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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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deshalb werden Sie mich auch früher oder später gehen lassen, auch wenn ich Ihnen keine einzige Frage mehr beantworte.«
    Templin war inzwischen puterrot angelaufen. »Sie kleines Würstchen!«, brüllte er unvermittelt los. »Wir werden Ihnen schon zeigen …« Er unterbrach sich überrascht, als er merkte, dass Weskamp ihm seine Hand auf den Unterarm gelegt hatte.
    »Lass mal, Christian«, sagte er. »Vielleicht hat Herr Hagen ja gar nicht so unrecht. Ein kleiner Gedankenaustausch kann nie schaden.«
    Auf seinen Lippen erschien ein warmes Lächeln. Marc überlegte einen Moment, ob die beiden die alte Masche ›guter Bulle – böser Bulle‹ anwendeten, oder ob ihr Verhalten tatsächlich ihrem jeweiligen Charakter entsprach, aber das konnte ihm jetzt auch egal sein.
    Er erwiderte Weskamps Lächeln. »Wann ist Heinen gestorben?«, wiederholte er seine Frage.
    »Heinen ist nach den Feststellungen der Rechtsmediziner am 11. März gestorben, vier Tage nach dem Tod von Frau Reichert, vielleicht auch am 12. März, keinesfalls aber später«, antwortete Weskamp. »Er wurde mit einer Glock 9mm aus einer Entfernung von maximal einem halben Meter erschossen.«
    Marc nickte verstehend. »Dann muss er also etwa zu dem Zeitpunkt ermordet worden sein, an dem Sie die DVD bekommen haben«, dachte er laut. »Wann war das eigentlich genau?«
    »Wir haben die DVD am 13. März erhalten.«
    Marc legte den Kopf in den Nacken und dachte nach. Das schloss nicht aus, dass Heinen die DVD noch selbst an die Polizei abgeschickt hatte.
    »Wir sind uns doch darüber einig, dass der Mord an Hei nen mit dem an Frau Reichert zusammenhängt, nicht wahr?«, sprach Marc weiter. »Also bleibt die eine entscheidende Frage: Wer hat Johanna Reichert auf dem Gewissen? Ich bitte Sie jetzt einfach mal für einen Moment, mir zu glauben, dass ich mit diesem Mord nichts zu tun habe. Wer sind die Verdächtigen? Da ist zunächst Dr. Heinen. Er hatte die Gelegenheit, Frau Reichert glauben zu lassen, sie habe Krebs. Aber er hatte kein Motiv, zumindest kein offensichtliches, durch ihren Tod hatte er keinen finanziellen Vorteil. Den hatte natürlich ich, aber ich war es ja nicht.« Er versuchte ein Lächeln, das bei den Polizisten keine sichtbare Reaktion hervorrief. »Bleiben also die beiden Erben und Charlotte Vollmer, die Begünstigte von Frau Reicherts Lebensversicherung. Aber irgendetwas passt da nicht zusammen: Heinen hat eine natürliche Todesursache bescheinigt, alles war in bester Ordnung. Die Erben konnten sich auf einen Millionenbetrag freuen, Charlotte Vollmer auf die Ausschüttung der Lebensversicherung. Aus welchem Grund hätte einer von ihnen die DVD an die Polizei schicken sollen? Ich verstehe das einfach nicht! Erst durch die DVD wurden die Ermittlungen ins Rollen gebracht, erst dadurch wurde die Obduktion der Leiche veranlasst, erst dadurch wurde festgestellt, dass Frau Reichert keinen Krebs hatte. Was hätten die Erben davon gehabt? Nichts! Von Charlotte Vollmer ganz zu schweigen. Der hätte die Übersendung der DVD sogar schaden können, wenn die Lebensversicherung aufgrund der Aufnahme von einem Selbstmord ausgegangen wäre.« Marc hielt inne und musterte die Polizisten. »Sind wir uns so weit einig?«
    »Nein«, sagte Weskamp nur.
    »Nein?«, fragte Marc erstaunt zurück. »Was stimmt denn nicht?«
    »Die Reihenfolge«, erwiderte Weskamp ruhig.
    »Welche Reihenfolge?«, wiederholte Marc langsam.
    »Die Reihenfolge der Ereignisse.«
    Marc rekapitulierte: Johanna Reichert war tot, dann war die DVD an die Polizei geschickt worden und die hatte den Ermittlungsmotor angeworfen. Was konnte an diesem Ablauf nicht stimmen? Doch in dem Moment machte es in seinem Gehirn Klick. »Moment mal«, sagte er. »Wollen Sie behaupten, die Obduktion von Frau Reicherts Leiche habe stattgefunden, bevor Sie die DVD bekommen haben?«
    »Genau so ist es gewesen«, bestätigte Weskamp. »Nach dem Tod der kleinen Jennifer, bei dem Heinen eine falsche Todesursache bescheinigt hat, ist an sämtliche Standes- und Gesundheitsämter die Weisung ergangen, eine zweite ärztliche Leichenschau durchführen zu lassen, sobald Heinen noch einmal eine Todesbescheinigung ausstellt. Daher wurde ein Arzt des Gesundheitsamtes hinzugezogen, der die Todesursache nicht feststellen konnte. Mit Einwilligung des nächsten Angehörigen von Frau Reichert, ihres Neffen Andreas Rottmann, wurde eine Obduktion in der Pathologie der Städtischen Krankenanstalten Bielefeld durchgeführt. Mit dem

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