Backnanger Beamte.
    »Wie bitte? Mit dem Fahrrad?«, schrie Braig ins Telefon.
    »Erzählt er, ja. Können Sie sofort kommen?«
    »Wir sind schon unterwegs.«
    Stöhr hatte sein Proviant bereits gepackt. »Mhm, es ist so, man weiß nie, was kommt«, meinte er mit Blick auf die Tüte.
    »Stollwerck Mandel, wie?«
    »Mhm, es ist so, Stollwerck Alpia. Vier verschiedene Sorten. Nougat, Marzipan ...«
    »Jaja, ich weiß, ich weiß!« Steffen Braig war jetzt schon geladen.
    Schon wieder eine Entführung. Dabei hatte alles so gut ausgesehen. Zwar hatten sie Ziegenfuß gestern Abend wieder auf freien Fuß setzen müssen, weil der Haftrichter die vorliegenden Fakten als nicht ausreichend erachtete, doch waren, so schien es jedenfalls, immerhin zwei Nächte lang keine neuen Aktionen der unbekannten Täter erfolgt, und Schmidts überraschende Festnahme hatte Gübler doch mehr Meriten von oben und der Öffentlichkeit eingebracht, als er anfangs hatte zugeben wollen. Und jetzt dieser Unheil verheißende Anruf!
    »Entführt aus dem
Weinberg-Stern
?«, fragte Kriminalmeister Stöhr.
    »Zweihundert Meter davon entfernt. Er wollte frische Luft schnappen.«
    »Sie kennen die Geschichte des Hotels?«
    Steffen Braig nickte.
    Weinberg-Stern
, das war in der

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