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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Waiblingen. Mir reicht es wieder voll und ganz.« Mehr brauchte er ihr nicht zu sagen. Sie kannte ihn inzwischen gut genug, um zu verstehen, was seine Worte zu bedeuten hatten.
    Er wünschte ihr alles Gute, steckte das Handy weg. Eine Gruppe laut miteinander schwatzender Frauen trat jenseits der Straßenkreuzung aus einem Lokal, wartete an der Ampel. Nebelschwaden tauchten die gegenüberliegende Häuserfront in ein unwirkliches Licht.
    Braig fühlte sich matt und verbraucht, spürte die Krämpfe in seinem Magen. Er trat zwei Schritte zurück, weil die Abgase der vorbeifahrenden Autos wie ätzende Säure in seine Lungen drangen, sah die dicken Lettern an der Fassade jenseits der Straße: Restaurant Pizzeria Fellbacher Eintracht. Seine Entscheidung fiel ohne jedes Zögern. Er wartete, bis die Ampel auf Grün sprang, überquerte die Straße, betrat das Lokal. Es war gut besetzt; Angestellte der umliegenden Firmen bevölkerten mehrere Tische.
    Braig fand einen freien Platz, ließ sich die Speisekarte geben, bestellte Pizza funghi, dazu Cola. Er versuchte, die Sorge um Ann-Katrin und das entstellte Gesicht Christina Banglers sowie die Begegnung mit den Adoptiveltern der Ermordeten zu vergessen und sich aufs Essen zu konzentrieren. Eine Aufgabe, die nicht zu bewältigen war.
    Die Frage, warum Glück und Unglück im Leben so ungleichmäßig verteilt waren, beschäftigte ihn seit den Ereignissen dieser Tage aufs Neue. Weshalb hatte Ann-Katrin seit ihrer schweren Schussverletzung vor zwei Jahren keine Chance, endlich wieder gesund zu werden? Wer war Schuld, dass sich ihr Zustand so verschlechtert hatte, dass eine erneute Operation unumgänglich war? Warum konnte auch dieser Eingriff nicht ohne Komplikationen verlaufen?
    Braig schnitt seine Pizza lustlos in kleine Stücke. Weshalb hatten die einen Glück, die anderen Pech? Eine Gruppe junger Männer ein paar Tische weiter lachte laut. Braig sah auf, beobachtete, wie sie einander zuprosteten. Ihre Gesichtszüge waren vor lauter Vergnügen in tausend Falten gelegt. Warum ging es den einen gut, den anderen schlecht?
    Braig schrak erst aus seinen Gedanken, als sein Handy piepste. Er wischte seine Hände sauber, griff nach dem Apparat.
    Katrin Neundorf war in der Leitung.
    »Wie geht es dir?«, fragte er überrascht. Sie war vor acht Tagen ihres geplatzten Blinddarms wegen im Waiblinger Krankenhaus operiert worden, in buchstäblich letzter Sekunde, wie ihr die behandelnden Ärzte später mitgeteilt hatten.
    »Ich bin wieder gesund«, erklärte sie, »fast jedenfalls.«
    »So schnell?«, fragte Braig. Er hatte sie vor drei Tagen an ihrem Krankenbett besucht, wunderte sich über ihre rasche Genesung.
    »Gestern wurde ich entlassen. Ich fühle mich bedeutend besser.«
    Sie erkundigte sich nach den aktuellen Ereignissen, ließ sich von ihm über den Mord und seine bisherigen Ermittlungen informieren.
    »Erika und Robert Bangler«, erklärte er, »sei froh, dass du nicht dabei warst.«
    Neundorfs Stimme wurde hart. »Schwäbische Heilige. Haben wir nicht genügend Exemplare in den letzten Jahren kennen gelernt? Die sprießen an allen Ecken in unserem Ländle.«
    »Ich hoffe nur, dass es mir erspart bleibt, ihnen noch einmal gegenübertreten zu müssen.«
    »Du hast den letzten Aufenthaltsort der Toten ermittelt?«
    »Endersbach. Ich hoffe, ich kann dort jemand erreichen.«
    Er verabschiedete sich von Neundorf, wählte die Nummer, die Robert Bangler ihm gegeben hatte. »Die leben mit einer ganzen Horde zusammen«, erinnerte er sich an die abfälligen Worte des Mannes, »Sodom und Gomorrha.«
    Braig wusste nicht, was er mehr verabscheuen sollte: das krankhafte Selbstbewusstsein dieser frommen Heiligen, besser zu sein als andere, oder die Arroganz, mit der sie den Lebensstil Fremder in den Schmutz zogen. Er starrte trübsinnig durch die Scheibe der Pizzeria in die Nebelwolken draußen, hatte plötzlich eine Frauenstimme am Ohr.
    »Michaela. Wer ist da?«
    Braig musste sich erst aus seinen Gedanken reißen. »Christina Bangler. Ich rufe an wegen ihr.«
    »Christina ist nicht da. Kann ich etwas ausrichten?«
    »Ihre Schwester. Wohnt die bei Ihnen?«
    »Rebekka? Ja. Aber die arbeitet jetzt. Vor sechs Uhr ist sie kaum zu erreichen.«
    »Und wer sind Sie?«
    Die Frau am anderen Ende stockte. »Was geht Sie das an?«
    »Mein Name ist Braig. Ich bin Kommissar beim Landeskriminalamt.«
    »Polizei? Verstehe ich das richtig?«
    »Ja.«
    »Was haben wir mit der Polizei zu tun?«
    »Es geht um

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