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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Brunnen tauchen, genau das ist nötig. Wenn ich dran denke, was Porterhouse mal war, und dann sehe, was draus geworden ist, kommt mir die Galle hoch! Überall das gleiche im ganzen verdammten Land. Neger lassen sie rein, aber anständige Weiße nicht. Verweichlichung, das ist es. Weiche Birne, schlaffer Körper.« Erschöpft von seiner Verurteilung der Neuzeit, sank Sir Cathcart in seinen Sessel zurück. Innerlich mußte Skullion lächeln. Genau so eine Tirade hatte er hören wollen. Sir Cathcart sprach mit einer Autorität, die Skullion zwar nie selbst aufbringen konnte, die aber seiner eigenen Unerbittlichkeit neue Flügel verlieh.
    »Sagt, er will aus Porterhouse ein offenes College machen«, erklärte Skullion, um frische Kohlen auf die Wut des Generals zu schütten.
    »Offenes College?« Sir Cathcart biß an. »Offen? Was zum Teufel meint er denn damit? Ist schon offen genug. Schließlich treibt sich bereits der halbe Abschaum der Menschheit dort rum.«
    »Ich glaube, er meint mehr Stipendiaten«, sagte Skullion. Sir Cathcart schäumte noch ein Ideechen mehr. »Stipendiaten? Das ist es doch, was unsere Welt zugrunde richtet, Gelehrsamkeit! Laufen zu viele verdammte Intellektuelle herum, die glauben, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen. Akademische Bildung, lachhaft! Mit Denken kann man keinen Krieg gewinnen. Mit Denken leitet man keine Fabrik. So was erfordert Mumm, Schweiß und knüppelharte Arbeit. Wenn’s nach mir ginge, würde ich jeden einzelnen verdammten Wissenschaftler aus dem College schmeißen und ein paar Sportler aussuchen, die den Laden auf Vordermann bringen. Man könnte auf die Idee kommen, die Uni wäre eine Art Schule. Zu meiner Zeit sind wir nicht auf die Uni gegangen, um was zu lernen, sondern um den ganzen verfluchten albernen Mist zu vergessen, mit dem sie uns auf der Schule vollgestopft hatten. Bei Gott, Skullion, eins sag’ ich Ihnen: Ein Mann kann zwischen den Schenkeln einer guten Frau mehr lernen, als er je wissen muß. Dieses Stipendienunwesen ist eine Verschwendung von Zeit und öffentlichen Geldern. Mehr noch, es ist ungerecht.«
    Von seinem Ausbruch erschöpft, starrte Sir Cathcart wütend ins Feuer.
    »Was hat Fairbrother gesagt?« fragte er schließlich. »Der Dekan, Sir? Dem gefällt es genausowenig wie Ihnen, Sir«, antwortete Skullion, »aber er ist nicht mehr so jung wie früher, Sir.«
    »Das will ich gern glauben«, pflichtete Sir Cathcart bei.
    »Darum wollte ich Sie informieren, Sir«, fuhr Skullion fort. »Ich dachte, Sie wüßten, was zu tun ist.« Sir Cathcart erstarrte. »Tun? Wüßte nicht, was ich tun könnte. Natürlich schreibe ich dem Rektor, doch heutzutage habe ich keinen Einfluß mehr im College.«
    »Aber außerhalb, Sir«, versicherte ihm Skullion. »Nun, schon möglich«, pflichtete Sir Cathcart bei. »Also gut, mal sehen, was sich machen läßt. Halten Sie mich auf dem laufenden, Skullion.«
    »Jawohl, Sir. Danke sehr, Sir.«
    »Der Koch soll Ihnen noch einen Schluck Tee geben, bevor Sie gehen«, sagte Sir Cathcart, und Skullion trug seinen Stuhl in die Küche zurück. Zwanzig Minuten später radelte er, geistig erfrischt, die Auffahrt hinunter. Sir Cathcart würde dafür sorgen, daß es zu keinen neuen Veränderungen kam. Sein Einfluß reichte hoch hinauf. Nur über eins grübelte Skullion auf dem Nachhauseweg nach: Sir Cathcart hatte etwas gesagt von zwischen den Schenkeln einer guten Frau mehr lernen als ... dabei hatte Sir Cathcart nie geheiratet. Skullion fragte sich, wie ein lediger Mann zwischen die Schenkel einer guten Frau geraten konnte.
    Sein Gespräch mit dem Obertutor war für Zipser so peinlich gewesen, daß er mit den Nerven völlig am Ende war. Sein Versuch, die Beschaffenheit seines Zwanges zu schildern, war nicht ganz reibungslos vonstatten gegangen. Der Obertutor hatte ständig mit dem kleinen Finger in seinem Ohr gebohrt und während Zipsers Auslassungen die Fingerspitze gemustert, wenn er sie wieder herausgezogen hatte, als mache er eine wächserne Ablagerung für die obszönen Informationen verantwortlich, die sein Gehirn erreichten. Als er schließlich einsah, daß seine Ohren ihn nicht trogen und Zipser tatsächlich bekannte, er fühle sich zu seiner Aufwartefrau hingezogen, hatte er gemurmelt, der Kaplan erwarte Zipser am Nachmittag zum Tee, und falls ihm das nicht weiterhelfe, wisse unter Umständen ein guter Psychiater Rat. Zipser war mit hängendem Kopf gegangen und hatte am frühen Nachmittag vergeblich versucht,

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