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Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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kalten, trockenen Wand. Ihre Knie zitterten, als hätte sie gerade im Laufschritt die zehnte Etage eines Hochhauses erklommen. Von irgendwoher strich ein kühler Luftzug über ihr Gesicht, doch das war nicht der Grund, weshalb eine Gänsehaut ihre nackten Arme überzog. Sie hörte, wie Manfred fluchend in den Schrank stieg. Das wenige Licht, das durch die offenen Schranktüren fiel, wurde von seinem Körper verschluckt, Dunkelheit machte sich breit. Katrin hielt den Atem an.
    »Was zum Teufel –« Manfred polterte in dem Schrank herum.
    »Die Rückwand!«, rief Katrin ihm zu. »Ich bin dagegen gefallen, und sie ist herausgebrochen. Dahinter ist eine Kammer.«
    »Ich fasse es nicht.« Manfreds Stimme kam näher, kurz darauf wurde es wieder etwas heller in dem Raum. »Was ist das hier, verdammt?«
    »Eine Art Geheimkammer, schätze ich.« Katrin stieß sich von der Wand ab und trat auf ihn zu. Sie vermied es, zur Seite zu schauen. In der Ecke hatte sie etwas gesehen, das dort nicht sein durfte. Und so lang sie nicht wieder hinschaute, konnte sie sich einreden, dass ihre Nerven ihr einen Streich gespielt hatten.
    »Gibt es hier drin vielleicht Licht?«, fragte Manfred.
    Daran hätte sie auch selbst denken können! Wenn das eine geheime Kammer war, gab es bestimmt auch eine Beleuchtung.
    Gemeinsam tasteten sie die Wand neben dem Einstieg ab.
    »Hast du dich verletzt, als du durch das Loch gefallen bist?«, fragte Manfred. Er klang ehrlich besorgt.
    »Nein. Ich bin nicht auf den Boden gefallen, sondern der Rückwand hinterher in den Raum gestolpert. Sah bestimmt witzig aus.«
    »Leider konnte dich niemand sehen.«
    Katrin hielt mit dem Abtasten der Mauer inne. »Stimmt nicht ganz, fürchte ich.«
    »Was?«
    Bevor Katrin antworten konnte, stieß Manfred einen triumphierenden Ruf aus. »Ha! Wenn das kein Lichtschalter ist!«
    Es klickte, und der Raum wurde in mattes Licht getaucht, das von einer nackten Glühbirne an der Decke ausgesandt wurde. Katrin hielt die Luft an und sah sich um. Die Kammer war möbliert wie ein uraltes billiges Hotelzimmer. Ein kleiner, zweitüriger Schrank nahm die linke Wand ein, ihm gegenüber befand sich ein Tisch mit einem schlichten Holzstuhl, daneben war ein Waschbecken an der Wand befestigt, über dem ein angelaufener Spiegel hing. Unter dem Waschbecken sah Katrin einen hellblauen Metalleimer mit breitem Rand und Deckel, wohl eine Art Nachttopf. An der Rückwand der Kammer standen ein Bett und ein Nachttisch, auf dem ein paar Bücher lagen, als hätte erst kürzlich jemand in dem Raum gewohnt. Katrins Blick blieb an dem Bett haften. Es war nicht leer. Eine Gestalt lag darauf, klein, starr und bräunlich verfärbt. Sie hatte sich also nicht getäuscht. Was sie eben im Halbdunkel ausgemacht hatte, war noch da: eine Mumie.
    »Ach du Scheiße!« Manfred hatte die Gestalt ebenfalls entdeckt. »Das darf doch wohl nicht wahr sein.«
    Gemeinsam traten sie näher an das Bett heran. »Sieht genau aus wie die Mumien, die ich letztes Jahr im British Museum in London gesehen habe«, flüsterte Katrin.
    »Aber das ist bestimmt kein toter Pharao«, erwiderte Manfred ebenso leise.
    »Wer kann das sein?«, fragte Katrin. »Jemand aus deiner Familie? Ist da mal irgendwer verschwunden und nie wieder aufgetaucht?«
    Manfred schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste.«
    Katrin versuchte sich zu erinnern, was sie über Mumien gelernt hatte. Viel war es nicht. Sie wusste, dass Kälte und ein ständiger Luftzug die Mumifikation einer Leiche förderten, ebenso wie ein abgeschlossener Raum, in den keine Insekten eindringen konnten. »Sie muss schon ziemlich lang tot sein«, sagte sie nachdenklich. »So schnell mumifiziert eine Leiche nicht, oder?«
    »Sie?« Manfred sah sie an. »Wie kommst du darauf, dass es eine Frau ist?«
    »Ich weiß nicht, für mich sieht sie wie eine Frau aus.« Katrin betrachtete den toten Körper. »Ein junges Mädchen eher. Die Mumie ist doch höchstens ein Meter fünfzig groß.«
    »Das muss nichts heißen.« Manfred beugte sich vor und kniff die Augen zusammen. »Eine Leiche schrumpft beim Mumifizierungsprozess.« Er richtete sich wieder auf. »Von der Kleidung sind jedenfalls nur Fetzen übrig. Die hilft uns nicht weiter.«
    Katrin fröstelte. »Die Ärmste. Ich möchte wissen, warum sie in dieser geheimen Kammer lag. Warum niemand sie vermisst, niemand sie beerdigt hat.«
    Manfred legte ihr den Arm um die Schultern. »Wir sollten die Polizei rufen.« Er zog sein Handy aus der

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