Schwach vor Sehnsucht
einjährige Trennung vor. So lange läuft mein Vertrag in den Staaten. Und dann werden wir sehen, wie wir beide über unsere Ehe denken.”
“Lassen wir uns denn nicht scheiden?”
“Nein.”
“Warum nicht?”
“Weil es zu bequem ist!” sagte Joshua wütend. “Eine Beziehung zu beenden wird einem heutzutage zu leicht gemacht.”
“Aber wir hatten niemals eine richtige Beziehung”, protestierte Joanna. “Wir haben Lindys wege n geheiratet, und jetzt, da sie … tot ist, haben wir keinen Grund, die Ehe weiterzuführen.”
“Was macht ein Jahr mehr deines Lebens aus, Joanna?” fragte Joshua kalt.
“Du hast schon fünf bekommen!” Tränen schimmerten in ihren Augen.
Er wurde blass. “Und in einem Jahr wirst du trotzdem erst vierundzwanzig sein. Gib mir diese Zeit noch.”
“Nein…”
“Bitte!”
Er hatte sie noch nie um irgendetwas gebeten. “Wozu soll das gut sein? In einem Jahr wird es auch nicht anders sein als jetzt.”
“Ich hoffe, dass wir beide uns dann verändert haben.”
“Aber die Umstände werden dieselben sein! Ich werde mir noch immer wünschen, nicht mit dir verheiratet zu sein, und du wirst dir wünschen, nicht mit mir verheiratet zu sein. Ich weiß, dass du Angela mitnimmst, Joshua. Soll ich hier in London treu auf meinen Ehemann warten, während er ein Jahr mit seiner Geliebten zusammen verbringt?”
“Nein. Du sollst dir selbst einen Liebhaber suchen. Oder mehrere.”
“Wie bitte?” flüsterte Joanna schwach.
“Wir werden völlig getrennt sein”, erklärte Joshua scharf. “Jeder lebt sein eigenes Leben. Es steht uns beiden frei, zusammen zu sein, mit wem wir wollen. Und zu schlafen, mit wem wir wollen.”
5. KAPITEL
Joanna blickte Joshua ungläubig an. Sie hätte nicht einmal im Traum daran gedacht, dass er mit so einem Plan herausrücken würde, und deshalb war sie sprachlos.
“Also?” fragte er schließlich.
“Da können wir uns ebenso gut gleich scheiden lassen.”
“Nein!” sagte er schneidend. “So haben wir noch eine Chance.”
“Wie viele Chancen benötigen wir?” fragte sie sarkastisch.
Er presste die Lippen zusammen. “Wir geben uns diese eine.”
“Warum?”
“Weil wir verheiratet sind”, erwiderte er wütend. “Weil mir das Ehegelübde vor fünf Jahren etwas bedeutet hat und mir noch immer etwas bedeutet. Wenn du dir nach dem einen Jahr ein eigenes Leben aufgebaut hast und mich … nicht mehr brauchst, bekommst du deine Scheidung.”
“Und wenn ich dem Jahr nicht zustimme?”
“Dann wirst du zwei Jahre warten müssen, weil ich in die Scheidung nicht einwilligen werde!”
Noch zwei Jahre an diesen Mann gebunden? Joanna wusste, dass sie es nicht ertragen könnte.
“Wie soll das Ganze ablaufen?” fragte sie lustlos.
Joshua lächelte spöttisch über ihre Kapitulation. “Ich dachte mir, dass du Vernunft annehmen würdest, sobald ich dir die Umstände erklärt haben würde.” Er ging sich noch einen Drink holen. “Möchtest du wirklich nichts?”
“Whisky”, sagte Joanna. “Pur.”
Joshua ignorierte das Letztere und tat reichlich Wasser und Eis in ihr Glas. “Bleiben wir doch lieber beide nüchtern, während wir die Trennung besprechen.” Er gab ihr den Drink und setzte sich ihr wieder gegenüber. “Ich schlage vor, dass du hier im Haus wohnen bleibst.”
“Nein”, lehnte sie sofort ab.
Er blickte sie wachsam an. “Nein?”
“Du hast gesagt, wir würden jeder unser eigenes Leben rühren und … zusammen sein, mit wem wir wollen. Hierher kann ich wohl kaum Männer mitbringen”, erklärte Joanna spöttisch.
Joshua nickte. “Ich verstehe, was du meinst. Willst du dir eine Wohnung in der Stadt nehmen?”
Konnte er überhaupt noch etwas für sie empfinden, wenn er so gelassen mit ihr besprach, dass sie sich während seiner Abwesenheit Liebhaber nahm? Dass er das nächste Jahr zusammen mit Angela Hailey verbringen wollte, erfüllte Joanna hauptsächlich mit Abscheu. Was bewies, dass sie ihn nicht mehr liebte.
“Joshua …”
“Ich habe einige hübsche Wohnungen in Hampstead gesehen. Wir könnten sie zusammen besichtigen, bevor ich abreise.”
“Ich werde mir allein eine Wohnung suchen”, sagte Joanna energisch. “Hampstead ist zu nah bei meiner Mut…” Sie wurde rot. “Meinen Eltern.”
“Na schön.”
Joanna war erstaunt, dass er ihren Entschluss einfach akzeptierte. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass immer er die Entscheidungen traf. Plötzlich konnte sie tun, was sie wollte. Sie hatte ein
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