Schwaerzer als der Tod Thriller
geholfen wäre, wenn er in die Schule ging, wo er unter Aufsicht war und sich jemand um ihn kümmerte, als wenn man ihn sich selbst überließ, von anderen absonderte, ihn aufgab. Zu Hause war offensichtlich niemand da, der sich um ihn sorgte, nicht körperlich, nicht emotional und auch sonst nicht. Wenn es ihr gelang, an ihn heranzukommen, dann konnte sie ihm vielleicht noch helfen, die Kurve zu kriegen.
»Und wo steckt der tolle Detective?«, fragte Franny. »Hat er dich zurückgerufen?«
»Nein.«
»Tja, da wird er aber schnell seinen süßen kleinen Hintern hierherbewegen und seine Pflicht als Freund und Helfer erfüllen müssen, sonst kann er sich die Sache mit dir nämlich aus dem Kopf schlagen.«
»Er interessiert sich nicht für mich.«
»Und wer könnte ihm das verübeln, Holly Hobbie?«, sagte er. »Hast du eigentlich noch was anderes in deinem Schrank als Klamotten aus der Kollektion Unsere kleine Farm ?«
Anne sah an sich herunter - sie trug eine weiße Bluse mit Puffärmeln und einen weiten dunkelblauen Rock, der knapp über den Knöcheln endete. »Das ist ein sehr hübscher Trägerrock.«
Franny verdrehte die Augen. »Nur Kindergärtnerinnen und Prostituierte, die einen auf kleines Mädchen machen, tragen Trägerröcke.«
Jetzt endlich rang sie sich ein Lächeln ab, wohl wissend, dass er das beabsichtigt hatte. Ablenken mit frechen Bemerkungen.
Er wurde wieder ernst und drückte ihr Dennis Farmans Heft in die Hand. »Du musst das Garnett zeigen, Anne. Wenn du es nicht tust, und dieses Kind richtet in deiner Klasse irgendein Unheil an … Du musst es tun.«
Anne blickte auf die Zeichnungen von schreienden Frauen, aus deren Wunden Blut spritzte. Es klingelte zum ersten Mal. Die Mittagspause näherte sich dem Ende. Als Nächstes hatten ihre Schüler Sportunterricht. Sie würden direkt nach draußen zu Mr Alvarez gehen.
Sie stieß einen Seufzer aus und nickte. Sie hatte schon jetzt das Gefühl, dass Dennis Farman ihr entglitt. »Ich werde gleich zu ihm gehen.«
28
Steve Morgan sah aus, als hätte er eine anstrengende Nacht hinter sich: dunkle Ringe unter den müde wirkenden blauen Augen, eine ungesund wirkende Blässe. Er schluckte gerade eine Kopfschmerztablette, als Mendez und Vince sein Büro betraten.
Dennoch erhob er sich und kam um seinen Schreibtisch herum, um sie zu begrüßen und ihnen die Hand zu schütteln.
Er war Mitte dreißig, groß und schlank, hatte einen festen Händedruck und volle aschblonde Haare.
»Meine Herren, was kann ich für Sie tun?«, fragte er, während er zu seinem dick gepolsterten Ledersessel zurückkehrte. »Setzen Sie sich doch.«
Vince ließ sich auf einem der beiden Besucherstühle nieder, als mache er sich auf einen längeren Aufenthalt gefasst.
»Jane Thomas hat angerufen und mir erzählt, was passiert ist«, sagte Morgan. »Ich war seit Dienstagmorgen in Sacramento und habe ein bisschen Lobbyarbeit für das Center betrieben. Ich bin erst spät gestern Abend zurückgekommen.«
»Dann wissen Sie ja, dass wir den Mord an Lisa Warwick untersuchen«, sagte Mendez.
»Ja. Meine Tochter war eines der Kinder, die ihre Leiche gefunden haben. Lisa war eine sehr nette junge Frau. Wer tut so etwas?«
»Genau das wollen wir herausfinden«, sagte Mendez. »Ms Thomas hat uns erzählt, dass Sie und Lisa gemeinsam an einigen Fällen gearbeitet haben, bei denen es um Klientinnen des Thomas Center ging.«
»Ja. Lisa hat früher im Thomas Center gearbeitet. Nachdem sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester beendet hatte, beschloss sie, ehrenamtlich als Opferbegleiterin zu arbeiten. Da sie im Krankenhaus die Nachtschichten übernahm, hatte sie tagsüber frei.«
»Wie gut kannten Sie sie?«, fragte Vince. »Gut genug, dass sie es Ihnen erzählt hätte, wenn in ihrem Leben etwas Besonderes vorgefallen wäre?«
»Was zum Beispiel?«
»Ärger mit einem Freund, Probleme bei der Arbeit, solche Dinge.«
»Einer der Ärzte in der Notaufnahme begrabschte wohl ganz gern die Schwestern«, sagte Morgan. »Lisa fragte mich,
was sie dagegen tun könnten. Das ist ungefähr ein oder anderthalb Jahre her. Ich hatte mit dem Mann eine kleine Unterhaltung darüber, was eine Anzeige wegen sexueller Belästigung für seine Karriere bedeuten könnte, ganz zu schweigen von seiner Ehe.«
»Und er hat damit aufgehört?«, fragte Mendez und machte sich Notizen.
»Er hat gekündigt. Hat eine Stelle an der Ostküste angenommen.«
»Das muss ja ein interessantes Gespräch gewesen sein«,
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