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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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anstarrte, waren stark geschminkt. Ganz schön viel Eyeliner und Wimperntusche, zu viel für meinen Geschmack. Dunkelbraun waren ihre Augen, aber durch die übertriebene Umrandung wirkten sie noch dunkler als schwarz.
    »Spinnst du?«, zischte sie wütend.
    Ein wenig mühsam rappelte sie sich auf und achtete dabei darauf, nicht auf ihr langes Samtkleid zu treten. Es war aus schwerem Stoff mit trompetenförmigen Ärmeln. Wie eine Prinzessin aus dem Mittelalter sah sie aus. Oder wie eine Elbin aus einem Fantasyfilm, nur nicht so perfekt schön, obwohl sie durchaus hübsch war. So blass, fast weiß im Gesicht. Sie war ein wenig größer als ich und sehr schlank. Wie ein Püppchen wirkte sie, zerbrechlich, unecht. Mit schnellen Bewegungen versuchte sie, die Erdspuren von dem dunkelblauen Stoff zu wischen. Leider vergeblich!
    »Bist du Mike?«, fragte ich. Bescheuerte Frage.
    »Seh ich so aus?«, gab sie wütend zurück.
    »Nein ... Ich dachte nur ...«
    »Was? Dass du mich mal schnell umnieten kannst? Machst du das immer so?« Sie besah sich ihren Ellbogen, der aufgeschürft war und blutete.
    »Tut mir leid!«, stammelte ich und kramte in meiner Jacke nach einem Taschentuch.
    »Lass!« Sie schlug meine Hand weg. »Was willst du von mir?«
    »Ich suche Mike!«, sagte ich zu meiner Entschuldigung.
    »Das hatten wir ja schon, oder? Wie man wohl unschwer erkennen kann, bin ich es nicht. Oder trägt dein Mike Kleider?«
    Nach dieser Bemerkung kam ich mir noch alberner vor mit meiner Verfolgungsjagd.
    »Na super! Sieh dir das an.« Erst jetzt entdeckte sie das Loch in ihrem Samtkleid. Ihr Blick war vernichtend. Aber der Stoß vorhin zwischen meine Rippen war auch nicht ohne gewesen.
    »Hast du hier noch jemanden gesehen?«, versuchte ich abzulenken.
    Sie nickte mit dem Kopf zu der Frau, die nun damit beschäftigt war, die Gießkannen aufzuräumen.
    »Nein! Einen Jungen.« Nicht einmal beschreiben konnte ich ihn.
    Sie musterte mich mit ihren schwarzen Augen. »Was willst du eigentlich von diesem Mike? Du scheinst ihn ja nicht gerade gut zu kennen, oder?«
    »Ich kenne ihn wirklich nicht«, gab ich kleinlaut zu.
    Das Mädchen musterte mich neugierig. »Was ist los mit dir? Hast du ein Problem?«
    »Nein! Ich habe kein Problem. Ich suche nur Mike. Ich bin übrigens Sam.«
    »Mike ... Sam.« Sie verzog ihren rot geschminkten Mund zu einem schiefen Strich.
    »Samantha! Aber alle nennen mich Sam.«
    »Ich werde dich Samantha nennen.«
    »Und du? Wie heißt du?«
    »Neela!«
    »Woher kommst du?« Neela war sicherlich kein deutscher Name.
    »Es ist nicht mein richtiger Name. Ich habe ihn mir selbst gegeben. Es ist indisch und bedeutet Mond. Ich liebe den Mond, weißt du?«
    Sie liebte den Mond? Wie war die denn drauf? Vielleicht sollte ich mir mal ihre Zähnchen zeigen lassen, bevor ich auf dem Friedhof weiter mit ihr quatschte. Beinahe hätte ich gelacht. »Und wie heißt du wirklich?«
    »Das willst du gar nicht wissen, glaub mir.« Sie ließ mich einfach stehen und ging mit schnellen Schritten Richtung Ausgang.
    »Warte!«, rief ich und eilte ihr nach. Warum eigentlich? Ich hatte Mike gesucht und nicht gefunden. Diese Neela, so seltsam sie war in ihrem Faschingskostüm, hatte wohl kaum etwas mit ihm zu tun.
    »Was willst du denn noch?«
    Ja ... was? Ich wollte Klarheit – über Mike und warum er mich hierherbestellt hatte. Auf einen Friedhof, zwanzig Kilometer von Trier entfernt, nur um dann wiedereinmal nicht zu erscheinen. Dieser Blödmann! Ich war stinksauer.
    Obwohl in mir all diese Fragen aufschrien, sprach ich sie nicht aus. Wozu auch? Neela konnte sie schließlich auch nicht beantworten.
    »Vielleicht sollte sich dein Mike das nächste Mal einen anderen Treffpunkt aussuchen für euer Date. Der Friedhof scheint dir nicht gut zu bekommen.« Sie ging weiter.
    »Es ist nicht mein Mike!«, widersprach ich und lief hinter ihr her. Aber mit dem Rest ihrer Bemerkung hatte sie zweifelsfrei recht.
    Plötzlich kam mir ein Gedanke. Warum hatte ich diese Frage nicht schon viel eher gestellt? Weil es mir jetzt erst bewusst wurde! »Was machst du eigentlich in deinem Prinzessinnenkostüm hier auf dem Friedhof und warum bist du vorhin vor mir weggelaufen?« Ich streckte meine Hand aus, um einen ihrer weiten Ärmel zu packen. Aber sie blieb schon vorher stehen.
    »Erstens geht es dich nichts an, ich bin öfter hier, und zweitens: Ich bin nicht weggelaufen.« Ihr Blick huschte zum Ausgang. »Mein Bus kommt gleich.«
    »Ach! Und das ist ein

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