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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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hatte – eine ganze Menge davon.«
    »Sie sprechen in der Vergangenheitsform?«
    »Das meiste davon ist verschwunden. Um die vierhundert Gran, um genau zu sein.«
    »Von wo verschwunden?«
    »Aus diesem Raum.«
    »Sie haben es hier aufbewahrt?«
    »Ja. Rein zufällig. Ich hatte ziemlich eilig gepackt, das Schlafmittel in meinen Kosmetikkoffer gesteckt und dort vergessen, bis ich neulich mein Make-up herausholte. In letzter Zeit konnte ich gut schlafen, deswegen habe ich es nicht gebraucht. Aus dem gleichen Grund habe ich es gar nicht erst ins Hotel mitgenommen.«
    »Und Sie schließen diesen Raum immer ab?«
    »Nicht immer. Da ich nur selten Wertsachen hier herumliegen lasse, mache ich mir manchmal nicht die Mühe.«
    »Also könnte jeder das Zeug geklaut haben?«
    »Jeder, der wusste, dass es sich hier befand.«
    »Und wusste jemand davon?«
    Joan lächelte schief. »Zweifellos das halbe Ensemble. Kennen Sie Adela Brent, die die Magdalena singt?« Und als Fen den Kopf schüttelte: »Tja, ihr habe ich davon erzählt, und wie die meisten von uns kann sie nichts für sich behalten. ›Wusstest du, dass Joan in ihrer Garderobe Nembutal bunkert?‹ «, äffte Joan sie nach. »›Ich habe mir immer schon gedacht, dass sie Drogen nimmt.‹ «
    »Ja«, sagte Fen nachdenklich. »Das ist die Sorte von banaler Information, die ganz sicher die Runde macht. Das hilft uns auch nicht weiter.« Er hielt einen Moment inne. »Aber ich nehme doch nicht an, dass Mudge Sie verdächtigt, Shorthouse tatsächlich umgebracht zu haben?«
    »Nein, so schlimm ist es, glaube ich, nicht.« Joan nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette. »Obwohl er es so nicht gesagt hat, geht er meiner Ansicht nach davon aus, dass Edwin Selbstmord begangen hat. Ich denke aber auch, dass er glaubt, ich hätte versucht, Edwin zu vergiften – und sei es nur, weil das Nembutal im Gin nicht zu seiner Selbstmord-Hypothese passt.«
    »Und Ihr Motiv wäre …?«
    »Altruistisches Interesse an der Inszenierung. Oder« – Joan errötete leicht – »ein nicht-ganz-so-altruistisches Interesse an George.«
    »Wer ist George?«
    »George Peacock … Professor Fen, was soll ich denn jetzt machen?«
    »Nichts«, sagte Fen entschieden.
    »Aber ich muss etwas unternehmen. Ich kann nicht zulassen, dass alle glauben …«
    »Sollen doch alle glauben, was sie wollen. Trösten Sie sich mit dem abschreckenden Beispiel von Mr. Blenkinsop.«
    »Mr. Blenkinsop?«
    »Mr. Blenkinsop ist meine tragikomische Lieblingsfigur auf dem Gebiet der Geschichte. Zu jener Zeit« – mit einem glücklichen, abwesenden Leuchten in seinen blassblauen Augen redete Fen weiter – »als Lokomotiven schon geplant, aber noch nicht gebaut worden waren, kam Mr. Blenkinsop die Befürchtung, die Räder des damals entworfenen Modells (dessen Nachkommen uns heutzutage so unzureichend durch die Landschaft befördern) müssten auf den Schienen ausrutschen und das Fahrzeug infolgedessen bewegungslos stehen bleiben. Aus diesem Grund investierte er eine Menge Zeit, Geld und Mühe in die Entwicklung einer Lokomotive mit Spikes an den Rädern, die nicht mit diesem Nachteil zu kämpfen hätte … Das Ergebnis kennen Sie ja. Mr. Blenkinsop ist der locus classicus fehlgeleiteter Sorge. Und es wäre ebenso absurd, wenn Sie anfingen, irgendetwas gegen Mudges Verdächtigungen zu unternehmen.« Fen drückte seine Zigarette aus und sprach energischer. »Gegen Sie liegt nicht das Geringste vor, es sei denn …« Fen verstummte abrupt.
    »Es sei denn was?«
    »Es sei denn, die Jury kommt darauf, nach der gerichtlichen Untersuchung der Todesursache auf versuchten Mord oder schwere Körperverletzung oder sonst was zu plädieren. Das käme einer Anklage gleich … Aber selbstverständlich ist das vollkommen unwahrscheinlich, und in jedem Fall würde man mit dieser Anklage vor Gericht nicht durchkommen.«
    »Mit anderen Worten«, sagte Joan, »ist meine Panik vollkommen sinnlos … Tja, man lernt doch immer wieder etwas Neues über sich selbst. Und, welche Art von Gespräch wollten Sie mit mir führen?«
    »Ein ganz allgemeines Verhör, wenn Sie erlauben.«
    »Bitte sehr.«
    »Erzählen Sie mir von Stapleton und Judith Haynes.«
    In Joans gescheitem, koboldhaftem Gesicht war Anspannung zu erkennen. »Was möchten Sie wissen? Sie lieben sich sehr. Er komponiert. Heute Nachmittag habe ich nach dem Tee einen Blick in den Klavierauszug seiner Oper geworfen.«
    »Hat Mudge sie herausgerückt?«
    »Ja, man hat sie in Edwins Zimmer

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