Schwach vor Sehnsucht
gewesen.
Sie hatte mit ihm einen Vertrag über mehrere Bücher abgeschlossen und würde sich bald mit Dan Cameron treffen, der ihre Bücher illustrieren sollte. In dieser Hinsicht lief alles glatt.
Auch begann die zweite “Billy”-Geschichte in ihrem Kopf schon Gestalt anzunehmen.
“Joshua will allein in die Staaten gehen, Mutter. Es war sein Vorschlag.”
“Mit Angela Hailey zusammen ist er ja nicht gerade allein.”
“Sie will er bei sich haben. Das ist der Unterschied.”
“Ich kann einfach nicht glauben, dass du damit einverstanden bist”, sagte Cora aufgebracht.
“Ich finde wirklich, du machst einen Fehler.”
“Das ist mein gutes Recht.”
“Sei nicht albern, Joanna! Und diese Sache mit der eigenen Wohnung …”
“Ist meine Sache”, unterbrach sie ihre Mutter scharf. “Joshua hat sich das Apartment angesehen, und. er billigt meine Entscheidung.” Trotz ihrer Befürchtungen hatte sie sich schließlich bereit erklärt, es ihm zu zeigen. Sie hatte erwartet, dass er kritische Bemerkungen darüber machen würde, wie klein es sei, und verärgert sein würde, weil sie ohne Dienstboten leben wollte. Er hatte nichts gesagt.
Ihre Mutter seufzte gereizt. “Euer Be nehmen ist lächerlich!” “Ich bin der Meinung, dass wir sehr vernünftig handeln. Und wir sind nicht das erste Ehepaar, das es mit einer Trennung auf Probe versucht.”
“Das weiß ich auch! Nur werden diese Trennungen auf Probe oft ein Dauerzustand.”
Joanna zuckte mit den Schultern. “In den Fällen ist es dann sicher das Beste für alle Beteiligten.”
“Wenn Lindy noch leben würde, wäre Trennung kein Thema!” “Aber sie lebt nicht mehr.”
Joanna war blass geworden und blickte ihre Mutter kalt an. “Und Joshua und ich sind beide alt genug, um unsere Entscheidungen selbst zu treffen.” “Joanna, du …”
“Ich will nicht mehr darüber sprechen, Mutter.” Cora presste frustriert die Lippen zusammen, verzichtete jedoch vorerst auf weitere Kritik.
James Colnbrook machte Joanna am Ende der Woche mit Dan Cameron bekannt und ließ sie beide dann allein. Joanna mochte den großen rothaarigen Illustrator sofort und fand seinen boshaften Humor amüsant.
“Ich habe das Buch übrigens gelesen”, sagte er, während sie sich interessiert in dem unordentlichen Atelier umsah.
Sie schätzte ihn auf Anfang dreißig. Er war das genaue Gegenteil von ihrem Ehemann. Dan Camerons kupferfarbenes Haar war lang und zerzaust. Er hatte Lachf ältchen um die Augen und trug verwaschene Jeans und ein ausgefranstes T-Shirt. “Ja? Was halten Sie davon? Nein, streichen Sie die Frage. Das war unfair von mir.”
“Es gefällt mir”, sagte er fröhlich. “Billy hat mich an den Hund erinnert, den ich als Kind hatte.”
“Mich auch. Ich meine, er ist der Hund, den ich als Kind hatte.” Sie wurde rot.
“Das dachte ich mir. Haben Sie zufällig ein Foto von ihm?”
“Warum?” fragte sie verwirrt.
“Alle meine Illustrationen für Ihre Bücher müssen von Ihnen genehmigt werden, richtig?”
Joshua hatte den Vertrag lesen wollen, den sie unterschreiben sollte. Er hatte ihn zu einem Anwalt gebracht, um ihn prüfen zu lassen. Die Klausel über die Illustrationen war nur eine der Änderungen, zu denen der Anwalt geraten hatte. Joanna hatte sich gefragt, ob Joshua versuchte, sie um den Vertrag zu bringen, denn sie war überzeugt gewesen, dass James Colnbrook keine der Änderungen akzeptieren würde. Er hatte allen zugestimmt. “Ja”, bestätigte sie, noch immer verwirrt.
“Ich würde vielleicht Tage brauchen, nur um das richtige Format für Billy zu finden. Wenn ich ein Foto des echten Hundes hätte, könnte ich Ihnen genau das präsentieren, was Sie wollen.” Dan lächelte triumphierend über seine Argumentation.
“Sehr clever”, sagte Joanna spöttisch und nahm ihre Brieftasche heraus. “Ich habe nur dieses eine von ihm, also verlieren Sie es nicht.”
“Ich werde es unter Einsatz meines Lebens schützen”, versprach Dan scherzhaft.
Joanna hatte keine eigene Kamera besessen, während sie Billy hatte. Er war zufällig mit auf ein Foto geraten, das ihre Mutter von ihr im Garten gemacht hatte. Als ihre Mutter gesehen hatte, dass Billy im Hintergrund war, hatte sie es in den Mülleimer geworfen. Joanna hatte es wieder herausgeholt und so zurechtgeschnitten, dass es nur Billy zeigte. Seitdem trug sie es immer bei sich. “Ah, hier ist es. O verdammt!” Zusammen mit dem ein bisschen verblichenen Foto fielen mehrere andere auf
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