Schwaerzer als der Tod Thriller
ihm zu zeigen, wie er seine Technik verbessern konnte - was die meisten Mädchen schwierig und anstrengend fanden, außer Wendy, sie konnte fangen und werfen, weil ihr Vater es ihr beigebracht hatte. Tommy fand es langweilig. Sie saßen meistens nur herum.
Jetzt saß er neben Wendy auf der Tribüne und sah Mr Alvarez dabei zu, wie er der ungeschickten mageren Kim Karloff zu zeigen versuchte, wie sie den Schläger senkrecht hielt. Sie sah aus, als würde sie unter dem Gewicht des Schlägers auf der Stelle umkippen.
»Das ist so öde«, sagte er.
Wendy gab keine Antwort. Sie war schon den ganzen Vormittag über ungewöhnlich still gewesen. Tommy streckte die Hand aus und knuffte sie, um sich zu vergewissern, dass sie noch lebte. Die beiden Wörter »still« und »Wendy« passten nicht zusammen.
»Was hast du?«, fragte Tommy.
»Mein Dad ist gestern Abend nach Hause gekommen.«
»Sonst freust du dich doch immer, wenn dein Dad nach Hause kommt.«
»Er ist ganz spät gekommen«, sagte sie, »aber ich habe ihn
gehört. Deshalb bin ich aufgestanden, aber als ich an die Treppe kam, habe ich ihn und Mom streiten hören.«
»Aha.« Mehr fiel Tommy dazu nicht ein. Seine Mutter versuchte ständig, Streit mit seinem Vater anzufangen.
»Sie hat ihn angeschrien, weil er an dem Tag, an dem wir die tote Frau gefunden haben, nicht heimgekommen ist. Und er sagte, es wäre eben nicht gegangen. Und sie sagte: ›Wo, zum Teufel, bist du gewesen?‹ Sie sagte, dass sie versucht hat, ihn in seinem Hotel anzurufen, und dort haben sie gesagt, er wäre gar nicht da. Und dann sagte er: ›Du weißt doch, dass sie an der Rezeption einen Fehler gemacht haben. Ich habe dich angerufen.‹ Und dann sagte sie, dass er einen Fehler gemacht hat und dass er seine Spuren besser hätte verwischen müssen.«
»Was heißt das denn?«
»Ich glaube, sie glaubt, dass er eine Affäre hat«, erklärte Wendy. »Du weißt schon, eine Liebesaffäre mit einer anderen Frau, so wie in Dallas oder Denver Clan . Die Erwachsenen haben dauernd Affären.«
Tommy wusste es nicht. Er durfte kaum fernsehen und schon gar nicht solche Serien wie die, von denen Wendy ständig erzählte. Manchmal durfte er MacGyver anschauen, aber McGyver interessierte sich nicht für Mädchen. Er war zu sehr damit beschäftigt, Menschenleben zu retten. »Warum sollte er so was machen?«
»Keine Ahnung«, sagte sie gereizt. »Warum machen die Leute überhaupt was? Warum hat jemand diese Frau umgebracht?«
»Mein Dad sagt, dass niemand wirklich versteht, warum jemand zu einem Serienmörder wird.«
»Das ist gruselig«, sagte Wendy. Sie sah über das Ende der Tribüne hinaus zu Dennis Farman, der sich einen Spaß daraus machte, Cody Roache zu piesacken, indem er mit irgendetwas
nach ihm stieß. Cody versuchte ihm auszuweichen, aber er war nie schnell genug. »Ich glaube, Dennis wird ein Serienmörder, wenn er mal erwachsen ist.«
Tommy sah zu ihm. »Wahrscheinlich.«
»Was meinst du, was Miss Navarre mit ihm gemacht hat?«
Er zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Miss Navarre ist nett. Vielleicht hat sie versucht, mit ihm zu reden.«
»Pah. Als ob man mit dem reden könnte!«
Dennis ertappte sie dabei, wie sie ihn anstarrten. Tommy stöhnte auf. »Toll. Jetzt kommt er bestimmt und fällt über uns her.«
»Das darf er nicht, Tommy. Wehr dich.«
Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, als Dennis seine Faust Cody in den Magen rammte. Cody krümmte sich.
»Damit er mir ein Loch in den Kopf schlägt?«, sagte Tommy.
Dennis baute sich vor ihnen auf, ein hämisches Grinsen im Gesicht. In der linken Hand hielt er irgendetwas, das in ein Papiertuch eingewickelt war.
»Hey, da sind ja die beiden Verknallten«, sagte er. »Habt ihr schon Sex?«
Tommy schenkte ihm keine Beachtung.
Wendy sah ihn mit blitzenden Augen an. »Halt die Klappe, Dennis.«
»Verhaut mich sonst dein schwuler Freund?«, fragte er höhnisch.
»Du bist ein Idiot«, zischte Wendy. »Du bist so ein Idiot, dass nicht mal die anderen Idioten was mit dir zu tun haben wollen.« Sie blickte bedeutungsvoll zu Cody, der vornübergebeugt dastand und sich auf die Wiese erbrach.
Dennis’ Gesicht rötete sich. Tommy schluckte, aber Wendy war sauer und redete immer weiter.
»Wenn du nicht so ein Idiot wärst, dass sie dich ein Jahr
zurückstellen mussten und du deshalb jetzt größer bist als alle anderen, hätte dich schon längst jemand verhauen.«
Dennis’ Gesicht wurde immer noch röter. Er trat einen Schritt näher. »Du
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