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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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dem Haarschneiden war er so gut wie kahl und würde sein Leben lang an einer Abneigung gegen Friseure leiden, doch seine Augen glänzten, seine Wangen sahen frischer und rosiger aus, und er war in der richtigen Stimmung, um durch ein Spalier von hundert Hausfrauen in den besten Jahren Spießruten zu laufen oder auf der Suche nach der unbefleckten Empfängnisverhütung das Mißfallen von ebensoviel Drogisten zu erregen. Jedenfalls hatte ihn ein Gedankenblitz der Notwendigkeit enthoben, seine Bedürfnisse publik zu machen. Als er nämlich nach seinem zweiten Haarschnitt durch die Sidney Street schlenderte, war ihm plötzlich eingefallen, wie er einmal auf einer Kneipentoilette in Bermondsey einen Kondomautomaten gesehen hatte; nun war Bermondsey zwar etwas zu weit entfernt, um es aus Gründen diskreter Anonymität aufzusuchen, doch ihm kam der Gedanke, daß die Kneipen in Cambridge sicherlich ähnlich fortschrittliche Installationen für Liebespaare, die es eilig haben, bereithielten. Er betrat die erstbeste Kneipe und bestellte einen Halben. Zehn Minuten später verließ er diese Kneipe mit leeren Händen und suchte die nächste auf, wo er ebenso enttäuscht wurde. Als er sechs Kneipen besucht und sechs große Glas Bitter getrunken hatte, war er nicht mehr in der Verfassung, die Zapfer auf ihren mangelnden Service hinzuweisen. In der siebten Kneipe wurde er fündig. Während er wartete, bis zwei ältere Herrschaften ihre Pißorgie beendeten, klimperte Zipser mit seinem Kleingeld und warf zwei Münzen in den Automaten. Gerade wollte er an dem Griff ziehen, als ein Student hereinkam. Zipser ging nach draußen und trank seinen siebten Halben aus, ohne seinen Adlerblick von der Tür zum Herrenklo zu wenden. Zwei Minuten später zog er wieder am Griff– ohne Erfolg. Er zog und schob, doch der Automat funktionierte nicht automatisch. Zipser spähte in den Geldrückgabeschlitz und entdeckte, daß dieser leer war. Schließlich warf er noch zwei Münzen ein und zog wieder am Griff. Diesmal fiel sein Geld in den Schlitz, und Zipser nahm es heraus und betrachtete es. Das verfluchte Gerät war leer. Zipser ging zurück an die Bar und bestellte den achten Halben. »Der Automat auf der Toilette«, sagte er in verschwörerischem Ton zu dem Barkeeper. »Was ist damit?« fragte der Barkeeper.
    »Er ist leer«, sagte Zipser.
    »Stimmt«, sagte der Barkeeper. »Der ist dauernd leer.«
    »Tja, es steckt aber Geld von mir drin.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Doch, ich sag’s.«
    »Ein Gin Tonic«, sagte ein Mann mit Schnurrbart neben Zipser.
    »Ist unterwegs«, sagte der Barkeeper. Zipser schlürfte sein Bier, während der Barkeeper Gin und Tonic in ein Glas schüttete. Als der schnurrbärtige Mann sich endlich samt seinem Drink an einen Fenstertisch verzogen hatte, kam Zipser wieder auf das Thema »defekte Automaten« zurück. Allmählich wurde er ungehalten.
    »Was werden Sie wegen meines Geldes unternehmen?« fragte er.
    Der Barkeeper musterte ihn argwöhnisch. »Woher soll ich wissen, daß du welches reingesteckt hast?« fragte er. »Woher soll ich wissen, daß du hier keinen Schwindel abziehst?«
    Zipser dachte über diese Frage nach.
    »Wüßte nicht, wie ich das anstellen sollte«, sagte er schließlich. »Ich hab’s doch nicht mehr.«
    »Sehr witzig«, fand der Barkeeper. »Wenn du dich wegen dem Automaten beschweren willst, dann gefälligst beim Aufsteller.« Er langte unter den Tresen, holte eine Karte hervor und reichte sie Zipser. »Geh hin und erzähl ihnen deine Probleme. Die bestücken die Automaten, nicht ich. Alles klar?« Zipser nickte, und der Mann ging ans andere Ende der Theke, um einen Gast zu bedienen. Zipser steckte die Karte ein und machte sich auf den Weg. Die Lieferfirma fand er in der Mill Road. Hinter dem Ladentisch stand ein junger Mann mit Bart. Zipser trat ein und legte die Karte vor ihn hin. »Ich komme vom ›Einhorn‹«, sagte er. »Der Automat ist leer.«
    »Schon wieder?« sagte der Mann. »Keine Ahnung, was dort los ist, die gehen weg wie warme Semmeln.«
    »Ich möchte ...«, begann Zipser mit belegter Stimme, doch der junge Mann war schon in einem Hinterzimmer verschwunden. Zipser fühlte sich inzwischen regelrecht angeheitert. Er versuchte dahinterzukommen, aus welchem kühlen Grund er mit einem bärtigen jungen Mann in einem Büro in der Mill Road über den Engroseinkauf von Präservativen plauderte.
    »Das hätten wir. Zwei Gros. Hier unterschreiben«, sagte der Angestellte, als er von hinten

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