Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwangerschaft ist keine Krankheit

Schwangerschaft ist keine Krankheit

Titel: Schwangerschaft ist keine Krankheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jael Backe
Vom Netzwerk:
Kaiserschnitt? Welche werdende Mutter wünscht sich den Kaiserschnitt als Entbindungsform? Doch bevor wir diesen Fragen nachgehen, zunächst einmal zur Klärung einiger Begriffe.
Primärer oder sekundärer Kaiserschnitt, Wunsch-Kaiserschnitt – was ist das?
    Beim Kaiserschnitt wird das Ungeborene durch einen Schnitt aus dem Mutterleib geholt. Dazu wird ein Unterbauch-Querschnitt im Bereich der Schamhaargrenze der Mutter ausgeführt. Man nennt das Pfannenstiel-Schnitt.
Primärer Kaiserschnitt
    Als primären Kaiserschnitt bezeichnet man einen bereits im Vorfeld geplanten Kaiserschnitt. Er wird durchgeführt, wenn die Fruchtblase noch nicht gesprungen ist und keine Wehentätigkeit besteht. Der Vorteil des primären Kaiserschnittes liegt in seiner Planbarkeit. Er kann unter besten organisatorischen Bedingungen zu einer festgesetzten Uhrzeit in der Kernarbeitszeit des medizinischen Teams »in aller Ruhe« stattfinden – gegebenenfalls unter sofortiger Bereitschaft der Kinderärzte. In den oben genannten Beispielen hat sich Nicola für einen geplanten Kaiserschnitt entschieden.
Sekundärer Kaiserschnitt
    Vom sekundären Kaiserschnitt spricht man, wenn bereits Geburtswehen eingesetzt haben oder die Fruchtblase gesprungen ist, also wenn die Geburt bereits begonnen hat. Dies war in den obigen Beispielen bei Sophies erster Geburt der Fall. Ein sekundärer Kaiserschnitt findet häufig beim Auftreten mütterlicher oder kindlicher Komplikationen statt. Im schlimmsten Falle handelt es sich um einen sogenannten Notkaiserschnitt, der bei drohender Lebensgefahr für Mutter oder Kind manchmal in aller Eile erfolgen muss.
    Ist das Leben von Mutter oder Kind akut bedroht, so wird der Kaiserschnitt aus zwingenden geburtsmedizinischen Gründen durchgeführt. Man spricht dann von einer »absoluten Indikation« für den Kaiserschnitt. Beispiele hierfür sind unter anderem Querlage des Babys, drohendes Reißen der Gebärmutterwand, vorzeitige Ablösung des Mutterkuchens, Vorliegen des Mutterkuchens vor dem Muttermund, schwere kindliche Infektion und schwere mütterliche Erkrankungen. Insgesamt genommen machen diese Indikationen weniger als 10 Prozent aller Kaiserschnitte aus.
    Etwa 90 Prozent aller Kaiserschnitte werden im Gegensatz dazu wegen einer sogenannten relativen Indikation durchgeführt, bei der die geburtshilflichen Risiken für Mutter und Kind gegeneinander abgewogen werden müssen. Dazu gehören unter anderem die kindliche Steißlage, ein geschätztes kindliches Geburtsgewicht über 4500 Gramm, Zwillings- und Drillingsgeburten, der Zustand nach einem Kaiserschnitt, pathologische kindliche Herztöne und mütterliche Erschöpfung. Auch wenn Sie unter starker Geburtsangst leiden und deswegen einen Kaiserschnitt wünschen, ordnet man dies den relativen Indikationen für einen Kaiserschnitt zu.
Wunsch-Kaiserschnitt
    Von einem Wunsch-Kaiserschnitt, der auch als »Kaiserschnitt kraft Vereinbarung« oder »Gefälligkeitskaiserschnitt« bezeichnet wird, spricht man, wenn überhaupt keine medizinische Indikation ersichtlich ist. Wenn Sie beispielsweise die Geburt Ihres Kindes aus beruflichen Gründen oder wegen eines günstigen Horoskops terminlich bestimmen möchten, dann handelt es sich um einen Wunsch-Kaiserschnitt. Alle anderen Situationen, in denen eine Schwangere aus Sorge um ihr Baby, aus Befürchtung von Geburtsschmerz oder aus Furcht vor eigenen organischen Spätschäden wie Blasenschwäche und Blasensenkung einen Kaiserschnitt wünscht, sind keine Wunsch-Kaiserschnitte, sondern Kaiserschnitte mit relativer Indikation.
Warum steigen die Kaiserschnittraten?
    Im Jahr 1991 lag die Kaiserschnittrate in Deutschland noch bei 15,3 Prozent, im Jahr 2001 betrug sie 22,6 Prozent, 2009 dann schon 31 Prozent (Statistisches Bundesamt). Die Kaiserschnittraten steigen seit Jahren kontinuierlich an. In der öffentlichen Diskussion zu diesem Thema wird das häufig pauschal mit der Zunahme der Wunsch-Kaiserschnitte in Verbindung gebracht.
    Laut Ergebnissen verschiedener Studien sind die geplanten, primären Kaiserschnitte jedoch im gleichen Maße angestiegen wie die sekundären Kaiserschnitte (Lutz und Kolip 2006). Dies weist darauf hin, dass die steigende Kaiserschnittrate nicht nur auf erwünschte Kaiserschnitte zurückzuführen ist, sondern auch auf die ungeplanten Kaiserschnitte, die während

Weitere Kostenlose Bücher