Schwach vor Sehnsucht
teilweise mit Angela Hailey zu tun gehabt hatte, war der Hauptgrund wohl tatsächlich gewesen, dass er Patrick alles geordnet hinterlassen wollte.
“Bist du so froh, mich loszuwerden?” fragte Joshua scharf.
Es ging nicht darum, dass sie ihn los sein wollte oder ihn wirklich hasste, das wusste Joanna inzwischen. Sie musste einfach allein sein und zu sich selbst finden. Joshua war nicht schuld am Scheitern ihrer Ehe. Sie war es, und jetzt sollte er bekommen, was ihn glücklich machte.
Anscheinend war das Angela Hailey. “Ist das Gefühl nicht gegenseitig?” fragte Joanna ruhig.
Er atmete tief ein. “Es ist am Besten so. Wie war das Treffen mit dem Illustrator?”
Joshua war sehr an ihrer neuen Karriere als Autorin interesT siert gewesen, und Joanna hatte es genossen, mit ihm darüber zu sprechen. Das zumindest würde sie vermissen. “Dan scheint nett zu sein, und ihm gefällt das Buch.”
“Mir hat es auch gefallen.”
Joshua hatte sie vor mehreren Wochen gebeten, ihn die Kopie ihres Buchs lesen zu lassen.
Während er gelesen hatte, war sie vor Verlegenheit fast umgekommen und hatte ihm die ganze Zeit besorgte Blicke zugeworfen. Schließlich hatte er das letzte Manuskriptblatt hingelegt, sie stolz und bewundernd angesehen und ihre Arbeit,ehrlich begeistert gelobt.
“Ja, aber Dan sieht Hunderte von Kinderbüchern, und er mochte meins trotzdem”, erwiderte Joanna jetzt.
Joshua presste die Lippen zusammen. “Ich verstehe”, sagte er angespannt. “Hoffen wir, dass er weiß, wovon er redet!”
Ihre gute Laune war plötzlich verschwunden. Sie fand sich von neuem damit ab, dass Joshua und sie unfähig waren, miteinander zu kommunizieren. Oh, sie hatten es in den vergangenen sechs Wochen wirklich versucht, doch jetzt hatte er sie mit einer einzigen höhnischen Bemerkung wieder demoralisiert. Ich brauche seine verdammte Anerkennung sowieso nicht!
dachte Joanna verbittert.
“Versuchen wir zumindest, den Eindruck zu erwecken, als wären wir noch immer glücklich zusammen”, sagte Joshua, während er Joanna vor dem Haus ihrer Eltern aus dem Auto half.
“Wozu? In wenigen Tagen wird es in ganz London herum sein, dass ich hier geblieben bin.”
Sie strich ihr langes blaues Samtkleid glatt.
“Lass uns deiner Mutter zuliebe an diesem letzten Abend eine Schau abziehen. Es wird ihr viel bedeuten.”
Seit wann bist du so interessiert daran, meine Mutter zu erfreuen? wollte Joanna fragen, doch stattdessen nickte sie nur und ließ ihn die Führung übernehmen. Sie hatte noch immer etwas an sich von dem verängstigten jungen Mädchen, das vor fünf Jahren seine Frau geworden war.
Joshua war den ganzen Abend ein so liebevoller, aufmerksamer Ehemann, dass Cora schließlich ihre Tochter fragte, ob sie ihn nun doch nach Amerika begleite.
“Nein, Mutter.”
“Ich finde immer noch, dass du ein dummes Ding bist. Du wirst ihn ganz verlieren.”
“Ich werde bei der Scheidung an deine Worte denken”, erwiderte Joanna trocken.
“In unserer Familie hat es noch nie eine Scheidung gegeben!”
“Das kommt in den besten Familien vor.”
“Du meine Güte, so kenne ich dich überhaupt nicht, Joanna “, sagte ihre Mutter seufzend. “Du bist wie eine Fremde.”
“Ich bin für Dad und dich eine Fremde, seit ich den einen Fehler in meinem Leben gemacht habe. Aber ich werde nicht länger dafür büßen.”
“Hast du nicht gesagt, es sei eine Trennung auf Probe?” fragt e ihre Mutter scharf.
Joanna wurde rot und sah weg. Sie wollte die Scheidung, und daran würde sich nichts ändern.
“Du erinnerst dich doch sicher noch an deine Antwort darauf”, sagte sie steif und ging davon.
Niemand auf der Party wäre auf den Gedanken gekommen, dass sich Joshua und Joanna am nächsten Tag trennen wollten. Sie waren lange nicht mehr so locker miteinander umgegangen wie an diesem Abend. Als sie nach Hause kamen, war Joanna in so angenehmer Stimmung, dass sie nichts dabei fand, mit Joshua im Wohnzimmer noch etwas zu trinken.
“Mrs. Barnaby führt den Haushalt wie gewohnt weiter.” Joshua gab Joanna das Glas Weißwein, um das sie gebeten hatte, und setzte sich neben sie aufs Sofa. “Du kannst also jederzeit zurückkommen …”
“Ich glaube nicht, dass ich das tun werde.”
“Na schön”, sagte er kühl. “Alles andere habe ich auch geregelt. Die Rechnungen werden an die Bank geschickt, die …”
“Das interessiert mich wirklich nicht. Joshua. Nicht gerade jetzt.” Zum ersten Mal seit Monaten spürte sie
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