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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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waren. In weit geöffneten Truhen funkelten bunte Edelsteine sowie antike und auf Hochglanz polierte Münzen. Das Glitzern des Kristalllüsters spiegelte sich auf dem geölten Holzboden und warf den Raum in glänzendes Licht.
    Mittelpunkt des Ganzen war ein Thron auf einer steinernen Empore, die Sitzfläche ausgeschlagen mit Tierfellen. Der Gesichtsausdruck der darauf sitzenden Frau machte deutlich, wie sehr sie es genoss, dass Suzanna staunend von links nach rechts sah. Die Dame war eitel, sie aalte sich regelrecht im Leuchten ihrer Kostbarkeiten. Ihr Alter zu schätzen war unmöglich. Sie sah aus wie zwanzig, aber ihre blassgrauen Augen wirkten alt wie Steine aus vergangenen Zeiten.
    „Es ist lange her, dass ich um Audienz gebeten wurde“, sagte sie.
    Ihre Stimme klang, wie es sich anfühlt, mit nackter Haut über eine geriffelte Oberfläche zu reiben. Irgendwo zwischen angenehm und schmerzhaft. Suzanna wusste darauf weder zu reagieren noch wie sie weiter vorgehen sollte. Welche Erwartungen die Dame wohl an sie stellte? Sie rang sich einen Knicks ab.
    „Ich bin dankbar, dass Sie mich empfangen“, sagte sie fest. „Ich brauche Ihre Hilfe.“
    Die andere gab ihre herrschaftliche Haltung auf, legte ein Bein über die Armlehne des Throns und machte es sich bequem. Dabei zeigte sie, was sie unter ihrem Kleid trug - nämlich nichts.
    „Setz dich und erzähle deine Geschichte“, wies sie an und zeigte auf den Boden zu ihren Füßen.
    Suzanna gehorchte und ließ sich auf der Stufe nieder, die auf die Empore führte. Und sie erzählte.
    Lady Cara beließ es nicht bei einer kurzen Berichterstattung über das Entscheidende – die Sorge um Brandon. Sie wollte alles im Detail erfahren. Wer Suzanna war, woher sie kam, warum sie hier war und was sie vorhatte. Sie fragte mehrmals nach, wie Brandon auf sie zugegangen war, welchen Eindruck er auf sie machte und was sie von ihm wusste. Suzanna beließ es bei kurzen Worten. Er habe sie gebeten, das Haus zu verlassen, erzählte sie und verschwieg alles andere.
    In Lady Caras Miene regte sich nichts als Neugierde. Wenn sie besorgt war, ließ sie es sich nicht anmerken. „Warum kümmert er dich?“, fragte sie abschließend.
    Suzanna suchte einen Moment zu lange nach der Antwort und spürte, wie ihr prickelnd die Röte ins Gesicht schoss. Sie wandte den Kopf ab, aber der Hauch von Amüsement um den Mund der anderen Frau entging ihr nicht.
    „Hat er dich gefickt?“, flüsterte Lady Cara.
    Suzanna wusste im gleichen Moment, dass sie es abstreiten musste. Cara bedeutete ihr kostbarer Besitz viel, und in ihren Augen stand geschrieben, dass auch Brandon zu diesen Schätzen zählte. Sie war wie der Drache auf der Truhe voll Gold. Klug und weise. Aber voller Grausamkeit, wenn man ihm auch nur eine läppische Münze streitig machte. Suzanna erinnerte sich an Liz’ Rat. Der wichtigste. Der, den sie einem Mantra gleich wiederholt hatten, lautete: Respektiere und überrasche sie.
    „Nein“, sagte Suzanna und begutachtete ihre Fingernägel, in der Hoffnung, Lady Cara würde nicht merken, wie peinlich ihr dieses Gespräch war. „Ich habe seinen Schwanz gelutscht, das war fast schon alles.“
    Für zweieinhalb Sekunden war es still, dann lachte die Sídhe laut auf. „Tatsächlich. Nun, das macht die Sache spannend. Du erwartest von mir, dass ich den Schwanz rette, den du gelutscht hast. Das gefällt mir. Komm näher.“
    Suzanna wandte sich ihr zu. Cara hatte sich noch tiefer in den Thron sinken lassen, rekelte sich dort, sodass der Saum ihres Kleides immer höher rutschte. Auf ihren Lippen ruhte ein berechnendes Lächeln.
    „Dir wird bewusst sein, dass ich diesen Schwanz nicht umsonst für dich aus dem Dreck ziehe, in dem er steckt.“
    Suzanna musste schlucken, aber es ging nicht. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie hatte gehofft, Brandonkönne auf Loyalität unter seinesgleichen bauen. War er dieser Sídhefürstin egal?
    „Er bedeutet Ihnen also nichts?“, fragte sie.
    Caras Lachen klang falsch und hohl. „Ich fürchte, dass ich ihn abschreiben kann. Das ist bedauerlich, sehr bedauerlich. Aber es gibt Dinge, denen kann nicht einmal ich etwas entgegensetzen.“
    „Was … was wollen Sie damit sagen? Ist er …“ Suzanna wurde so flau im Magen, dass sie dankbar sein musste, zuvor nichts runterbekommen zu haben. Es käme spätestens jetzt retour.
    „Nein, tot ist er nicht“, erwiderte Cara. Ein Hauch von Regung in ihren Zügen ließ erahnen, dass dies sie erleichterte.
    Oder

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