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Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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junges Mädchen, da bin ich ganz sicher. Aber es könnte doch sein, dass diese beiden Fälle trotzdem irgendwie zusammenhängen.«
    »Und wie?«
    »Keine Ahnung. Aber seltsam ist es schon, oder? Ein Mann verschwindet und wird nie wieder gesehen, dafür tauchen die sterblichen Überreste einer anderen Person auf, die offenbar nie jemand vermisst hat. Und in beiden Fällen spielt der Hof deines Onkels eine Rolle.«
    »Im Fall von David Freeman vermuten wir das nur«, warf Manfred ein. »Außerdem darfst du nicht vergessen, dass es sich bei der Mumie trotz allem um Johanna Grauweiler handeln kann.«
    »Und die Bücher?«
    »Vielleicht hat Onkel Marius den Verstand verloren und seiner toten Mutter die Romane vorgelesen.«
    Katrin starrte ihn an. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    Manfred hob die Schultern. »Wir reden von einem Mann, der siebzig Jahre lang allein auf einem einsamen Hof gelebt hat. Da kann ich mir ziemlich viel vorstellen.«

    *

    Rosemary Alcott hielt atemlos inne. Der Anstieg war steiler gewesen, als sie angenommen hatte. Dafür war der Blick wunderschön. Unter ihr lag der Grauweilerhof, dahinter, ein wenig tiefer, verstreuten sich die anderen Häuser von Kestenbach, in ihrer Mitte die kleine Kapelle im Ortskern. Auf einer Weide zu Rosemarys Linken grasten Kühe, knallgelber Löwenzahn sprenkelte die Wiesen. Die schmale Landstraße schlängelte sich vom Horizont her als graues Band zwischen den Häusern entlang und verschwand auf der anderen Seite des Ortes zwischen den Bäumen. Auf den Anhöhen rund um das Dorf erhob sich ein blaugrüner Nadelwald.
    Langsam kam Rosemary wieder zu Atem. Sie fischte das Handy aus ihrer Handtasche und machte ein paar Fotos. Wenn sie ansonsten mit leeren Händen zurückkehren musste, konnte sie ihrer Mutter und Tante May wenigstens die Bilder zeigen. Gerade als sie das Telefon zurück in die Tasche stecken wollte, klingelte es. Eine Nummer aus Deutschland. Sie meldete sich.
    »Mrs. Alcott? Hier ist Petra Klamm. Sie haben versucht, mich zu erreichen?«
    »Ja«, antwortete Rosemary erfreut. Sie hatte nicht mehr damit gerechnet, dass die Frau sie zurückrufen würde. »Es gibt da ein paar Dinge, die ich Sie gern fragen würde. Am liebsten persönlich, nicht am Telefon.«
    »Dann kommen Sie doch vorbei. Wann passt es Ihnen? Morgen Nachmittag vielleicht? Ich habe um vier Uhr Feierabend.«
    »Das wäre wunderbar. Wo sollen wir uns treffen?«
    »Kennen Sie sich aus in Münster?«
    »Leider nein.«
    »Okay.« Die Frau am anderen Ende schien zu überlegen. »Am besten kommen Sie um halb fünf ins ›Pablo‹, das ist das Café, das zum Picasso Museum gehört. Es liegt in einem Einkaufszentrum und ist leicht zu finden.«
    Rosemary bedankte sich und legte auf. Nachdenklich machte sie sich an den Abstieg. Am Morgen hatte sie von Ferne bei der Beerdigung zugesehen, doch die Person, nach der sie suchte, war nicht unter den Trauernden gewesen. Sie zog den vergilbten Brief hervor und las zum wiederholten Mal die wenigen Zeilen, die ihr einziger Anhaltspunkt waren. Jagte sie ein Phantom? Seufzend steckte sie den Brief zurück und ging weiter. Sie würde nach Münster fahren und nach dem Gespräch mit dieser Petra Klamm ihre Suche fortsetzen. Sie hatte ja gerade erst angefangen. Sie musste Geduld haben. Schließlich war es verständlich, dass die Menschen hier einer Fremden nicht gleich vertrauten. Diese alte Frau, Anna Henk, schien einiges zu wissen. Auch wenn sie ein wenig verwirrt wirkte. Wenn sie aus Münster zurückkam, würde sie ihr einen weiteren Besuch abstatten, sie würde Kuchen mitbringen, wie das in Deutschland offenbar üblich war, und ein bisschen mit ihr plaudern.
    Rosemary erreichte die schmale Straße, an der der Grauweilerhof lag. Ein einzelner Wagen parkte neben der Scheune. Er sah alt und staubig aus, als würde er selten gefahren, doch Rosemary war sich sicher, dass er noch nicht dort gestanden hatte, als sie vor einer halben Stunde an dem Hof vorbeigekommen war.
    Unwillkürlich beschleunigte sie ihre Schritte. Gerade als die das Hoftor passierte, wurde der Motor gestartet. Zufall, sagte Rosemary sich. Kein Grund, in Panik zu geraten. Betont gelassen lief sie weiter. An der Weggabelung ein Stück unterhalb konnte sie schon ihren kleinen roten Mietwagen sehen. Nur noch wenige hundert Meter, dann hatte sie es geschafft.
    Da heulte hinter ihr der Motor auf. Rosemary erschrak. Sie rannte los, so schnell es ihr in den hochhackigen Großstadtschuhen möglich war.

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