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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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muß ihn aufhalten«, gurgelte er.
    Der Obertutor nickte verständnisvoll. »Wir haben kaum eine andere Wahl.«
    »Aber wie?« fragte der Schatzmeister in dem verzweifelten Versuch, das Wissen zu verdrängen, daß er den Rektor unbeabsichtigt mit den Informationen versorgt hatte, die dieser jetzt zu enthüllen drohte. Sollten die anderen Fellows je dahinterkommen, wer Sir Godber mit diesem Erpressungsmaterial versorgt hatte, würden sie ihm, dem Schatzmeister, das Leben zur Hölle machen. »Der Rektor muß um jeden Preis zum Bleiben überredet werden«, stellte der Obertutor fest. »Wir können uns den Skandal ganz einfach nicht leisten, den die Veröffentlichung seines Rücktrittsgesuches verursachen würde.« Der Prälektor sah ihn strafend an. »Wir?« fragte er. »Ich bitte doch sehr darum, nicht mit den für diese beschämende Enthüllung Verantwortlichen in einen Topf geworfen zu werden.«
    »Was wollen Sie damit unterstellen?« fragte der Obertutor. »Man sollte meinen, das läge auf der Hand«, sagte der Prälektor. »Die meisten von uns hatten weder mit der Verwaltung der Collegefinanzen noch mit dem Zulassungsverfahren etwas zu tun. Man kann uns nicht für Dinge verantwortlich machen, die ...«
    »Wir sind alle für die College-Politik verantwortlich«, schrie der Obertutor.
    »Sie sind für die Zulassung verantwortlich«, schrie der Prälektor zurück. »Sie sind für die Auswahl der Kandidaten verantwortlich. Sie sind ...«
    »Gentlemen«, warf der Schatzmeister ein, »wir wollen uns doch nicht über individuelle Verantwortlichkeiten zanken. Als Ratsmitglieder sind wir alle für die Collegeleitung verantwortlich.«
    »Einige von uns sind verantwortlicher als andere«, betonte der Prälektor.
    »Und wir alle werden die Schuld für die Fehler der Vergangenheit auf uns nehmen«, fuhr der Schatzmeister fort. »Fehler? Wer hat hier was von Fehlern gesagt?« wollte der kurzatmige Dekan wissen.
    »Ich denke, daß in Anbetracht der Ausführungen des Rektors ...«, setzte der Obertutor an.
    »Der Teufel soll den Rektor holen«, fauchte der Dekan und rappelte sich auf. »Scheiß auf den Mann. Reden wir nicht mehr über unsere Fehler. Ich sagte, man muß ihn aufhalten, aber doch nicht, daß wir vor dem Schwein kapitulieren sollen.« Er watschelte zum Kopfende des Tisches, korpulent, kriegerisch und dickköpfig wie eine dunkelrote Kröte und, was Klimaänderungen betraf, genauso unverwüstlich. Angesichts der wiederbelebten Verbissenheit seines Kollegen zögerte der Obertutor. »Aber ...«, begann er.
    Der Dekan erhob ruhegebietend eine Hand. »Man muß ihn aufhalten«, sagte er. »Vorläufig müssen wir seine Vorschläge vielleicht annehmen, aber nur vorläufig. Vorübergehend müssen wir uns einer Verzögerungstaktik bedienen, aber nur vorübergehend.«
    »Und dann?« fragte der Obertutor.
    »Wir müssen Zeit gewinnen«, fuhr der Dekan fort. »Zeit, damit Sir Godber beeinflußt werden kann, und Zeit, damit seine eigene Karriere mit der gleichen Gründlichkeit überprüft werden kann, die er auf die Gebräuche und Traditionen des Colleges verwandt hat. Niemand, der so lange wie Sir Godber Evans im öffentlichen Leben gestanden hat, ist fehlerfrei. Unsere Aufgabe lautet, das Ausmaß seiner Schwächen aufzudecken.«
    »Wollen Sie damit sagen, wir sollten ...«, begann der Prälektor.
    »Ich will damit sagen, daß der Rektor verwundbar ist«, fuhr der Dekan fort, »daß er korrupt ist und von den maßgeblichen Stellen beeinflußt werden kann. Die Taktik, die er heute nachmittag angewandt hat, diese Erpressung, ist symptomatisch für die Unredlichkeit, die ich meine. Und wir wollen nicht vergessen, daß wir einflußreiche Freunde haben.« Der Obertutor runzelte die Stirn und nickte. »Richtig. Sehr richtig, Dekan.«
    »Jawohl, Porterhouse kann mit Fug und Recht behaupten, bedeutende Männer hervorgebracht zu haben. Der Rektor mag unseren Protest zwar auf die leichte Schulter nehmen, doch wir haben mächtige Verbündete«, sagte der Dekan. »Und in der Zwischenzeit müssen wir klein beigeben und den Rektor bitten, er möge seinen Rücktritt angesichts der Tatsache, daß wir die vorgeschlagenen Veränderungen akzeptieren, noch einmal überdenken?« fragte der Obertutor. »So ist es.« Der Dekan sah sich nach Anzeichen von Unschlüssigkeit bei den Fellows um. »Hat jemand Zweifel, die Weisheit des von mir vorgeschlagenen Kurses betreffend?« fragte er.
    »Anscheinend bleibt uns kaum etwas anderes übrig«, sagte der

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