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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Anruf?«
    »Das hat sie Ihnen ebenfalls verschwiegen?« Böhmer schüttelte den Kopf. Seine langen Strähnen flogen nach allen Seiten. »Ihr Freund, was weiß ich.«
    »Auf ihrem Handy?«
    »Wo denn sonst? Dass sie bei mir war, wusste niemand.«
    »Und?«
    »Was ›und‹?«
    »Wie ging es weiter?«
    »Zwanzig Minuten später holte der Typ sie ab.«
    »Wer?«
    »Was weiß ich. Das muss sie Ihnen schon selbst sagen.«
    »Sie wissen nicht, wie der Mann heißt?«
    »Ihr Freund eben. Oder besser, ihr Ex. Muss ein total eifersüchtiger Kerl sein.«
    »Woraus schließen Sie das?«
    »Weil sie es selbst erwähnte. Sie stöhnte, als er anrief. Du schon wieder, sagte sie, was willst du denn noch? Dann gab es eine heftige Diskussion und am Schluss ließ sie sich erweichen, sich von ihm abholen zu lassen. Nach dem Gespräch erklärte sie mir das von seiner Eifersucht und dass es zwischen ihnen längst vorbei sei.«
    Braig hatte ihn beim Sprechen mit scharfem Blick verfolgt, den jungen Mann aufmerksam beobachtet. Der angebliche Freund, der Frau Bangler abgeholt haben sollte, passte zu gut ins Bild. Eifersüchtig sollte er sein, längst abserviert, aber nach wie vor aufdringlich darauf erpicht, die junge Frau zu begleiten. Das optimale Ablenkungsmanöver. Eine bessere Figur hätte man nicht erfinden können, um den Verdacht von sich weg auf eine andere Spur zu lenken.
    »Der Name. Ich muss wissen, wie der Mann heißt«, beharrte Braig. Böhmer weiß genau, was mit Christina Bangler geschehen ist, überlegte er, weil er selbst … Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass die Polizei über seine Begegnung mit ihr am Montagabend informiert war. Er war mit ihr in seine Wohnung gefahren, den Vorwand seiner Sternguckerei benutzend, hatte sich ihr dort genähert, war aber auf eindeutige Ablehnung gestoßen. Die Folgen für die junge Frau hatte Braig mit eigenen Augen gesehen. Dass sie in Waiblingen und nicht in Welzheim auf ihre Leiche gestoßen waren, entkräftete seine Vermutung keineswegs. Wie Böhmer den Weg mit der toten Frau bewältigt hatte, ließ sich erfahrungsgemäß schnell feststellen, hatten sie den Mann erst einmal endgültig überführt. Auf jeden Fall benutzte sein Gegenüber jetzt den ominösen Freund der Ermordeten, um von sich abzulenken.
    »Ich kenne den Kerl nicht«, brummte Markus Böhmer.
    »Hören Sie, so lasse ich mich nicht abspeisen. Die Story von dem großen Unbekannten, der da plötzlich auftaucht und Frau Bangler abholt, klingt zu schön, um wahr zu sein. Das ist ein Märchen, mit dem Sie vielleicht irgendeinen Idioten in die Irre führen können. Ich bin aber Kriminalbeamter und will endlich die Wahrheit wissen. Die Wahrheit, verstehen Sie?« Braig war aufgesprungen, hatte sich regelrecht in Rage geredet.
    Sein Gegenüber schaute ungläubig zu ihm hoch. »Was soll jetzt das?« Er wischte sich die Strähnen aus dem Gesicht, fuhr sich über die Nase. »Warum sollte ich Sie anlügen?«
    »Weil Sie schon einmal eine Frau überfallen und beinahe getötet haben. Damals konnten Sie in letzter Sekunde noch daran gehindert werden, ihr Opfer umzubringen, weil überraschend jemand dazukam. Aber diesmal war niemand da, der eingreifen konnte und deshalb …« Braig verstummte, sah, wie es in dem jungen Mann arbeitete.
    Böhmer rutschte auf der Holzbank hin und her, wusste nicht, was er antworten sollte. »Ich weiß überhaupt nicht, von was Sie sprechen«, presste er schließlich hervor, »was hat das, ich meine, wieso fragen Sie mich die ganze Zeit nach Christina und jetzt …«
    War es Schauspielerei? Eingeübtes, routiniertes Abwehrverhalten eines erfahrenen Kriminellen?
    »Wie kam es dazu?« Braig fiel ihm mitten ins Wort. »Erzählen Sie mir endlich, warum Sie es getan haben!«
    Der Mann starrte ihn voller Verwunderung an. »Aber das wissen Sie doch sowieso schon. Es steht alles in den Gerichtsakten.«
    »Warum haben Sie die Frau überfallen?« Er zwang sich ruhig zu bleiben, seine Emotionen im Zaun zu halten.
    »Müssen wir das wirklich noch einmal aufwärmen?«
    Braig gab keine Antwort.
    »Ich wollte es nicht, auch wenn es jetzt seltsam klingt, ich wollte es wirklich nicht. Aber ich war vollkommen zugedröhnt, abgefüllt bis oben mit Alkohol. Ich weiß nicht, was mit mir los war. Die einzige Erklärung, die ich Ihnen bieten kann, ist die: Ich hatte Liebeskummer und um mich abzulenken, nahm ich die Einladung eines Bekannten an, auf dieses Sommerfest zu gehen. Ich trinke normalerweise keinen Alkohol und

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