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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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mag solche großen Partys ohnehin nicht. Am liebsten sitze ich abends an meinem Teleskop und studiere die Sterne. Aber um auf andere Gedanken zu kommen, ließ ich mich verleiten, dorthin zu gehen. Irgendwie kam alles zusammen an jenem Abend: Mein Frust, die vielen Leute, eine schreckliche Hitze, der Alkohol. Mir war grauenvoll schlecht. Ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam, aber ich muss mich total daneben benommen haben. Und irgendwann warfen sie mich dann auch raus. Und dann sah ich die Frau und glaubte, es sei Melanie, in die ich damals verliebt war.« Er verstummte, starrte abwartend zu Braig hoch. »Sie glauben nicht, wie sehr ich diesen Abend schon bereut habe.«
    »Und weshalb haben Sie dann Christina Bangler ermordet?«
    »Wie bitte?« Böhmers Reaktion schien in Zeitlupe zu erfolgen. Er schob sich langsam von der Bank hoch, blickte fast in Augenhöhe Braig mitten ins Gesicht, schüttelte dann heftig seinen Kopf. »Das habe ich nicht richtig verstanden. Was war das?«
    »Christina Bangler wurde am Montagabend ermordet. Warum?«
    »Christina?«
    »Tun Sie doch nicht so. Was sonst ist der Grund meines Besuches?«
    Böhmer schüttelte immer noch seinen Kopf, bewegte sich von Braig weg Richtung Tür, verfiel in ein schrilles Lachen. »Christina?«
    »Sie wollen mir doch nicht weismachen, Sie hätten nichts davon gewusst?«
    Der junge Gärtner lachte unaufhörlich, stampfte mit beiden Beinen auf den Boden. »Christina wurde ermordet?«
    »Sie treiben ein falsches Spiel«, erwiderte Braig. »Sie wollen mir vorgaukeln, Sie hätten nichts damit zu tun und wüssten nicht einmal darüber Bescheid? Das ist ein Eigentor. Sie müssen längst über ihren Tod informiert sein: Fernsehen, Radio und die Zeitungen berichten seit zwei Tagen davon.«
    »Ich lese keine Zeitung«, zischte Böhmer, »das interessiert mich nicht. Ich sagte Ihnen schon: Meine Zeit gehört den Sternen.« Er hatte aufgehört zu lachen, starrte Braig kopfschüttelnd an. »Dann wollen Sie mir jetzt diese Sache in die Schuhe schieben, ja? Einmal schuld, immer schuld.« Er seufzte tief, reagierte dann völlig anders, als Braig erwartet hatte.
    Der junge Mann sprang blitzschnell zur Tür, riss sie auf, donnerte sie sofort hinter sich zu. Bis der Kommissar begriffen hatte, dass Böhmer fliehen wollte, hörte er draußen schon den schweren Riegel zuschnappen.
    Braig flog zur Tür, versuchte sie zu öffnen, hatte keinen Erfolg. Das Schloss gab keinen Zentimeter nach. Er ärgerte sich über seine verspätete Reaktion, schimpfte laut vor sich hin. Braig ballte seine Hände zu Fäusten, trommelte mit aller Kraft gegen das Holz. Das Metallgehäuse vibrierte leicht; ein loser Draht, der auf der Innenseite hing, bewegte sich mit schrillem Kratzen hin und her. Seine Hände begannen zu schmerzen, das Klopfen schien ungehört zu verhallen.
    Braig schimpfte laut, trat von der Tür zurück. Er wischte seine Finger an der Hose ab, dehnte sie, griff nach seinem Handy. Die Nummer der Wilhelma war gespeichert. Er gab sie ein, hatte die Frau in der Leitung, bei der er sich Stunden zuvor nach Böhmer erkundigt hatte.
    »Schicken Sie sofort einen Mitarbeiter zum Werkzeugschuppen am Pflanzenschauhaus«, bat er ohne jede weitere Erklärung, »sofort, haben Sie verstanden? Und sagen Sie Ihren Leuten an der Pforte, Sie sollen verhindern, dass Markus Böhmer die Wilhelma verlässt.«
    Seine Gesprächspartnerin hatte Schwierigkeiten, ihn zu begreifen. »Wen soll ich schicken?«
    Braig donnerte ihr seine Anweisung ins Ohr. Als sie endlich verstanden hatte, steckte er das Handy weg. Bevor er eine Fahndung nach Böhmer anordnete, wollte er sich lieber noch in der unmittelbaren Umgebung nach dem Mann umsehen.
    Eine halbe Ewigkeit schien vergangen, als er endlich Schritte hörte und die Tür geöffnet wurde. Ein älterer Mann in dunkler Arbeitskleidung stand vor der Hütte, starrte ihn mit großen Augen an. »Was hent Sie bei onsere Werkzeug zu schaffe?«, fragte er.
    Braig hielt ihm seinen Ausweis vors Gesicht, schaute sich draußen um. Der Park lag verlassen, keine Menschenseele war zu sehen. Die gewohnten Nebelschleier hüllten die gesamte Umgebung ein.
    »Böhmer«, sagte Braig, »haben Sie ihn gesehen?«
    Der Arbeiter zeigte keine Reaktion.
    »Ob Sie ihn gesehen haben?«, rief Braig.
    »Markus?« Er zuckte mit der Schulter. »Irgendwann heute Mittag, klar.«
    Braig ließ den Mann stehen, lief zum Pflanzenschauhaus. Laute Stimmen erfüllten das Innere; eine Gruppe junger Familien mit

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