Schwangerschaft ist keine Krankheit
Zeit zur »Fehlprogrammierung«, treten im späteren Leben des Kindes mit groÃer Wahrscheinlichkeit bestimmte Erkrankungen auf.
Durch Ihr Verhalten, Ihren Lebensstil und Ihre Gewohnheiten haben Sie also einen groÃen Einfluss darauf, ob Sie den Stoffwechsel Ihres Babys lebenslang günstig oder ungünstig prägen.
Fazit: Bereits in der Gebärmutter entscheidet sich, ob Ihr Kind in seinem späteren Leben wahrscheinlich einmal Ãbergewicht, hohen Blutzucker, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder psychische Erkrankungen entwickeln wird. Das bedeutet eine ganz groÃe Chance und eine ebenso groÃe Verantwortung für Sie. Früher hieà es: »Der Mensch ist, was er isst.« Heute gilt â wie Peter Spork in seinem Buch Der zweite Code schreibt: »Wir sind, was unsere Mutter gegessen hat.« (Spork 2011)
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Warum übergewichtige Mütter später übergewichtige Kinder bekommen
Ein Drittel aller Schwangeren ist derzeit übergewichtig. Bereits seit 30 Jahren ist diese steigende Tendenz zum Ãbergewicht zu beobachten. Die durchÂschnittliche Gewichtszunahme einer Schwangeren ist in Deutschland in den vergangenen zwei Jahrzehnten um mehr als 2 Kilogramm angestiegen. Auch das Geburtsgewicht der Neugeborenen steigt kontinuierlich an.
Diese Entwicklung erklärt sich nicht allein aus erblichen Faktoren. Es ist eine Erkenntnis der Epigenetik, dass das Gewicht der Mutter, das GeÂburtsÂgewicht des Babys und ein späteres Ãbergewicht dieses Kindes im Erwachsenenalter in einem direkten Zusammenhang stehen. Kinder von Frauen mit starkem Ãbergewicht haben doppelt so häufig ein Geburtsgewicht von mehr als 4000 bis mehr als 4500 Gramm wie Kinder schlanker Frauen; bei extrem übergewichtigen Frauen verdreifacht sich dieses Risiko sogar. Durch das mütterliche Ãbergewicht kommt es zu einer vorgeburtlichen »Fehlprogrammierung« kindlicher Stoffwechselprozesse und damit zu einer Weichenstellung, die lebenslang bestehen bleibt. Die Einflüsse auf das Ungeborene im Mutterleib sind sogar prägender als die erbliche Veranlagung, die das Baby in sich trägt.
Ein vorhandenes Ãbergewicht â und das ist nicht zu verwechseln mit dem in Kapitel 4 behandelten Schwangerschaftsdiabetes â bedeutet ein wirkliches Risiko für die Mutter: In der Schwangerschaft hat sie ein höheres Risiko, einen Schwangerschaftsdiabetes oder eine sogenannte Präeklampsie zu entwickeln (siehe Kapitel 4). Das Ãbergewichtsrisiko eines Babys, dessen Mutter in der Schwangerschaft stark an Gewicht zugenommen hatte, liegt bei 60 bis 70 Prozent. Auch das Risiko für die Entstehung eines Typ-II-Diabetes im späteren Leben steigt bei einem Kind mit einem Geburtsgewicht über 4 000 Gramm um etwa 40 Prozent an.
Aus diesem Grund heiÃt eine Publikation der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zum Thema frühe kindliche Prägung: »Prävention beginnt bereits im Mutterleib« (DGE 2009). Der Wissenschaftler Andreas Plagemann, der zu den Pionieren der Erforschung der pränatalen Prägung in Deutschland gehört, rät: »Prävention darf nicht erst im Kindesalter beginnen. Entscheidende, lebenslange Weichenstellungen im Sinne einer Prägung von Krankheitsveranlagungen erfolgen bereits während kritischer Entwicklungsphasen im Mutterleib und in den ersten Lebenswochen.« (zit. nach DGE 2009)
Deswegen gilt heute: Essen Sie als Schwangere nicht, wie man früher riet, »für zwei«. Wenn Sie normalgewichtig sind, sollte Ihre zusätzliche Energieaufnahme in der Schwangerschaft bei 200 bis 300 Kilokalorien liegen. Dies entspricht beispielsweise 100 Gramm Vollkornbrot und zwei Ãpfeln pro Tag zusätzlich.
Untergewichtige Frauen sollten in der Schwangerschaft laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung 12,5 bis 18 Kilogramm zunehmen, normalÂgewichtige Frauen 11,5 bis 16 Kilogramm und übergewichtige Frauen 7 bis 11,5 Kilogramm.
Falls Sie stark übergewichtig sind, sollten Sie nicht während der SchwangeÂrschaft abnehmen, sondern besser schon das Gewicht reduzieren, bevor Sie schwanger werden. Die empfohlene GewichtsÂzunahme für stark überÂgewichtige Schwangere beträgt mindestens 6 Kilogramm in der Schwangerschaft.
Das Thema Ernährung wird zu Königsdisziplin
»Die Basis unseres Seins ist die Ernährung.« Dieser tiefgründige Satz stammt von Sternekoch
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