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Schwangerschaft ist keine Krankheit

Schwangerschaft ist keine Krankheit

Titel: Schwangerschaft ist keine Krankheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jael Backe
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in Kügelchen-Form mitzugeben und Besserung zu versprechen. Man braucht dafür auch weniger Zeit.
    Ehrlicher ist es allerdings, in Kenntnis des Placebo-Charakters dieser Mittel, darauf zu verzichten und »einfach« mit der Schwangeren zu sprechen. Das hilft.
    Fazit: Es wäre sehr wichtig, alternativ- und komplementärmedizinische Methoden streng wissenschaftlich zu erforschen, ihre Wirkungen nachzuweisen und ihre Risiken zu ermitteln. Insofern sind diejenigen Hebammen, die sich um eine wissenschaftliche Fundierung ihrer beruflichen Aktivitäten bemühen, auf einem sehr richtigen Weg. Es bleibt zu hoffen, dass sich viele weitere Hebammen dem wissenschaftlichen Denkansatz öffnen und es ermöglichen, das sogenannte alte Heilwissen auf seinen Nutzen und Schaden für die Gesundheit der Schwangeren zu überprüfen. Einstweilen helfen bei typischen Schwangerschaftsbeschwerden, die keinen Krankheitswert haben, echtes Zuhören und Information mindestens ebenso gut wie Globuli als Zuwendungsersatz.
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Kapitel 12
Wie entbinden? Die Geburt zwischen Erlebnis und Risiko
Die Geburt zwischen unwägbarem Risiko und einzigartigem emotionalen Erlebnis
    Â»Der Vogel kämpft sich aus dem Ei. Das ist die Welt. Wer geboren werden will, muss eine Welt zerstören.« (Hermann Hesse)
Fallbeispiel: Sophie D., 38 Jahre
    Sophie hat bereits vor drei Jahren ein Kind zur Welt gebracht, und zwar mit Kaiserschnitt. Nun ist sie wieder schwanger, hat die Hälfte der Schwangerschaft hinter sich und fragt sich, wie sie dieses Mal entbinden soll. Beim ersten Kind wurde der Kaiserschnitt durchgeführt, weil sich die Herztöne des Babys unter der Geburt zunehmend verschlechterten. Alles ging damals sehr schnell. Sie erinnert sich noch an die lange Zeit der Wehen und dann das jähe Ende … Dem Baby ging es sehr gut und auch sie erholte sich rasch von den Folgen der Operation. Dennoch war sie damals enttäuscht, dass sie das Baby nicht spontan bekommen konnte. Deswegen will sie es noch einmal versuchen. Dieses Mal soll es eine Spontangeburt werden.
Fallbeispiel: Nicola K., 24 Jahre
    Nicola ist 32 Schwangerschaftswochen weit, dies ist ihre zweite Schwangerschaft. Ihr erstes Kind kam am 9. September 2009 auf die Welt. Nicola hatte damals einen vorzeitigen Fruchtblasensprung. Die Wehen wurden eingeleitet und waren sehr anstrengend. Irgendwann wurde eine Periduralanästhesie in die Wege geleitet, sie konnte sich dadurch noch einmal erholen. In der letzten Phase der Geburt hatte sie nicht mehr genug Kraft, deswegen wurde das Baby mit der Saugglocke geholt. Diese Geburt war für Nicola ein unangenehmes Erlebnis, an das sie sich nicht gerne erinnert. Daher strebt Nicola in dieser Schwangerschaft einen Kaiserschnitt an. Der voraussichtliche Entbindungstermin ist der 15. November 2011. Sie wünscht sich nun einen geplanten Kaiserschnitt am 11. November 2011. Das Datum passt gut zum Geburtsdatum ihres ersten Kindes.
Selbstbestimmtheit
    Häufig sitzen junge Frauen mit Kinderwunsch vor mir, die ihren gesamten Menstruationszyklus im Smartphone abgespeichert haben. Sie lassen sich durch spezielle Apps ausrechnen, wann sie fruchtbar sind und wann der voraussichtliche Entbindungstermin sein wird. Auf Wunsch lassen sich die Entwicklungsstadien des Babys in den ersten Lebenswochen auf dem Display abrufen.
    Schwangerschaft ist heute virtuell planbar, simulierbar, programmierbar. Wen wundert es, dass derart gut informierte Frauen bei der Wahl der Entbindungsart, ob Spontangeburt oder Kaiserschnitt, ein aktives Mitspracherecht einfordern?
    Unsere Mütter und Großmütter wurden noch nicht gefragt, wie sie entbinden wollen. Was noch vor 50 Jahren überhaupt kein Thema war, die Einbindung der Frau in einen medizinischen Entscheidungsprozess, das ist heute an der Tagesordnung. Autonome junge Frauen wollen informiert werden und dann Entscheidungen treffen. Selbstbestimmtheit ist das Stichwort. So jedenfalls wird dieses Thema gerne dargestellt.
    In der öffentlichen Diskussion zum Thema Kaiserschnitt und in den Medien wird immer wieder die Frage gestellt: Steigen die Kaiserschnittraten in Deutschland an, weil die Schwangeren als Ausdruck ihrer Selbstbestimmtheit Kaiserschnitte einfordern? Ich bezweifle dies und frage mich: Wie selbstbestimmt entscheiden denn junge Frauen und deren Partner, wenn es um die Art der Entbindung geht? Wie viele Frauen wünschen sich überhaupt einen

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