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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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Notizblock aus seiner Jacke und notierte sich den Namen. »Wissen Sie, was das für ein Verein ist?«
    »Weiß ich nicht und interessiert mich auch nicht. Aus irgendeinem Grund hat meine Tante wohl einen Narren an denen gefressen. Sonst hätte sie ihnen wohl keine zehn Millionen vererbt.«
    »Wo Sie das Testament gerade zur Hand haben: Können Sie nachschauen, ob es außer dem Vermächtnis für mich noch weitere gibt?«
    »Das will ich nicht hoffen.« Rottmanns Grinsen wurde noch breiter. »Nein, davon habe ich mich schon überzeugt, da können Sie sicher sein. Sie sind der Einzige.«
    »Haben Sie gewusst, dass Ihre Tante mich auch bedacht hat?«
    »Nein, ich habe die Kopie des Testaments drei Tage vor ihrem Tod bekommen, bis dahin wusste ich weder etwas von dem Verein noch von Ihnen.«
    »Fällt Ihnen sonst noch jemand ein, der einen Grund gehabt haben könnte, Ihre Tante zu ermorden? Es muss ja kein finanzielles Motiv gewesen sein. Hatte Ihre Tante Feinde?«
    »Nicht dass ich wüsste. Außerdem fällt es mir bei einem Nachlass von zwanzig Millionen Euro schwer, nicht an ein finanzielles Motiv zu glauben. Aber eines kann ich Ihnen versichern: Ich war es nicht.« Auf seinen Lippen erschien wieder das hinterhältige Grinsen. Ein absoluter Kotzbrocken, ging es Marc durch den Kopf. Auf einmal verspürte er das dringende Bedürfnis nach frischer Luft. Er klopfte sich mit den Händen auf die Knie und wollte gerade aufstehen, als er sah, dass Rottmann den Finger hob.
    »Ach, da fällt mir gerade noch etwas ein«, sagte er. »Diese Charlotte Vollmer, die angeblich beste Freundin meiner Tante, geht auch nicht leer aus. Sie ist die Begünstigte einer Lebensversicherung, die meine Tante vor zwei Jahren abgeschlossen hat.«
    »Wissen Sie, wie hoch die Leistung ist, die Frau Vollmer bekommen soll?«
    »O ja, es geht um immerhin 2,8 Millionen Euro. Ich habe meine Anwälte sofort darauf angesetzt, weil ich glaubte, als Erbe stehe mir das Geld zu. Aber mir wurde gesagt, die Rechtslage sei eindeutig: Leistungen aus Lebensversicherungen fallen nicht in den Nachlass, ein Testament sticht nicht die Eintragung in einer Versicherungspolice aus. Kann man nichts machen.«
    Marc nickte langsam. Jetzt verstand er, warum Charlotte Vollmer nicht allzu traurig darüber gewesen war, testamentarisch nicht bedacht worden zu sein. Für 2,8 Millionen Euro musste man lange in einer Boutique stehen.
    Marc stand auf. »Danke für Ihre Auskunftsbereitschaft«, sagte er. »Machen Sie sich keine Mühe, ich finde allein raus.«
    Aber Rottmann war noch nicht fertig. »Apropos eindeutige Rechtslage«, sagte er. »Vielleicht sollte ich Ihnen ja dankbar sein, dass Sie meine Tante über den Jordan befördert und das alles möglich gemacht haben.« Er zeigte auf die Autoprospekte auf dem Couchtisch. »Deshalb verrate ich Ihnen, was mein Anwalt mir mitgeteilt hat: Ich kann Ihren Anspruch aus dem Vermächtnis wegen Vermächtnisunwürdigkeit anfechten, sobald feststeht, dass Sie an dem Mord an meiner Tante beteiligt waren. Schließlich muss ich die Hälfte Ihrer halben Million aus meinem Erbteil bezahlen. Gut, Sie werden jetzt vielleicht denken, dass zweihundertfünfzigtausend Euro bei einer Erbschaft von zehn Millionen nicht die Welt sind. Aber ich fürchte, dass mindestens ein Drittel der zehn Millionen für die Erbschaftsteuer draufgehen wird. Und Kleinvieh macht schließlich auch Mist, wie wir Kaufleute sagen. Recht muss Recht bleiben. Ich denke, das werden Sie als Jurist genauso sehen. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.«

18
    »Du willst mich rausschmeißen? «
    Marc starrte Melanie entsetzt an. Dann startete er einen letzten Versuch. »Bitte gib mir noch eine Chance!«
    Melanie schüttelte bestimmt den Kopf. »Ach Marc«, seufzte sie, »ich habe dir schon so viele Chancen gegeben, irgendwann muss Schluss sein.«
    Hilfe suchend wandte sich Marc an Lizzy. »Und was meinst du dazu?«
    Lizzy hielt seinem verwundeten Blick unbeeindruckt stand. Dann drehte sie sich zu ihrer Mutter um. »Schmeiß ihn raus!«, sagte sie in einem eiskalten Ton, der Marc erschaudern ließ.
    »Das hätte ich nicht von dir gedacht«, sagte er gekränkt. »Nach allem, was ich für dich getan habe.«
    Lizzy verdrehte genervt die Augen. »Schmeiß ihn endlich raus, Mama! Ich kann das Gejammer nicht länger ertragen.«
    Marc faltete die Hände, aber es war zu spät. Melanie hatte ihre grüne Mensch-ärger-dich-nicht-Figur schon in der Hand, hüpfte damit vier Felder nach vorn und kegelte

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