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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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zu spät?
    Sollte ich meinem Dad diese Zettel zeigen? Jetzt aufstehen und zu ihm gehen? Ihm von dem Schatten erzählen, den ich in der Nacht bei den Mülltonnen gesehen hatte? Oder von Veronika, von Neela, von Mike?
    Wie würde er reagieren?
    Oh, Schätzchen. Wenn ich das gewusst hätte! Ich will doch nur dein Bestes. Lass uns wieder zurück nach Frisco gehen.
    Wohl kaum! Er würde es wahrscheinlich gar nicht hören, was ich ihm erzählte. Oder so tun, als hörte er es nicht. Würde irgendetwas plappern von Stress, viel Arbeit und einer Präsentation, die er noch vorbereiten musste. Oder von Anfangsschwierigkeiten. Da müssen wir jetzt durch! Das gibt sich schon wieder.
    Pah! Darauf konnte ich verzichten.
    Ich öffnete meinen E-Mail-Account. Weder Sarah noch Josy hatten mir geschrieben. Hatten die mich schon vergessen?
    Ich loggte mich in den Schulchat ein. Schon wieder war Mike online! Dieser Idiot. Am Friedhof kreuzte er nicht auf, aber Zeit für den Chat blieb ihm wohl immer. Ich hatte wirklich keine Lust, ihm etwas zu schreiben. Gerade wollte ich mich wieder abmelden, da blinkte schon eine neue Nachricht auf meinem Bildschirm.
    Mike: Hey Sunny!
    Was tat er den ganzen Tag? Darauf warten, dass ich online ging? Ich war drauf und dran, den Laptop herunterzufahren ohne auch nur ein einziges Wort zu schreiben. Sollte dieser dämliche Kerl doch schmoren.
    Mike: Ich weiß, dass du da bist. Du bist on.
    Schlaumeier!
    Mike: Sunny? Sorry wegen heute. Auch wenn du es nicht glauben wirst, aber mir kam wirklich was Blödes dazwischen.
    Ach ja?
    Eine Reihe Smileys erschien. Am liebsten hätte ich ihm eine Ohrfeige gesendet, aber dafür gab es kein Sonderzeichen auf meiner Tastatur. Sunny: Lass mich in Ruhe!
    Mike: Sauer?
    Sunny: Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Ich bin doch nicht dein Doofchen, das du hierhin und dorthin schicken kannst, wie es dir passt! Ich habe Besseres zu tun, als stundenlang mit dem Bus durch die Gegend zu gurken, nur damit du wieder nicht auftauchst.
    Ich konnte gar nicht so schnell schreiben, wie ich ihn beschimpfen wollte.
    Mike: Sorry!
    Wieder erschien ein Smiley mit einem traurigen Gesicht.
    Sunny: Lass die Smiley-Masche. Das nervt! Warum hast du mich auf den Friedhof geschickt? Was sollte der Mist?
    Mike: Wollte dir was zeigen!
    Sunny: Ach ja? Und was?
    Mike: Kann ich nicht sagen, zumindest nicht hier!
    Das ärgerte mich noch mehr, denn jetzt machte ermich neugierig. Oder war das nur eine weitere Lüge, weil ihm keine Ausrede mehr einfiel?
    Sunny: Und warum nicht?
    Mike: Kann ich auch nicht hier sagen.
    Sunny: Dann halt nicht! Ich gehe off!
    Mann, war ich wütend.
    Mike: WARTE !
    Sunny: Dann spuck’s aus!
    Ich hackte es so fest ein, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn plötzlich Rauch aus meiner Tastatur aufgestiegen wäre.
    Mike: Gib mir eine halbe Stunde. Ich melde mich gleich wieder und sage dir mehr.
    Was sollte das jetzt? Natürlich schürte er meine Neugierde damit noch mehr, deswegen stimmte ich zu.
    Es war eine lange halbe Stunde. Um mich abzulenken, blätterte ich in meinem Matheheft und versuchte, mir die Formeln einzuprägen, die ich aus Carolins Heft abgeschrieben hatte. Ohne Erfolg! Die Formeln und Zahlenreihen tanzten vor meinen Augen. Was sollte ich nur damit anfangen? Meine Mutter hätte es mir erklären können. Sie half mir oft bei den Aufgaben. Mein Vater dagegen war in Mathe eine ziemliche Niete. Als Grafiker musste er sich nicht damit herumschlagen. Außerdem hatte er für solche Dinge sowieso keine Zeit. Diesbezüglich hatte ich wohl seine Gene geerbt, die mir in diesem Fall aber recht wenig nutzten. Außer dass ich im nächsten Test die Zahlen in kalligrafischer Schönschrift hinpinseln konnte.
    Ich versuchte also weiter, die Hausaufgaben zu lösen. Ließ es nach der zweiten Aufgabe aber endgültig sein, da ich mich eh kaum konzentrieren konnte. Ständig starrte ich auf den Bildschirm und wartete darauf, dass Mikes Account wieder grün blinkte.
    Endlich leuchete es auf. Er war wieder online.
    Mike: Sunny?
    Sunny: Ja.
    Mike: Gib mir deine Handynummer. Verlass den Chat und geh off!
    Sunny: Was ist denn plötzlich los?
    Mike: Sag ich dir später. Deine Nummer?
    Ich tippte sie ein, ohne zu überlegen. Gleich darauf erschien das rote Lämpchen neben Mikes Namen.
    Der Akku meines Handys war schon wieder fast leer. Mist! Ich hatte es doch erst letzte Nacht aufgeladen. Anscheinend war ihm die Landung in die Pfütze nicht gut bekommen. Wenigstens fand ich das Ladekabel

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