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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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hatten zwei Beamte ihn mit auf das Präsidium genommen. Dort war ein offizielles Verhör gefolgt, nach dessen Ende er nach Hause gehen konnte.
    Gestern hatte Marc einen Anruf in der Kanzlei erhalten, dass er sich heute zu einem weiteren Verhör im Polizeipräsidium einzufinden hatte. Kurz hatte er überlegt Gabriel mitzunehmen, aber da größere Probleme durch eine erneute Befragung nicht zu erwarten waren, hatte er darauf verzichtet. Für einen Moment hatte er sogar erwogen, der polizeilichen Vorladung nicht Folge zu leisten, immerhin war er dazu nicht verpflichtet. Doch vielleicht konnte er das Verhör sogar zu seinem eigenen Vorteil nutzen.
    Zuvor fuhr Marc zum Sitz der Heinol GmbH und ließ sich bei Dr. Nolte anmelden. Und siehe da, Heinens Teilhaber war bereit, ihn noch einmal zu empfangen.
    »Mein Beileid zum Tod von Herrn Dr. Heinen«, sagte Marc, während er Dr. Nolte die Hand schüttelte.
    »Danke. Aber steht denn jetzt zu einhundert Prozent fest, dass es sich bei dem gefundenen Leichnam um Gerd handelt?«
    Marc nickte. »Die Polizei hat mir gesagt, dass ein DNA-Gutachten und ein Vergleich des Zahnstatus die Identität des Toten eindeutig belegt haben.« Marc hielt einen Moment inne, dann beschloss er, aufs Ganze zu gehen. »Immerhin hat sein Tod auch einen angenehmen Nebeneffekt«, fuhr er fort. »Nach dem Gesellschaftsvertrag gehen seine Anteile an Heinol jetzt auf Sie über.«
    Marc konnte beobachten, dass Dr. Noltes Gesichtszüge für einen Moment entgleisten. Doch schnell hatte der Arzt sich wieder gefangen. »Woher kennen Sie unseren Gesellschaftsvertrag?«, fragte er misstrauisch.
    »Also stimmt es?«, erwiderte Marc, ohne auf die Frage einzugehen.
    Nolte schien einen Moment mit sich zu ringen, ob er überhaupt eine Antwort geben sollte, bevor er erwiderte: »Ja, es stimmt, auch wenn ich nicht weiß, was Sie das angeht.«
    »Vielleicht geht es ja die Polizei etwas an?«
    Nolte lachte übertrieben laut auf. »Sie meinen, ich habe Gerd ermordet, um in den Besitz seiner Gesellschaftsanteile zu kommen?«
    »Warum nicht? Es sind schon Menschen für weniger getötet worden.«
    Auf Noltes Gesicht erschien auf einmal ein überhebliches Lächeln. »Für weniger als nichts?«, fragte er.
    Marc war für einen Moment verwirrt. »Was soll das heißen?«
    Nolte musterte Marc eingehend. Schließlich seufzte er und sagte: »Jetzt ist es eh egal. Ich muss spätestens morgen zum Amtsgericht und Konkurs beantragen, da erfährt es sowieso die ganze Welt. Die Heinol GmbH ist pleite, Herr Hagen. P-L-E-I-T-E. Oder mit anderen Worten: Heinens Anteile sind keinen Pfifferling mehr wert.«
    Damit hatte Marc nicht gerechnet. »Pleite? Und was ist hiermit?« Er breitete die Arme aus.
    »›Hiermit‹ ist bald nichts mehr. Sie sollten doch wissen, dass selbst die tollste Fassade nicht immer ein Beweis für ein erfolgreiches Unternehmen ist.«
    »Na…natürlich«, stotterte Marc. »Und Heinens Porsche und seine Villa?«
    »Der Wagen ist geleast, das Haus gehört der Bank und steht kurz vor der Zwangsversteigerung. Mit unserem Unternehmen ist es seit Jennifers Tod steil bergab gegangen. Man kann gegen die Pharmaindustrie sagen, was man will, fest steht, dass sie über hervorragende PR-Abteilungen verfügt. Die wussten, wie sie die Öffentlichkeit so gegen uns aufhetzen mussten, dass unser Umsatz einbricht. Davon haben wir uns nie mehr erholt. Ich habe in den letzten Monaten Unmengen privates Geld in das Unternehmen gepumpt, aber es hat alles nichts gebracht. Ich habe Gerd schon vor einiger Zeit gesagt, dass meine Geduld am Ende sei und ich nicht mehr bereit sei, dem schlechten Geld gutes hinterherzuwerfen. Aber er hat mich immer motiviert, nicht aufzugeben. Vielleicht ergebe sich ja noch eine Möglichkeit, frisches Geld zu besorgen oder einen Investor zu finden. Nun ja, nach Gerds Tod ist diese ganze Diskussion ohnehin obsolet. Gerd war unser Aushängeschild, der Star für die Öffentlichkeit. Ohne ihn macht das alles hier keinen Sinn mehr. Die Pharmalobby hat ihr Ziel erreicht: Die Heinol GmbH gibt es nicht mehr.«
    »Es tut mir leid«, war alles, was Marc dazu einfiel.
    »So ist das nun mal«, erwiderte Nolte leichthin. »Mal gewinnt man, mal verliert man. Aber Sie brauchen sich um mich keine Sorgen zu machen. Dieses Unternehmen hat mich zwar im Endeffekt eine Menge Geld gekostet, aber meine Familie ist vermögend. Ich werde also nicht verhungern.« Er hielt einen Moment inne. »Für Gerd wäre es allerdings hart geworden«,

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