Schwanengesang (German Edition)
ist«, übernahm Weskamp die Gesprächsführung.
Als Marc mit seinem Bericht fertig war, fügte er hinzu: »Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Ich habe Charlotte Vollmer nicht erschossen. Ich habe überhaupt nicht geschossen. Aber das wird Ihnen die Spurensicherung mit Sicherheit schon gesagt haben.« Er hob die Hände und drehte sie vor den Polizisten hin und her. »Keinerlei Schmauchspuren.«
»Vielleicht haben Sie ja Handschuhe getragen.«
»Sie werden auch an meiner Kleidung keine Schmauchspuren finden. Und wo sind diese Handschuhe? Und die Tatwaffe? Wie hätte ich das alles so schnell verschwinden lassen sollen?«
»Also gut«, musste Weskamp zugeben. »Wir haben momentan zu wenig, um Ihnen den Mord an Charlotte Vollmer nachzuweisen. Aber wir haben mehr als genug, um wegen des Mordes an Johanna Reichert einen Haftbefehl gegen Sie zu bekommen. Den haben wir bisher nicht beantragt, weil wir dachten, Sie wären uns draußen mehr von Nutzen. Aber nach zwei weiteren Leichen haben wir unsere Vorgehensweise geändert.«
Weskamp machte eine bedeutungsvolle Pause, ehe er fortfuhr. »Herr Hagen, wir werden morgen einen Haftbefehl gegen Sie beantragen und ihn mit Sicherheit auch bekommen. Ich sage Ihnen das aus Gründen der Fairness. Abhauen können Sie sowieso nicht, Sie werden ab sofort lückenlos überwacht. Bereiten Sie sich also schon mal darauf vor, dass wir Sie morgen abholen werden und packen das Nötigste ein. Okay?«
Marc merkte, wie ihm der Angstschweiß auf die Stirn trat. »Muss das wirklich sein?«, fragte er. »Was ist denn mit meiner Theorie, dass Charlotte Vollmer und Dr. Heinen Frau Reichert gemeinsam ermordet haben?«
»Wie Sie sehr richtig sagen, handelt es sich dabei um eine Theorie. Wir brauchen Zeit, um sie zu überprüfen. Außerdem gibt es offensichtlich noch eine weitere Person, die in die Sache verwickelt ist, denn wer hat Frau Vollmer erschossen, wenn Sie es nicht waren? Also dient die Untersuchungshaft vielleicht sogar Ihrem Schutz. Einen weiteren Toten können wir es beim besten Willen nicht gebrauchen. Auf jeden Fall können wir jetzt nicht mehr verantworten, Sie weiter frei herumlaufen zu lassen. Sollen wir Sie nach Hause bringen?«
»Was ist mit meinem Wagen?«
»Der muss noch untersucht werden. Und bei Ihrem Outfit würde ich auch vom Bus oder einem Taxi abraten. Also?«
Marc überlegte einen Moment, dann nickte er und Weskamp gab einem uniformierten Polizisten ein Zeichen.
»Der Kollege wird Sie fahren. Wir sehen uns morgen. Versuchen Sie, sich ein wenig zu erholen. Das wird ein schwerer Tag für Sie werden.«
Als Marc nach Hause kam, griff er als Erstes zu seinem Telefon und wählte Gabriels Nummer. Er musste es mehrfach klingeln lassen, bevor er ein unwirsches »Ja?« am anderen Ende hörte.
»Hier ist Marc. Ich weiß, wie spät es ist, aber ich brauche deine Hilfe.«
Er gab seinem Freund eine grobe Zusammenfassung der Ereignisse des Tages. »Jetzt bin ich geliefert«, endete er. »Sie wollen morgen einen Haftbefehl beantragen und wenn du nichts dagegen unternimmst, werden sie ihn auch bekommen.«
Am anderen Ende der Leitung herrschte sekundenlanges Schweigen. »Scheiße«, hörte er dann endlich Gabriels Stimme. »Das hört sich tatsächlich nicht gut an. Wir müssen uns unbedingt treffen und unsere weitere Vorgehensweise besprechen. Das Blöde ist nur, dass ich ausgerechnet morgen früh zwei Gerichtstermine habe und erst nachmittags wieder in der Kanzlei bin. Aber das ist nicht weiter schlimm. Die Bullen müssen den Haftbefehl erst mal beantragen und dann noch einen fleißigen Richter finden. Schon daran wird es scheitern.« Gabriel lachte aufmunternd. »Nein, im Ernst, Marc. Wenn morgen überhaupt etwas geschieht, dann frühestens am Nachmittag. Komm morgen um vierzehn Uhr bei mir vorbei. Dann haben wir genug Zeit, uns zu beraten. Bevor wir den Inhalt des Haftbefehls nicht kennen, können wir ohnehin nichts dagegen unternehmen.«
»Du siehst also keine Chance, den Haftbefehl noch zu verhindern?«
»Ich wüsste nicht, wie wir das anstellen sollten. Ich kann nur versuchen, dich so schnell wie möglich wieder rauszuholen.«
»Das heißt, ich muss auf jeden Fall erst mal in U-Haft?«
»Das wird sich leider nicht vermeiden lassen«, antwortete Gabriel. »Aber Kopf hoch, Marc. Weißt du, wie viele Personen in Dallas unter Verdacht standen, einen Menschen ermordet oder es zumindest versucht zu haben?«
Marc seufzte. »Ich weiß es nicht. Und um ehrlich zu sein, habe
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