Schwaerzer als der Tod Thriller
denn?«
Mendez überlegte. »Hmmm … Heather Locklear. Und Sie?«
Vince dachte einen Moment lang nach. Was würde er sich als letzte Erinnerung wünschen? Würde es überhaupt eine Rolle spielen? Wenn man erst mal tot war, wohin verschwanden dann die Erinnerungen? Nachdem der Junkie auf ihn geschossen hatte, war er drei Minuten klinisch tot gewesen. Er hatte nicht die geringste Erinnerung daran.
»Und?«
»Einen genialen Wurf für die Cubs in einem herausragenden Spiel, mit dem sie die World Series gewinnen«, sagte er.
Mendez lachte. »Das wird wohl nichts mehr.«
»Was? Dass ich einen Wurf bei einem wichtigen Spiel mache?«
»Dass die Cubs die World Series gewinnen.«
»Hey!«, protestierte Vince grinsend. »Ein Mann braucht Träume. Große Träume!«
27
»Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Jesus, Maria und Josef«, sagte Franny und starrte entsetzt auf die Heftseite, die voller grausiger Zeichnungen von erstochenen Frauen war. »Ruf einen Exorzisten.«
Anne kam es vor, als hätten sich sämtliche Knochen in ihrem Leib in Wackelpudding verwandelt. Nach der Entdeckung von Dennis Farmans Kunstwerk war sie schnurstracks zu Franny gegangen, der neben dem Sandkasten heimlich eine Zigarette rauchte und die Pause zwischen seiner Vormittags- und seiner Nachmittagsgruppe genoss.
»Komm mit«, sagte sie. »Auf der Stelle.«
Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ging zurück. Im Flur holte Franny sie ein.
»Was ist denn los?«
Sie schüttelte den Kopf, in ihren Augen standen Tränen. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Süße, weswegen denn? Hast du einen von ihnen umgebracht? Deswegen wird dir keiner einen Vorwurf machen. Sie sind Fünftklässler. Das ist Notwehr.«
Anne lächelte nicht. Sie lachte nicht. Sie ging in ihr Klassenzimmer, führte ihn zu Dennis Farmans Tisch und öffnete die Klappe.
»Damit hat er sich den ganzen Vormittag beschäftigt«, sagte sie und berichtete ihm, was passiert war.
»Das musst du Garnett zeigen«, sagte er und starrte auf die Zeichnung. »Das ist wirklich gruselig, Anne. So was darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen - nicht, wenn noch dazukommt, dass er gebrüllt hat, er wollte, du wärst tot.«
»Wenn ich damit zu Garnett gehe, wird Dennis von der Schule verwiesen.«
»Ja, und… Wäre das schlecht…?«
»Er braucht Hilfe, Franny«, sagte sie. »Er steckt so voller Wut und weiß nicht, wie er damit umgehen soll.«
Frannys Unterkiefer klappte nach unten. Er nahm das Heft und deutete auf die Zeichnungen von Frauen, in deren Körpern Messer steckten. »So will er damit umgehen! Hast du denn völlig den Verstand verloren?«
»Er ist ein kleiner Junge.«
»Er ist der Sohn des Satans!«
»Er ist der Sohn eines Mannes, der ihn gestern Abend so furchtbar verprügelt hat, dass er heute nicht sitzen kann!«, sagte Anne und zwang sich zu einem ruhigen Ton, obwohl es in ihr zu brodeln anfing.
»Hat er dir das gesagt?«
»Nein.«
»Hast du irgendwelche Spuren von Schlägen an ihm gesehen?«
»Nein.«
»Dann geh zu Garnett, gib ihm das, und überlass alles Weitere ihm«, sagte er und tippte mit dem Finger auf das Heft. »Du musst dafür sorgen, dass dieser Junge aus deiner Klasse verschwindet, bevor er damit Ernst macht.«
»Aber Franny, wenn Garnett ihn von der Schule wirft, was passiert dann mit ihm? Er kommt offenbar aus schwierigen Verhältnissen. Er kann sich nicht in die Klasse einfügen. Er hat keine Freunde. Er hat eine Leiche gefunden, verflixt noch mal.«
»Und wir wollen sichergehen, dass die Nächste nicht du bist.«
»Er ist elf .«
»Gehst du eigentlich nie ins Kino?«, fragte er ungläubig. »Hast du Halloween nicht gesehen? Michael Myers war sechs Jahre alt, als er seine Schwester umgebracht hat.«
»Wenn wir Figuren in einem John-Carpenter-Film wären, hätte ich tatsächlich Angst.«
»Du hast Angst, sonst wärst du nicht zu mir gerannt. Du hättest es mir heute Abend beim Chinesen erzählt. ›Ach ja, übrigens, Franny, einer meiner Schüler hat heute etwas sehr Interessantes gemacht. Er hat aus den Ausgeburten seiner krankhaften Phantasie ein sadistisches Kunstwerk mit sexuellen Konnotationen geschaffen. Und was war bei dir heute so los?‹
Und, falls du dich erinnerst, gestern Abend hast du mir erzählt, dass er von anderen im Wald vergrabenen Leichen geredet hat und dass sich sein einziger Kumpel vor ihm fürchtet.«
Anne seufzte. All das stimmte. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass Dennis Farman mehr
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