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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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ich, als ich ihn zur Tür brachte.
    »Gerne! Hat mir Spaß gemacht. Nächste Woche wieder?«
    »Ja! Gleiche Zeit, gleicher Ort?«
    »Geht klar!« Er stieg auf seine Vespa, setzte den Helm auf und fuhr davon.

Kapitel 15
    Bei dem Übungsblatt, das mir Herr Simon am nächsten Tag in die Hand drückte, lief ich zur Hochform auf. Ich konnte tatsächlich die Hälfte der Aufgaben lösen und bei dem Rest tüftelte ich mutig herum. Gab sicherlich auch noch den ein oder anderen Punkt extra. Glücklich gab ich den Test ab. Herr Simon strahlte mich an. Caros todbringenden Blick versuchte ich zu ignorieren. Vielleicht sollte ich ihr doch Englisch-Nachhilfe geben, dachte ich und hätte beinahe lauthals losgeprustet.
    Gut gelaunt ging ich in die Pause. Dass mir Christoph über den Weg lief, kam mir gerade recht.
    »Und, wie war Mathe?«, fragte er sofort.
    »Cool! Ich war noch nie so gut!« Am liebsten wäre ich ihm vor Freude um den Hals gefallen.
    »Hoffentlich wirst du nicht zu gut!«
    »Warum denn nicht?«
    »Na, weil du dann keine Nachhilfe mehr brauchst.«
    Ich blickte ein wenig verlegen zur Seite.
    »Kommst du mit zu der Buche dort hinten? Da ist es schön ruhig«, meinte er.
    Genau den Platz hatte ich mir auch schon ausgesucht. Fern ab von dem ganzen Trubel und von den Blicken und dem Getuschel der anderen. Der Baum mit seinen ausladenden Ästen bot sogar ein wenig Sichtschutz. Erleichtertließ ich mich hinter den breiten Stamm auf die Erde gleiten. Christoph setzte sich neben mich.
    »Kanntest du Veronika?«, fragte ich ihn plötzlich.
    Er verschluckte sich an dem Apfel, in den er gerade gebissen hatte. Es dauerte eine Weile, bis er sprechen konnte. Dann sah er mich mit einem seltsamen Blick an.
    »Wie kommst du jetzt auf Veronika?«, fragte er kühl.
    »Ich war gestern im Sekretariat und habe mich über sie erkundigt. Frau Fuhrmann hat mir ein Foto gezeigt. Wir sehen uns echt ähnlich.«
    Christoph nickte und musterte mich. »Deine Haare sind anders«, sagte er langsam. »Rotbraun! Veronikas waren viel dunkler. Und du selbst bist ganz anders.«
    »Wie war sie denn?«
    Er schüttelte nur den Kopf. »Ich hab jetzt keine Lust, über Veronika zu reden!« Seine Augen wanderten ins Leere.
    »Und warum nicht?«, fragte ich und beobachtete ihn interessiert. Ich hatte wieder das seltsame Gefühl, als müsse ich ein Geheimnis lüften.
    »Sie ist tot!«
    »Ja, ich weiß!«
    Er mied noch immer meinen Blick, starrte weiter geradeaus.
    »Alle benehmen sich so seltsam, wenn ich sie nach Veronika frage ...«
    »Dann hör auf damit!«, unterbrach er mich schroff.
    »Mit was?«
    »Alle nach ihr zu fragen.«
    »Aber ich ...«
    »Lass sie einfach in Ruhe. Sie ist tot und basta. Daran kannst du mit deiner Fragerei auch nichts mehr ändern.« Er schluckte und warf den angebissenen Apfel ins Gebüsch.
    Ich musterte ihn. Warum reagierte er so unwirsch? Er war doch sonst so nett. Wie gut hatte er sie wohl gekannt?
    Gekränkt stocherte ich mit einem kleinen Stöckchen im Gras herum. Christoph konnte mir bestimmt mehr über Veronika erzählen. Und wen sollte ich sonst fragen? Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen. »Wart ihr ... befreundet?«
    Es dauerte eine Weile, bis er mir antwortete. »Warum willst du das wissen? Sie war zwei Jahrgangsstufen unter mir.«
    »Das weiß ich!« Genau das war ja mein Problem. Wäre ich doch nur in eine andere Klasse gekommen. Oder gleich auf eine andere Schule, wo kein Mensch Veronika kannte. Und mich niemand mit ihr verglich.
    »Wir haben gemeinsam an der Neuinszenierung von Schwanensee gearbeitet. Veronika, Neela und ich.« Er hatte es schnell gesagt und es klang bitter.
    »Neela? Du kennst Neela?«, fragte ich verwundert.
    Er blickte mich irritiert an. »Du etwa auch?«
    »Ja, ich habe sie getroffen ... auf dem Friedhof.«
    »Auf dem Friedhof?«
    »Ich hatte eine Verabredung dort.« Dass mich ein Typ namens Mike dorthin bestellt hatte und ich wie ein bravesHündchen tatsächlich erschienen war, klang selbst für mich ein wenig zu naiv.
    »Eine Verabredung auf dem Friedhof?«, fragte er ungläubig.
    »Ähm ... ja ... dort in der Nähe.«
    Er sah mich an und nickte. »Mit Neela!«
    »Nicht direkt, aber dann schon.« Was redete ich da eigentlich für einen Unsinn?
    Er runzelte die Stirn.
    Mir war Neela hier noch nie über den Weg gelaufen. »In welche Klasse geht sie?«
    »Ging!«, betonte er. »Sie war in meiner Klasse aber jetzt ist nicht mehr auf dieser Schule. Letzten Juni war sie von einem Tag auf den

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