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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Schatzmeister.
    »Uns bleibt absolut nichts anderes übrig«, bestätigte der Dekan.
    »Und wenn der Rektor sich weigert, seinen Rücktritt zurückzunehmen?« fragte der Prälektor.
    »Dafür gibt es nicht den geringsten Grund«, sagte der Dekan. »Ich schlage vor, daß wir jetzt geschlossen zum Haus des Rektors gehen und ihn bitten, es sich noch einmal zu überlegen.«
    »Geschlossen? Ist das wirklich klug? Würde es nicht ... ziemlich ... nun ja ... unterwürfig aussehen?« meinte der Obertutor skeptisch.
    »Es ist wohl kaum der richtige Zeitpunkt, sich über den äußeren Schein den Kopf zu zerbrechen«, befand der Dekan.
    »Mich interessieren nur Resultate. Kleinbeigeben, das haben Sie gesagt. Na schön, wenn Sir Godber will, daß wir kleinbeigeben, damit er seine Drohung zurückzieht, das kann er haben. Ich werde dafür sorgen, daß später er kleinbeigibt. Außerdem soll er nicht glauben, wir wären auch nur im mindesten gespalten.« Er starrte den Schatzmeister durchdringend an. »In Krisenzeiten ist es lebensnotwendig, als geschlossene Einheit aufzutreten. Sind Sie nicht auch dieser Meinung, Schatzmeister? «
    »Aber ja. Unbedingt, Herr Dekan«, versicherte der Schatzmeister.
    »Sehr schön, dann wollen wir mal«, sagte der Dekan und verließ den Sitzungsraum als erster. Die Fellows marschierten hinter ihm in die Kälte hinaus.
    Als Skullion ihre Schritte auf dem Fußboden über seinem Kopf hörte, kletterte er von dem Stuhl, auf dem er gestanden hatte. Es war heiß in dem Kesselraum, heiß und staubig, eine trockene Hitze, die in seiner Nase geprickelt und es ihm schwergemacht hatte, nicht zu niesen, während er auf dem Stuhl gestanden, sein Ohr gegen ein Rohr gepreßt und den wutentbrannten Stimmen aus dem Ratszimmer gelauscht hatte. Er klopfte den Staub von seinem Ärmel, breitete eine alte Zeitung über die Sitzfläche des Stuhls und nahm Platz. Ausgerechnet jetzt beim Verlassen des Kesselraums gesehen zu werden, war nicht empfehlenswert; außerdem wollte er nachdenken.
    Die Zentralheizungsrohre waren nicht die allerbesten Leiter von Gesprächen, sondern neigten dazu, an wichtigen Stellen eigenmächtig dazwischenzugurgeln; doch Skullion hatte genug gehört, um verunsichert zu sein. Die Rücktrittsdrohung des Rektors hatte er begeistert aufgenommen, das später folgende dicke Ende ähnlich entsetzt wie die Fellows registriert. Seine Gedanken rasten zu seinen Schützlingen und der Gefahr, die die von Sir Godber angedrohte öffentliche Bloßstellung für sie bedeuten würde. Sir Cathcart mußte sofort von dieser neuen Gefahr erfahren – doch andererseits hatte der Dekan einen eigenen Lösungsvorschlag unterbreitet, und Skullion wurde bei dem Gedanken an den alten Mann richtig warm ums Herz. »Ist immer noch Schwung in dem alten Herrn«, hatte er gedacht und bei der Vorstellung kichern müssen, daß Sir Godber seinen Rücktritt widerrief, nur um hinterher zu erfahren, daß man ihn überlistet hatte. Mächtige Verbündete, hatte der Dekan gesagt, und Skullion fragte sich, ob der alte Mann überhaupt wußte, wie mächtig einige dieser Verbündeten waren oder wie bedrohlich die Enthüllung des Rektors für sie werden könnte. Kabinettsminister gehörten zu Skullions Schützlingen, Kabinettsminister, leitende Beamte, Direktoren der Bank von England, wirklich bedeutende Persönlichkeiten. Langsam dämmerte Skullion, daß der Rektor sich in einer stärkeren Position befand, als er ahnte. Eine Überprüfung der Studienlaufbahn so vieler Männer des öffentlichen Lebens hätte entsetzliche Konsequenzen, und die mächtigen Verbündeten, die dem Dekan offenbar vorschwebten, würden den vom Rektor geplanten Veränderungen in Porterhouse wohl kaum mehr als symbolischen Widerstand leisten, wenn die Alternative ein landesweiter Skandal war, in dem sie die Hauptrollen spielten. Der Dekan war also doch auf dem Holzweg, und Skullions verfrühter Optimismus machte einer tiefen Traurigkeit Platz. Wenn es so weiterging, würde es noch vor Ende des Jahres Frauen in Porterhouse geben, eine Aussicht, die ihn in Rage brachte. »Nur über meine Leiche«, murmelte er finster und grübelte über Mittel und Wege nach, wie sich Sir Godbers Pläne vereiteln ließen.

Kapitel 8
    Zipser war betrunken. Acht große Bitterbier, jedes in einer anderen Kneipe getrunken, hatten seine Lebensgeister geweckt. Die Fesseln seiner sexuellen Zwangsvorstellungen waren einer fröhlichen, großzügigen und aufgeschlossenen Gemütsruhe gewichen. Gut, seit

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