Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
Vom Netzwerk:
irgendwo Aufnahmen existieren, die Heinen und Sie zusammen zeigen. Wahrscheinlich auf der Festplatte Ihres Laptops. Und es gibt Unterlagen bei irgendeinem Reiseveranstalter oder einer Fluggesellschaft, die belegen, dass Sie zusammen Urlaub gemacht haben. Wenn die Polizei erst einmal anfängt, gezielt danach zu suchen, wird sie auch fündig werden, glauben Sie mir!«
    Marc registrierte, dass Charlotte Vollmer immer nervöser wurde. Sie starrte auf den Boden und presste die Lippen aufeinander. Auf einmal überkam Marc das unbestimmte Gefühl, dass er irgendetwas Entscheidendes übersah. Eine Kleinigkeit, deren wahre Bedeutung er nicht begriff. Und es beunruhigte ihn. Was verstehe ich nicht?, dachte er.
    »Geben Sie auf, Frau Vollmer«, beschwor Marc die Frau. »Sie haben keine Chance. Die Polizei wird Sie in die Mangel nehmen und früher oder später werden Sie einknicken. Sie sind nicht der Typ, der stundenlangen Verhören über Tage hinweg standhalten kann. Der Zeitpunkt wird kommen, an dem Sie alles zugeben. Das können Sie sich ersparen, wenn Sie jetzt Ihr Gewissen erleichtern und mir erzählen, was passiert ist.«
    Charlotte Vollmer starrte ihn an. »Ich … ich …«, stotterte sie.
    Marc ließ ihr Zeit. Er wusste, sie würde reden. Plötzlich bekam er den gesuchten Gedanken zu fassen. Der Kater! Charlotte Vollmer hatte ihm bei ihrer ersten Begegnung in Johanna Reicherts Haus erzählt, sie habe eine Katzenhaarallergie. Da würde sie kaum einen Kater in ihrer eigenen Wohnung halten! Marc spürte, wie sich die Härchen auf seinen Unterarmen aufstellten. Sie waren nicht allein!
    »Also gut«, sagte Charlotte Vollmer. »Ich …«
    Ein Schuss zerriss die Stille. Marc sah, dass sich auf Charlotte Vollmers Stirn ein Loch öffnete. Ihr Kopf wurde nach hinten geworfen, dann sackte sie in ihrem Sessel zusammen.
    Marc saß sekundenlang mit geöffnetem Mund da, unfähig, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Du musst in Deckung gehen, schrie es in ihm, aber der Schock hatte ihn vollkommen gelähmt.
    Irgendwann kehrte das Leben in ihn zurück. Marc glitt von dem Sofa, dann robbte er auf allen vieren hinter den Sessel, auf dem Charlotte Vollmer saß. Das Licht!, dachte er. Ich muss das Licht ausschalten! Er versuchte, einen Schalter zu entdecken, aber vergeblich. Seine Gedanken überschlugen sich, aber er hatte keine zündende Idee, wie er sich in Sicherheit bringen konnte.
    Eine gefühlte Ewigkeit später hörte er ein lautes Krachen. Die Haustür zersplitterte und mehrere Männer mit Helmen und Maschinenpistolen drangen in das Wohnzimmer vor. »Polizei, alles runter!«, riefen sie.
    Marc blieb regungslos liegen, bis er von den Polizisten auf die Füße gestellt und durchsucht wurde. Er sah, dass sich zwei Ärzte um Charlotte Vollmer kümmerten.
    Das Letzte, was Marc von ihnen hörte, bevor er aus dem Raum geführt wurde, war: »Da ist nichts mehr zu machen.«

39
    Marc saß nur mit einem weißen Kapuzenoverall aus Kunststoff bekleidet in Charlotte Vollmers Küche. Seine Hände waren mit Handschellen gefesselt, zwei uniformierte Polizisten standen vor ihm und ließen ihn keine Sekunde aus den Augen.
    Vor einer halben Stunde war die Spurensicherung aufgelaufen. Die Beamten hatten ihn bis auf die Unterhose ausgezogen und seine gesamte Kleidung anschließend in einen Sack gesteckt. Dann waren seine Hände und Arme auf Schmauchspuren untersucht worden.
    Durch die halb geöffnete Küchentür konnte Marc beobachten, wie ganze Heerscharen von Polizisten hin und her liefen und das Haus auf den Kopf stellten.
    Irgendwann trafen auch Templin und Weskamp ein, würdigten ihn aber zunächst keines Blickes. Dann sah Marc, wie der Sarg mit Charlotte Vollmers Leiche vorbeigetragen wurde. Wenige Sekunden später erschienen die beiden Hauptkommissare in der Küche. Weskamp nahm Marc die Handschellen ab.
    »Tja, Herr Hagen, so schnell sieht man sich wieder«, grinste Templin.
    »Sie werden verstehen, dass ich Ihre Freude nicht teilen kann«, erwiderte Marc. »Ich kann Ihnen aber versichern, dass ich mit Charlotte Vollmers Tod nicht das Geringste zu tun habe.«
    »Genauso wenig wie mit dem Tod von Johanna Reichert und Dr. Heinen, das haben wir schon verstanden. Aber jetzt mal im Ernst, Herr Hagen: Ist Ihnen noch nicht aufgefallen, dass überall dort, wo Sie auftauchen, kurz darauf auch eine Leiche zu finden ist?«
    Marc zuckte die Achseln, sagte aber nichts.
    »Vielleicht erzählt uns Herr Hagen jetzt, was heute Abend eigentlich passiert

Weitere Kostenlose Bücher