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Schwangerschaft ist keine Krankheit

Schwangerschaft ist keine Krankheit

Titel: Schwangerschaft ist keine Krankheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jael Backe
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für einen Schwangerschaftsdiabetes: Wenn Sie starkes Übergewicht haben oder es in Ihrer Verwandtschaft Personen mit Diabetes mellitus gibt, neigen Sie zur Entwicklung dieser Krankheit. Auch falls Sie bereits in vorangehenden Schwangerschaften einen Schwangerschaftsdiabetes hatten, besteht ein größeres Risiko.
    In Deutschland wurde im Jahr 2010 bei 3,7 Prozent der Schwangeren – das entspricht 24 000 Schwangeren – ein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt.
    Warum ist das so wichtig? Laut Angaben des Gemeinsamen Bundesausschusses vom 15. Dezember 2011 sind Kinder von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes bei Geburt schwerer als bei Frauen mit normalem Zuckerstoffwechsel. Dies kann bei der Geburt zu einer Komplikation führen, die von Geburtshelfern als Schulterdystokie bezeichnet wird. Dabei kommt es nach der Geburt des Kopfes zu einer falschen Einstellung der kindlichen Schultern im Geburtskanal. Die Geburt in ihrer letzten Phase verzögert sich. Die Schulterdystokie ist ein geburtshilflicher Notfall, denn es droht Sauerstoffmangel beim Baby. Dieser Zwischenfall ereignet sich in 0,2 bis 3 Prozent aller Geburten und erfordert sofortiges Handeln der Geburtshelfer.
    Laut aktuellen Daten tritt die Schulterdystokie seltener auf, wenn ein bestehender Schwangerschaftsdiabetes behandelt wird: Ohne Behandlung kommt es bei drei bis vier von 100 Frauen zu einer Schulterdystokie. Mit Behandlung der erhöhten mütterlichen Zuckerwerte sind es hingegen »nur« eine bis zwei von 100 Geburten.
    Zudem steigt angeblich bei Vorliegen eines Schwangerschaftsdiabetes das Risiko für eine sogenannte »Schwangerschaftsvergiftung« (Präeklampsie) der werdenden Mutter.
Der Blutzuckerbelastungstest in den Mutterschafts-Richtlinien
    Bislang wird im Rahmen der Schwangerenvorsorge nicht gezielt nach erhöhten Blutzuckerwerten gesucht. Laut Mutterschafts-Richtlinien werden Sie nur mittels Urinteststreifen auf das Vorliegen von Zucker im Urin getestet. Wie bereits im ersten Kapitel dieses Buches angesprochen, sind diese Urinteststreifen allerdings in ihrer Aussagekraft vollkommen unzureichend und insgesamt nicht aussagekräftig.
    Ein besseres Testverfahren stellt der sogenannte Blutzuckerbelastungstest dar. Dieser ist bislang in der Regel keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Viele schwangere Frauen haben ihn deswegen bisher aus eigener Tasche bezahlt.
    Von Fachgesellschaften wird seit vielen Jahren die Einführung einer Reihenuntersuchung aller Schwangeren auf das Vorliegen eines Gestationsdiabetes gefordert. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat die aktuellen Studien zum Thema analysiert und daraufhin am 15. Dezember 2011 beschlossen, dass der Test auf Schwangerschaftsdiabetes eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen werden soll. Diese Forderung soll im Laufe des Jahres 2012 umgesetzt werden.
    Zukünftig wird es einen Vortest geben, der orientierend nach Auffälligkeiten der Blutzuckerwerte fahndet. Bei positiver Testung wird dann der ausführliche Blutzuckerbelastungstest durchgeführt. Er umfasst drei Blutzucker-messungen, einmal im Nüchternzustand und dann nochmals jeweils eine und zwei Stunden nach einer Testmahlzeit. Der Test findet zwischen der 24. und der 27. Schwangerschaftswoche statt.
Was, wenn erhöhte Werte festgestellt werden?
    Es wurden Grenzwerte festgelegt, oberhalb derer man von einer Zuckerstoffwechselstörung ausgeht. Wenn ein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt wird, erhalten Sie eine Ernährungsberatung und müssen Ihre Ernährung umstellen. Außerdem müssen Sie auf vermehrte körperliche Bewegung achten. Zur Unterstützung der ärztlichen Beratung gibt es ein Merkblatt mit dem Titel »Ich bin schwanger. Warum wird allen schwangeren Frauen ein Test auf Schwangerschaftsdiabetes angeboten?« Laut Merkblatt benötigen nur wenige Frauen eine Behandlung mit Insulinspritzen.
    Hatten Sie einen Gestationsdiabetes, wird Ihnen nach der Geburt zu einem erneuten Blutzuckerbelastungstest geraten, um sicherzugehen, dass die Blutzuckerwerte sich wieder normalisiert haben. Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes hatten, neigen im späteren Leben zur Entwicklung eines Typ-II-Diabetes.
Fallbeispiel: Andrea B., 33 Jahre
    Andrea B. erwartete ihr drittes Kind. In den ersten beiden Schwangerschaften war alles gut gegangen. Sie hat eine gesunde fünfjährige Tochter und einen gesunden dreijährigen Sohn.

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