Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
ihm wollen?
»Es geht um Ihren Großonkel, Marius Grauweiler. Er war doch Ihr Großonkel, oder?«
Manfred blickte sie verwundert an, und auch Katrin riss die Augen auf.
»Setzen Sie sich doch, Frau - ?«, sagte sie und deutete auf den freien Stuhl neben ihr.
»Alcott, Rosemary Alcott. Bitte nennen Sie mich Rose.«
»Katrin Sandmann.« Katrin schüttelte der Frau die Hand. »Möchten Sie einen Kaffee?«
»Nein danke. Ich hatte heute Morgen schon drei Tassen.« Rosemary lächelte. »Sehr freundlich von Ihnen. Ich möchte Ihre Zeit auch nicht zu lang in Anspruch nehmen, sicherlich haben Sie viel zu erledigen. Mein Beileid übrigens.«
»Danke, aber ich kannte meinen Onkel kaum.« Manfred musterte die Frau kritisch. Als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er sie auf Ende vierzig geschätzt, doch von Nahem sah sie deutlich jünger aus, eher so, als sei sie in Katrins Alter. Vermutlich lag seine Fehleinschätzung an der üppigen Figur und den geblümten Kleidern, die sie trug. »Kannten Sie Marius Grauweiler denn?«
Rosemary senkte den Blick. »Nein, leider nicht. Es geht auch eigentlich nicht um Marius, sondern um seine Schwester Angelika. Ich bin auf der Suche nach ihr.«
Manfred runzelte überrascht die Stirn. »Ich dachte, sie sei längst verstorben?«
»Das kann sein«, erwiderte Rosemary. Sie wirkte nervös. »Aber vielleicht können Sie mir ja etwas über sie erzählen. Ich wüsste gern, wo sie zuletzt lebte, ob sie Kinder hatte und wo ich diese finden könnte.«
»Ach ja?« Manfred fuhr sich durch das Haar. Ihn beschlich das ungute Gefühl, dass es etwas gab, was Rosemary ihm nicht erzählte, etwas Entscheidendes. »Darf ich fragen, warum Sie das wissen wollen? Was haben Sie mit meiner Familie zu schaffen?« Die Frage klang harscher als beabsichtigt, und er fing einen ärgerlichen Blick von Katrin auf.
»Entschuldigen Sie«, antwortete Rosemary. »Ich sollte vielleicht erklären, worum es geht.« Sie schwieg kurz, und Manfred kam der Gedanke, dass sie sich eine Geschichte zurechtlegte. »Ich bin Anwältin aus Boston. Ich suche im Auftrag einer Klientin nach einer Angehörigen. Eine Frau Klamm, Angelika Klamm, geborene Grauweiler, war der letzte Kontakt zu dieser Angehörigen. Deshalb beginne ich hier mit meiner Suche.«
»Und wie heißt die Angehörige, die Sie suchen?«, fragte Manfred argwöhnisch. Er glaubte dieser Rosemary Alcott kein Wort. Anwältin, das mochte stimmen, die sagten ja schon von Berufs wegen nie die Wahrheit.
Rosemary schüttelte bedauernd den Kopf. »Das darf ich Ihnen leider nicht sagen. Es ist vertraulich.«
Katrin schaltete sich ein. »Ich fürchte, hier in der Eifel kommen Sie nicht weiter, Rose. Angelika Grauweiler ist schon vor dem Krieg hier weggezogen. Ist es nicht so, Manfred?« Sie sah ihn auffordernd an. Offenbar teilte sie sein Misstrauen nicht. Das erstaunte ihn. Katrin hatte normalerweise einen guten Instinkt.
»Soviel ich weiß, hat sie mit ihrer Familie in Münster gelebt«, sagte er nach längerem Zögern. »Aber sie ist schon vor Jahrzehnten gestorben. Ich habe sie nie kennengelernt.«
Rosemary verzog das Gesicht. »So lang ist sie schon tot?«
»Soviel ich weiß, ja. Vielleicht stimmen Ihre Kontaktdaten ja nicht. Möglicherweise gibt es eine zweite Angelika Klamm irgendwo in Deutschland.«
Katrin legte behutsam ihre Hand auf Rosemarys Arm. »Möchten Sie uns nicht doch sagen, nach wem Sie suchen? Kann schließlich sein, dass wir den Namen schon einmal gehört haben.«
Die Amerikanerin sah Katrin nachdenklich an. Sie schien kurz davor, etwas sagen zu wollen. Doch dann erhob sie sich abrupt. »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit mir zu sprechen. Einen schönen Tag noch.«
*
»Ich sag doch, die schnüffelt herum!«, brüllte Dieter Mäder wütend ins Telefon. »Geht das nicht in deinen Schädel rein?«
»Und wenn es doch nur ein Zufall ist?« Die Stimme war so leise, dass er sie kaum verstehen konnte.
»Du willst es wohl nicht kapieren! Die Frau rennt hier rum und stellt blöde Fragen, sie war oben am Hof und hat durch sämtliche Fenster geglotzt. Was glaubst du denn? Dass sie eine Touristin ist, die zufällig einen Narren an unserem wunderschönen Dorf gefressen hat?« Mäders Stimme überschlug sich beinahe.
»Ich dachte ja nur.«
»Da gibt es nichts zu denken. Wir müssen etwas unternehmen.«
»Wie meinst du das?« Die Stimme klang erschrocken. Memme!
»Ich meine das genau so, wie ich es gesagt habe.«
»Ja, aber was
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