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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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Befund, dass Frau Reichert an einem tödlichen Medikamentencocktail verstorben ist, es sich also keinesfalls um eine natürliche Todesursache gehandelt hat. Die Pathologen haben uns benachrichtigt und wir haben die Ermittlungen aufgenommen. Anfangs gingen wir noch von Selbstmord aus, aber durch die Befragung der Hausangestellten kam Heinen auf den Plan. Er hatte Frau Reichert eingeredet, dass sie unheilbaren Krebs im Endstadium habe. Als wir Heinen dazu befragen wollten, war der verschwunden. Dann ist uns die DVD ins Haus geflattert, auf der zu sehen ist, wie ein Mann, der der Frau, von deren Tod er finanziell profitiert, einen tödlichen Medikamentencocktail reicht. Was hätten Sie an unserer Stelle gedacht?«
    Marc war wie vor den Kopf geschlagen. Das, was Weskamp ihm gerade erzählt hatte, ließ die Sache in einem ganz neuen Licht erscheinen. Auf einmal erkannte Marc seinen Denkfehler. Er hatte insbesondere Charlotte Vollmer viel zu schnell aus dem Kreis der Verdächtigen ausgeschlossen, weil sie offenbar keinerlei Anlass gehabt hatte, die DVD an die Polizei zu schicken. Jetzt sah die Sache natürlich ganz anders aus. Charlotte Vollmer hatte nun sogar einen sehr guten Grund, den Ermittlungsbehörden die Aufnahme mit dem Tod von Johanna Reichert zugänglich zu machen. Eine Lebensversicherung wird bei einem Mord grundsätzlich so lange nicht ausgezahlt, bis der Fall vollständig aufgeklärt ist. Das Verschicken der DVD konnte also einen ganz einfachen, aber logischen Grund haben: Der Polizei sollte der Täter präsentiert werden, damit die Sache so schnell wie möglich zum Abschluss gebracht werden konnte! Damit war Charlotte Vollmer auf einmal zur Hauptverdächtigen geworden. Marc beschloss, die Dame noch am gleichen Tag aufzusuchen.
    »Gibt es sonst noch etwas, was Sie von uns wissen wollen, Herr Hagen?«, erkundigte sich Templin übertrieben höflich. »Oder gestatten Sie uns jetzt auch die eine oder andere Frage?«
    Marc war mit seinen Gedanken noch immer woanders. »Ja, natürlich«, sagte er geistesabwesend. »Das heißt, eine Frage habe ich noch. Kann es sein, dass meine Freundin von Ihnen überwacht wird?«
    Weskamp warf Templin einen fragenden Blick zu, doch der zuckte nur gleichgültig mit den Achseln.
    »Ja, wir haben Frau Schubert ebenfalls observiert«, antwortete Weskamp an Marc gewandt.
    »Aber warum?«, fragte Marc. »Ich verstehe ja noch, dass Sie mir gefolgt sind. Sie haben geglaubt, ich würde Sie zu Heinen führen. Aber wieso Melanie?«
    »Aus dem gleichen Grund«, gab Weskamp trocken zurück.
    Marc schüttelte fassungslos den Kopf. »Sie haben geglaubt, Melanie könne Sie zu Heinen führen? Darf ich fragen, was Sie zu dieser kühnen Vermutung veranlasst hat?«
    Bevor Weskamp antworten konnte, ergriff Templin das Wort. »Wir haben bei der Durchsuchung Ihres Hauses Dinge gefunden, die eine … nun ja, gewisse Beziehung zwischen Ihrer Lebensgefährtin und Herrn Dr. Heinen nahelegen.« Er grinste hämisch.
    »Ach, Sie meinen Heinens Rezept! Lizzy, meine Tochter, war einmal bei Dr. Heinen in Behandlung, das ist alles.«
    »Tatsächlich?«, staunte Templin gespielt ungläubig. »Auf welcher Seite des Bettes schlafen Sie?«
    Ein »Was?«, war das Einzige, was Marc herausbrachte.
    »Wie wäre es denn, wenn Sie einfach mal eine Frage von uns beantworten, anstatt immer eine Gegenfrage zu stellen!«, fauchte Templin.
    »Ich schlafe rechts«, antwortete Marc. »Also, wenn Sie vor dem Bett stehen.«
    Templin nickte, als habe er diese Antwort erwartet. »Wir hatten aufgrund des Inhalts des linken Nachttisches bereits stark vermutet, dass auf der Seite eine Frau schläft«, sagte er. »Sie lesen wohl keine Romane von Nicholas Sparks?« Er lachte fröhlich, wurde dann aber sofort wieder ernst, als er merkte, dass keiner der Männer einstimmte. »Und wir haben in dem Schränkchen noch etwas anderes gefunden.«
    Marc schluckte schwer. »Und was?«, fragte er mit belegter Stimme.
    »Ein Foto«, antwortete Templin. »Eine Aufnahme von Dr. Heinen.« Er öffnete die vor ihm liegende Aktenmappe, suchte ein wenig darin herum und zog schließlich den Ausdruck eines Fotos hervor, den er vor Marc auf den Tisch legte.
    Marc blickte in Heinens Gesicht. Er trug ein bordeaux-rotes Polohemd und lächelte vor dem Hintergrund eines tiefblauen Meeres und zweier weißer, wahrscheinlich griechischer Säulen zufrieden in die Kamera.
    Marc hatte das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen. Melanie und Heinen!

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